Von Kärstin Weirauch
Die Frühlingssonne macht gute Laune und große Lust auf’s Reisen. Da kommt die Einladung des Tourismus- und Kulturmagazins von Salento Spiagge, deren Herausgeberin Carmen Mancarella ist, gerade recht. Sie lädt zur 69. Journalistenrundreise in den Salento ein. Die Region des Salento liegt im unteren Teil von Apulien (direkt im Absatz des Stiefels von Italien). Diesmal stehen die Städte Mesagne, Francavilla Fontana, Erchie und ein Kurz-Ausflug an das Mittelmeer in die Gegend um Melendungo zu der archäologischen Ausgrabungsstätte Roca Veccia und Küsten-Sehenswürdigkeiten, darunter Torre del Orso, San Andrea und das zauberhafte Lecce im Mittelpunkt. Wir lernen Gemeinden kennen, die ausser in Achim Hallers im Verlag Michael Müller erschienen Apulien-Band bisher in keinem der üblichen Reiseführer gelistet sind. Leider muß man sagen, denn die authentisch wirkendenden Orte in der Umgebung von Lecce und Brindisi hätten durchaus mehr Touristen verdient. Gemeinsam mit den Einwohnern der Stadt Erchie werden wir am Fest zu Ehren von San Giuseppe teilnehmen. Darüber lest ihr hier später mehr.
Hier ein Überblick über einige Stationen der Tour.
Chiesa di San Pietro ‚a Crepacore‘ in Torre Santa Susanna
Das Gebäude mit quadratischem Grundriss wurde zwischen dem 6. und 7. Jahrhundert aus unregelmäßig geschnittenen lokalen Steinblöcken erbaut, die wahrscheinlich zur Wiederverwendung aus den Überresten eines römischen Dorfes entfernt wurden, das in der Gegend nach jüngsten aräologischen Ausgrabungen entdeckt wurde. Der Innenraum der Kirche ist dreigeteilt. Das Mittelschiff ist von zwei niedrigen, in der Achse angeordneten Kuppeln bedeckt. An den Innenwänden befinden sich wertvolle Fresken, die unterschiedlichen kulturellen Strömungen zugeordnet werden können: der lombardisch-beneventanischen Kunst und der byzantinischen Kunst. Nicht nur für an Archäologie und Kunstgeschichte Interessierte ist dieses Denkmal ein Höhepunkt.An der Kirche wurde eine Grabstätte freigelegt, die auf das 7. Jahrhundert n. Christi datiert werden kann. Heute wird die sehr kompakte und aufwändig restaurierte Kirche durch die Kommune Torre Santa Susanna verwaltet und als museale Stätte den Gästen zugänglich gemacht. Informationen kann man genügend über die App sowie diverse Ausschilderungen erhalten.

Neben der Kirche lädt eine großzügige Masseria ein.

Bürgermeister Nichele Saccomanno begrüßt mit regionalen Köstlichkeiten
Wir genießen bei herrlichem Sonnenschein die vom Bürgermeister mitgebrachten kleinen Süßigkeiten „le zeppole di San Guiseppe“ und stimmen uns so auf den bevorstehenden „Tag des heiligen Guiseppe“ ein.
Torre Santa Susanna
Unsere kleine Reise führt uns weiter zu einer Ölmühle im Ort Torre Santa Susanna. Eine sehr gut restaurierte unterirdisch angelegte Ölmühle überrascht uns in der kleinen italienische Gemeinde in der Provinz Brindisi in der Region Apulien, mit 10.000 Einwohnern. Die Stadt liegt an der Bahnstrecke Martina Franca-Lecce, Haltepunkt ist Erchie Torre San Susanna.

Gerade eröffnet wurde das Museum für die Olivenölherstellung im Salento.
ein Besuch des neueröffneten Olivenölmuseums lohnt, leider reichte unsere Zeit nur für einen Blick hinein. Dafür verweilten wir länger in der doch recht großen unterirdischen Ölmühle.
Kirche Torre Santa Susanna
Blick in die Hauptkirche von Torre Santa Susanna
Besuch des La Pruina-Weingutes
Die Geschichte des Weingutes kannten wir schon von einer Weinmesse in Berlin. Jetzt endlich besuchten wir das Unternehmens, dessen Geschichte in den 1980er Jahren mit der Begeisterung von Pietro D’Apolito, der uns heute als Nonno Pietro bekannt ist, begann. Nachdem Pietro mehrere Hektar Land in Torre Santa Susanna im Herzen des Salento geerbt hat, beschloss er, die Landwirtschaft – Olivenanbau und Weinbau – zu seinem Lebensunterhalt zu machen und gründet die Azienda Agricola D’Apolito.

