Was haben Martin Luther und Loriot mit dem Fabeltier Einhorn gemeinsam ? Luther erhielt kurz vor seinem Tod im Jahr vom Grafen von Mansfeld Einhornpulver (der Graf hatte in seiner Kunstkammer ein Zahn des Narwales, der als Einhornzahn gedeutet wurde).  Luther starb trotz der angeblichen Heilwirkung des damals als Medizin gehypten Pulvers. Und Vicco von Bülow (Loriot) bestaunte während seines Besuches in der St. Gotthardtkirche zu Brandenburg/Havel den dort in einer Vitrine seit mehr als 500 Jahren existierenden imposanten Jagdteppich mit einer Einhorndarstellung.

Brandenburger Einhornteppich im Barberini
Jungfrau mit Einhorn am Brunnen und Jagdgruppen, Ende 15.Jahrhundert ?, Evangelische St. Gotthardt- und Christusgemeinde Brandenburg an der Havel

Jungfrau mit Einhorn am Brunnen und Jagdgruppen, Ende 15.Jahrhundert ?, Evangelische St. Gotthardt- und Christusgemeinde Brandenburg an der Havel

Dieser bisher noch nie woanders als in Loriots Taufkirche gezeigte Teppich ist jetzt in der neuen Kunstaustellung im Potsdamer Museum Barberini als Glanzstück zu sehen. Zusammen mit einem ebenfalls noch nie ausgeliehenen Gemälde einer Einhorndarstellung aus dem Staatlichen Museum Schwerin.

Maerten de Vos, Einhorn, 1572, Staatliche Schlösser Gärten und Kunstsammlungen Mecklenburg-Vorpommern, Schwerin

Maerten de Vos, Einhorn, 1572, Staatliche Schlösser Gärten und Kunstsammlungen Mecklenburg-Vorpommern, Schwerin

Die weltweit erste Ausstellung über das Einhorn, das es als Tier nie gab, will die bis heute andauernde Faszination für das Fabeltier erklären. Die Schau „Einhorn. Das Fabeltier in der Kunst“ im Potsdamer Museum Barberini umfasst 150 Werke, die sich allein um das magische Pferd drehen. 80 Leihgeber aus 18 Ländern schickten Kunstwerke in die einstige preußische Residenzstadt.

Das Einhorn galt als Symbol für Christus, weshalb es auf vielen Altarbildern gezeigt wurde, es galt als Zeichen der Keuschheit und wurde oft mit einer jungen Frau gemalt, und seinem Horn wurden medizinische Wunderkräfte nachgesagt, weshalb sich viele Apotheken nach dem Einhorn benannten. Es gibt sie in jeder größeren Stadt. Das einhorn begegnet uns bei Harry Potter, bei Asterix, als Werbungikone oder in den Kinderzimmern. So berichtet Michael Philipp, der Chefkurator des Museums Barberini und Kurator der Ausstellung während der Ausstellungseröffnung.

Die Themenausstellung im Museum Barberini präsentiert Werke und Objekte, darunter Arbeiten von Arnold Böcklin, Albrecht Dürer, Hans Baldung Grien, Angela Hampel, Rebecca Horn, René Magritte, Gustave Moreau, Aurélie Nemours, Olaf Nicolai, Joachim Sandrart, Marie Cécile Thijs und Maerten de Vos. Die Bandbreite der Exponate bildet eine Zeitspanne vom zweiten Jahrtausend vor Christus bis in die Gegenwart ab und umfasst neben Gemälden und Grafiken auch Skulpturen, Manuskripte, Tapisserien, Videoarbeiten und Kunstkammerobjekte. Zu den Leihgebern aus 18 Ländern zählen das Ashmolean Museum, Oxford, die Gallerie degli Uffizi, Florenz, das Grüne Gewölbe, Dresden, das Historische Museum Basel, das Metropolitan Museum of Art, New York, das Musée du Louvre, Paris, das Museo Nacional del Prado, Madrid, das Rijksmuseum, Amsterdam, und das Victoria and Albert Museum, London.

Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit dem Musée de Cluny und der GrandPalaisRmn, Paris. Im Musée de Cluny ist die Schau als zweite Station vom 13. März bis 12. Juli 2026 zu sehen. Übrigens wird der Jagdteppich aus Brandenburg/Havel nicht in Paris gezeigt, er ist mit fünf Metern Länge zu groß. Man muß also in die St. Gotthardtkirche nach Brandenburg/Havel fahren, um das Kunstwerk ab Frühjahr 2026 zu bestaunen. Oder eben bis ende Februar 2026 ins Museum Barberini kommen, und viel Zeit mitbringen. Der Teppich wurde , bevor er in Potsdam gezeigt wurde, restauriert und soll später in der Brandenburger Kirche eine neue Vitrine bekommen, damit er weitere Jahrhunderte überdauert.

Einhorn.Barberini.Potsdam

Infos zum Rahmenprogramm und den Öffnungszeiten des Museum Barberini stehen hier.