Von Kärstin und Dieter Weirauch

Auf unserer Bahnreise nach Breslau im vergangenen Jahr kamen wir im zug mit einer Dame ins Gespräch, die über „ihre“ Stadt Opole/Oppeln und das Oppelner Land g schwärmte. „Viele Denkmäler, Museen, ein pulsierendes Kulturleben, gut restaurierte Städte mit wechselvoller Geschichte werden Sie überraschen. Und natürlich die unverwechselbare Natur, egal zu welcher Jahreszeit Sie das Oppelner Land besuchen.“

Und so machten wir im Mai uns auf den Weg: Über Görlitz reisen wir nach Polen in die Woiwodschaft Opole. Sie ist die kleinste aller Woiwodschaften, aber reich an vielen Attraktionen: Schlösser, Städte, Kulinarik, Wein und viel überraschende Technik. Eine stürmische Vergangenheit hat Spuren hinterlassen. Das weltweit älteste Skelett des ersten Dinosauriers auf polnischem Boden war eine wahre Sensation. Er bekam den Namen Silesaurus opolensis, der schlesische Saurier aus Opole. Den schauen wir uns bei einem nächsten Besuch im eigens errichteten Jurapark an. die Geschichte des Oppelener Landes wurde uns anschaulich von engagierten Guides nahegebracht. Das Mittelalter brachte die Gründung zahlreicher Städte, so die regionale Hauptstadt Opole. Der Hauch der Geschichte ist z. B. zu spüren am Piasten-Turm in Opole, an der 1200 meterlangen gut erhaltenen Stadtmauer aus dem 13. Jahrhundert in Paczków/Patschkau oder auch bei der Figur der Heiligen Anna Selbdritt im St. Anna-Sanktuarium auf dem Annaberg. Die Geschichte des Landes ist auch an der Existenz der zahlreichen Schlösser und Paläste ablesbar. Mehr als zweihundert gibt es in der Region. In drei Schlössern werden wir auf unserer Reise übernachten (Pałac Pawłowice in Gorzów Slaski, Pałac Moszna in Moszna, Pałac Sulislaw in Grodków). An vielen Schlössern sind wir vorbei gekommen, einige harren noch ihrer Restaurierung.

Kulinarik

Und natürlich darf man auf einer Reise im Oppelner Land nicht die regionale Küche vergessen – eine weitere Perle, die auf kulinarische Traditionen baut, die das jahrhundertelange Miteinander der vielen Einflüsse und Kulturen spürbar macht. Sehr gute Restaurants, z. B. im Palast Pawlowice,  dem Restaurant Szara Willa in Oppeln, Restaurant im Hotel Mercure in Oppeln, Restaurant im Schloss Moszna, Restaurant im Palast Sulisław, bieten Gerichte aus der schlesischen Küche an. Dazu gibt es Wein aus der Region: dem Palastweingut Godyla und dem Weingut Poraj in Paczków./Patschkau. Weingüter in Polen eine Seltenheit? Mitnichten, mittlerweile soll s rund 600 davon geben. Das war eine der Überraschungen, die wir uf der Reise im Oppelner Land erlebten. Und wem das Essen zu opulent ist, der kann sich auch sportlich betätigen im Oppelner Land. Seen laden zum Baden ein, lange Wander- und Fahrradwege in weiter Natur lassen manches „angefutterte“ Pfund Hüftspeck schmelzen. Alle kommen auf ihre Kosten, man muss es „nur“ wollen.

Schloss Moschen wir

Nicht zu übersehen sind im Oppelner Land die vielen Baustellen. Die polnischen Bürger und Angehörigen der deutschen Minderheit verschönern im großen Tempo ihre Städte und Region. Dankl EU-Fördermittel sind überall Investitionen zu erleben. Gut ausgebaute Verkehrswege, ob Straßen oder Eisenbahn, lassen uns gut von Ort zu Ort kommen. Sehenswert in der Umgebung von Oppeln sind historische Residenz- und Bischofsstädte, restaurierte Schlösser sowie attraktive technische Sehenswürdigkeiten.