Valentina Antonini und John Moretto stellen ihre Weine vor.
Die Winzerfamilie präsentiert sich auf einem Bild im Verkaufsraum.
Hier geht es zur Homepage des Weingutes.
Tag des Heiligen Guiseppe: Höhepunkt der Reise
Dann kam der große Abend. Gemeinsam mit den Einwohnern und Einwohnerinnen der kleinen Stadt Erchie werden wir am Fest zu Ehren von San Giuseppe teilnehmen.

Gottesdienst zur „Verabschiedung“ von San Guiseppe (re.)
Am Vorabend des 19. März gibt es ein großes Freudenfeuer, zu dem der heilige Guiseppe in einem Prozessionszug getragen wird. Dabei begleiten ihn nicht nur die Einwohner und Einwohnerinnen, sondern auch viele Gäste.
Der 19. März wird in Italien als Vatertag gefeiert. Das Datum ist ein wichtiger katholischer Feiertag, der mit dem heiligen Guiseppe (heiliger Josef), dem Vater Jesu, verbunden ist.

San Guiseppe ist am Festplatz angekommen.

Feuerspeier unterhalten die Tausende Gäste,. begvor der Berg von Olivenreisig verbrannt wird und das Freudenfeuer zu Ehren von San Guiseppe beginnt.
Am nächsten Tag in Erchie
Es ist üblich, in Italien an diesem Tag Süßigkeiten „le zeppole di San Guisppe“ zu backen. Seit 1479 steht das Fest des heiligen Josef im römischen Kalender. Mit dem Fest des heiligen Josef wird zugleich der Winter verabschiedet und die Ankunft des Frühlings gefeiert. Am 19. März segnete der Erzbischof von Oria in Erchie die Menschen und ihre Tafeln mit den Köstlichkeiten aus der apulischen Küche. Die reich gedeckten 40 Tafeln, meist von gemeinnützigen Unternehmen beziehungsweisen Vereinen initiiert, sind rund um die Kirche aufgebaut.
Doch zuvor das Anzünden des großen Freudenfeuers am Abend des 18. März erleben. Und am 19. März, dem Tag des heiligen Guiseppe, erleben wir die 40 liebevoll gestalteten Tafeln, mit denen die Erchieer ihre Einwohner und Gäste bewirteten.

Erchies Musikkapelle begeisterte wieder einmal das Publikum.

Die Riege der Bürgermeister während des Festtages

Freude über San Guiseppe auch in der Bar

Die Mitglieder einer Kongregation führen die Prozession, die die Kirche umrundet an.
Hier ein Übernachtungstipp
Boutiquehotel Palazzo Savino in Mesagne, dazu hier mehr
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Italien, Apulien, Salento, Santa Maria di Leuca: Stationen einer meiner Reisen per Bahn vor etwa 45 Jahren. Erinnerungen an die Einzigartigkeit dieser region werden wach. Und dann der Josefstag in Erchie mit seinen Traditionen. Faszinieruend für mich specialmente perché mi chiamo Josef.
Höre die Musik, sehe die farbigen Umzüge, ahne die Begeisterung.
Ein Reiseziel der besonderen Art.
Ein schöner Bericht über eine sehr schöne Zeit wieder in dem Salento, der es wirklich verdient hat bereist zu werden. Vor allem – bei aller Liebe zum Meer – muss man einfach sagen, dass die wirklichen Schätze in den vielen kleinen Gemeinden im Hinterland der beiden Meere zu finden sind und unbedingt besucht zu werden. Selbst für nicht religiöse Menschen ist die Schönheit der Kirchen maximal beeindruckend.
Und es lohnt immer an den Prozessionen teilzunehmen – alleine von der Lebensfreude dieser freundlichen und fröhlichen Menschen zu partizipieren, ist ein Geschenk!