Cosenza, die Stadt am Rand des Sila-Gebirges, liegt da wo die Flüsse Crati und Busento zusammenfließen. Cosenza ist zumindest Literaturkennern durch das Gedicht August von Platens „Das Grab am Busento“ bekannt. Demnach fand im Flussbett des Busento der berühmte Westgotenkönig Alarich sein Grab. Nachdem er Rom erobert und geplündert hatte, starb Alarich im Jahr 410 n. Chr. auf seinem Weg nach Sizilien in Cosenza. Sein Grab mit dem großen Schatz wurde bis heute nicht gefunden. Immer wieder wird danach gesucht.
Cosenzas Altstadt hat viele nostalgisch anmutende Gassen, Treppen und imposante Plätze. Zu den Sehenswürdigkeiten gehören u.a. der romanisch-gotische Dom. In seinem Inneren befindet sich das Grabmal der Isabella von Aragon (gestorben 1271), der Frau des französischen Königs Philipp III.
Über der Stadt thront ein Kastell, das Friedrich II. 1184 auf den Überresten einer normannisch-arabischen Burg errichten ließ. weiteres erfahrt ihr hier07
Schloss von Cosenza
Hoch oben auf dem Hügel Pancrazio thront das Kastell von Cosenza. 937 nach Christi errichteten die Einwohner von Cosenza ihre Festung auf diesem Hügel. Sie wird oft auch als Castello Normanno bezeichnet. Das schwere Erdbeben von 1184 zerstörte die Festung. Erst unter Friedrich II. von Schwaben (14. Jahrhundert) erlebte die Burg eine Renaissance und übernahm wieder wichtige Verteidigungsfunktionen. Nach dem Vorbild schwäbischer Burgen mit rechteckiger Struktur, Ecktürmen, Zinnen, gewölbter Hallen bauten die Schwaben das Castello aus.
Nach einer kurzzeitigen privaten Nutzung als fürstlicher Wohnsitz unter dem kalabrischen Herzog Luigi III. im 15. Jahrhundert, kehrte es im 16. Jahrhundert unter spanischer Herrschaft zu seiner militärischen Funktion zurück. Nach einem erneuten schweren Erdbeben 1638 diente es lange Zeit nur noch als Materialreserve. Türme und Zinnen werden abgetragen und zerstört. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts fällt es der Diözese zu. Im 19. Jahrhundert brachte die Herrschaft der Bourbonen erneute Veränderungen für die Festung, die u.a. auch wieder als Gefängnis diente.
1870 gab es erneut ein schweres Erdbeben, dessen Epizentrum in Cosenza lag. Die schweren Zerstörungen ließen das Burggelände jahrelang brach liegen. Selbst der urkundlich belegte Kauf der Burg durch die Gemeinde vom 23. Dezember 1885 konnte den weiteren Zerfall des Terrains nicht stoppen.
Erst im 21. Jahrhundert, ab 2008, begannen umfangreiche Instandsetzungsarbeiten. Seit 2015 ist das Schloss ein symbolträchtiger kultureller Ort für Cosenza. Besucher können sich mittels Audioguide über die Geschichte des Schlosses informieren. Die Räumlichkeiten werden heute für Tagungen, Ausstellungen, Lesungen, Konzerte u. v. mehr genutzt. Es ist ganzjährig geöffnet. Man erreicht es zu Fuß oder mit dem öffentlichen Nahverkehr.
Castello Normanno Svevo Cosenza
Tel. +39 09841811234
info@svevosrl.it
www.castellocosenza.it
Villa Rendano in Cosenza
Unweit des Palazzo Arnone, in dem die Nationalgalerie Cosenza und das Denkmalschutzamt untergebracht sind, steht die Villa Rendano. Ein eleganter Bau aus dem 14. Jahrhundert, von hohen Palmen umgeben. Hier wohnte einst der cosentinische Pianist und Komponist Alfonso Rendano (1853 – 1931), dem das Stadttheater von Cosenza gewidmet ist. Rendano ließ sich u. a. in Paris bei Sigismund Thalberg, einem Schüler Chopins, und in Leipzig bei Carl Reinecke ausbilden. Er war ein Freund von Franz Liszt. Neben zahlreichen Klavierstücken komponierte er die Oper Consuelo, die 1902 in Turin uraufgeführt wurde.
Heute lädt in der Villa Rendano ein Mulimedia Museum dazu ein, die Geschichte Cosenzas näher kennenzulernen. In sieben Räumen werden historische Schlaglichter der Stadt von den Ursprüngen bis in das 20. Jahrhundert multimedial aufbereitet und in einer einstündigen beeindruckenden Show dargeboten.
Es wird nicht langweilig. Und wenn man zum Abschluss des Besuchs auf der Terrasse den wunderschönen Rundblick auf die Stadt genießt, dann kann man einige der Schauplätze aus der Mulitmedia-Show wieder erkennen.
Villa Rendano
Via Triglio 21, Cosenza
Tel. +39 098473022
info@consentiaitinera.com
www.consentiaitinera.com
Brücke von Santiago Calatrava
Von fast allen Aussichtspunkten fällt dem Betrachter immer ein modernes Brückenbauwerk ins Auge: Die San-Francesco-Brücke ist die höchste Schrägseilbrücke Europas. Sie wurde am 26. Januar 2018 eingeweiht. Entworfen hat sie der spanische Architekt Santiago Calatrava. Sie ist dem Schutzheiligen Kalabriens San Francesco di Paola gewidmet. Sie verbindet die beiden Stadtteile, die der Fluss Crati trennt. Mit seiner riesigen Spannweite aus Stahlbeton überquert das moderne Bauwerk nicht nur den Fluss, sondern auch noch zwei Eisenbahngleise. Kombiniert ist die moderne Brückenkonstruktion mit einem Bahnhof, der ein Dach aus Stahl und Glas hat.
Die urbane Brücke hat einen einzigen schrägen Pfeiler, der mit 104 Meter Höhe wie in den Himmel ragt und mit den Stahlseilen an eine große Harfe erinnert. Als ein weithin sichtbarer Wegweiser in die Stadt ist die 140 Meter lange, 24 Meter breite Brücke für den Auto- und Fußgängerverkehr zugelassen. Die aus Stahl, Beton und Naturstein bestehende Architektur ist eines der wichtigsten Infrastrukturbauten Süditaliens. Wir sind begeistert, können uns vorstellen, dass dieses moderne Bauwerk sicher auch bald das Wahrzeichen für die Provinz Cosenza ist – als Sinnbild der Harmonie zwischen Altem und Neuen. Weitere Informationen: www.floormature.de
Wo liegt Alarich begraben ?
Von Platens Gedicht beginnt in der Originalversion (Gedichte von August Graf von Platen, Cotta, 1828) mit den folgenden Versen: „Nächtlich am Busento lispeln, bey Cosenza, dumpfe Lieder, Aus den Wassern schallt es Antwort, und in Wirbeln klingt es wieder! Und den Fluß hinauf, hinunter, zieh’n die Schatten tapfrer Gothen, Die den Alarich beweinen, ihres Volkes besten Todten.“
Und auch wegen Alarich kommen Touristen nach Cosenza in Kalabrien. Auch wir haben bei unserem Besuch Alarichs Grab nicht gefunden, aber viel über Alarich und das heutige selbstbewußte Cosenza gehört. Vor allem die Menschen, die ihre Stadt aus dem Schatten holen und zu einer sehenswerten kleinen Vorzeigestadt entwickeln. Darüber lest Ihr hier mehr.
Dom von Cosenza
Zu den Sehenswürdigkeiten gehören u.a. der romanisch-gotische Dom. In seinem Inneren befindet sich das Grabmal der Isabella von Aragon (gestorben 1271), der Frau des französischen Königs Philipp III. Der um 1100 in romanisch-gotischem Stil erbaute Dom birgt auch das Grabmal des römisch-deutschen Königs und Königs von Sizilien Heinrich (VII.) aus dem Geschlecht der Staufer, der an den Folgen eines Sturzes vom Pferd am 12. Februar 1242 in Martirano verstorben war und hier von seinem Vater Kaiser Friedrich II. bestattet wurde.
Theater von Cosenza
Theater von Cosenza am Platz gegenüber dem Sitz des Gouverneurs hat eine lange Geschichte. Zuerst schauen wir uns das imposante Denkmal für den berühmten Sohn Telesio an. Kinder klettern hinauf, wir nutzen es als Fotostandpunkt.
Diözesanmuseum
Direkt neben dem Dom befindet sich das Diözesanmuseum. Es ist sehenswert, weil einzigartige Kirchenschätze dort eindrucksvoll präsentiert worden sind. Ausgestellt sind Gegenstände aus Kirchen der Stadt und Umgebung von Cosenza.
Berühmtestes Stück ist die Staurothek, das kreuzförmige Reliquiar mit einer Reliquie des Heiligen Kreuzes, welche von Kaiser Friedrich II. zur Weihe der Kathedrale der Kirche zum Geschenk gemacht worden war.
Informationen zum Diözesanmuseum
Museo Diocesano di Cosenza (Diözesanmuseum), Piazza Aulo Giano Parrasio 16. Tel.: +39 984 6877171, E-Mail: info@museodiocesanocosenza.it.
Lebendiges Bretti Museum
Funde aus der Frühgeschichte der Region um Cosenza und der berühmten Ausgrabungsstätte von Ebene von Sybari konnten wir im Bretti-Museum besichtigen.Es ist ein spannendes Museum, in einem ehemaligen Kloster untergebracht.
Für mich als Hobbyarchäologen um so mehr, weil ich das erste Mal in meinem Leben anhand einer multimedialen Installation ein Grab „öffnen“ konnte. Bisher sah man die einzelnen Grabungshorizonte in herkömmlichen Museen immer nur nebeneinandergelegt oder nur eindimensional.
Hier wurde mittels moderner Multimediatechnik die Grabfolge einzeln „aufgeblättert“. Ein Erlebnis für jeden an der Archäologie halbwegs Interessierten.
Dr. Maria Cerzoso, Direktorin des Bretti-Museum ConsenzaInformationen Brettii Museum
Museo dei Brettii e degli Enotri (Museum der Bruttier und Enotrier, Salita S. Agostino. Tel.: +39 (0)984 23303.
Nationalgalerie
Gemälde von kalabresischen und neapolitanischen Künstlern aus dem 15.-19. Jahrhundert kann man auf mehreren Etagen in der Galleria Nazionale erleben. Zu sehen sind unter anderem berühmte Gemälde von Pietro Negroni, Mattia Preti und Umberto Boccioni.
Informationen Galleria Nazionale
Palazzo Arnone, Via G.V.Gravina
Die Recherche in Cosenza wurde unterstützt von der Stadt Cosenza und Akteuren vor Ort (Hotel und Gastronomie), u.a.Hotel Royal, Hotel Tasso, B & B Le Sculture, B & B Erifrà. Vielen Dank an Carmen Mancarella.
Hier weitere Beiträge
Meine Heimat – das Sila Gebirge (von Antonella Prosperati)
das gedicht über das grab am busento haben wir schon in der volksschule auswendig lernen dürfen ..