In der Region finden großformatige kulturelle Veranstaltungen statt, z. B. das Nationale Festival des polnischen Liedes, die „Klasyka Żywa“ des Oppelner Theaters, das kulinarische Festival „Opolskie Smaki, die Tage der Nysa-Festung, das Internationale Ritterturnier in Biskupice und das Musikfest der blühenden Azaleen in Moszna.

Schloss Moschen wir Oppelner Land

Verschiedene Sparten der Künste findet der aufmerksame Tourist überall im Oppelner Land. Ob das Museum des Polnischen Liedes, Kunstmuseen, zum Teil in den Schlössern, Kulturdenkmäler in den Städten und Gemeinden, freischaffende Künstler – wie z. B. der „Roboterfan“ in seiner Roboterfabrik in Moszna – oder auch Straßenmusikanten, die für gute Laune sorgen. Musik scheint überhaupt das verbindende Element in der Region zu sein. Aber auch die Technikfans werden nicht enttäuscht. Ob Gaswerkmuseum in Paczków, Automobil-Metamuseum in Paczkow, Kettenbrücke in Ozimek oder die historische Dampflok in Praszka, wer Interesse hat, kann sich auf diese Spuren begeben. Viele der Museen sind multikulturell aufgestellt, lassen keine Langeweile aufkommen. Mitmachaktionen führen häufig zu überraschenden Äußerungen und bei manch einem Besucher zu neuen Erkenntnissen. Und immer helfen freundliche Menschen mit guten Hinweisen und Erläuterungen. Viele von ihnen sprechen deutsch oder englisch. In den größeren Städten und Gemeinden gibt es auch Tourist-Informationen, wo man sich Info-Material und Tipps geben lassen kann.

Fazit: Die Wojewodschaft Opole, gern auch als Oppelner Land bezeichnet, eine kleine Region im südwestlichen Polen, etwa 500 Kilometer von Berlin entfernt, die sich bestens für einen Urlaub eignet.

In den nächsten Tagen werden wir einige Attraktionen unserer Reise näher vorstellen.

Willkommen in der Belle Epoque

könnte man ausrufen, wenn man Schloss Moschen/heute Moszna, rund 30 Kilometer von der Wojewodschaftshauptstadt Opole entfernt, von Weitem sieht. Schlossführerin Viktoria hat jede Menge Zahlen und Geschichten zum Schloss Moschen parat. Das heutige Schlosshotel in Moszna im Oppelner Land wurde im 17. Jahrhundert für die Familie Tiele-Winckler im Barock-, Neogotik- und Neorenaissance-Stil errichtet. Das Schloss mit 365 Zimmern gehört zu den größten anlagen in Polen. Es ist umgeben von einer weiträumigen Parkanlage. Die Vielzahl der Türme, 99 sollen es sein, verleiht dem Gebäude ein markantes Aussehen.

Mit seinen Türmchen und Erkern wirkt das Schloss wie ein Märchenschloss à la Disneyland. Foto: Schloss Moschen

1866 erwarb Hubert Gustav von Tiele-Winckler, der Begründer des Geschlechts Tiele-Winckler, das Anwesen einschließlich des Dorfes Moschen und der gesamten Parkanlage. Nach dessen Tod erbte sein Sohn Franz Hubert von Tiele-Winckler das Vermögen und erhielt 1895 den Grafentitel vom Deutschen Kaiser Wilhelm II. Der soll auch dreimal, so die Schlossführerin, Gast der Industriellenfamilie gewesen sein. 1896 brannte das barocke Schloss aus ungeklärter Ursache nieder und wurde daraufhin im selben Stil wieder aufgebaut. Der Architekt dieser Ausbauten ist nicht bekannt, jedoch weiß man, dass Franz Hubert von Tiele-Winker selber Ideen verwirklichte. 1900 wurde es durch einen neogotischen Ostflügel und durch den Bau einer Orangerie ergänzt. Von 1912 bis 1914 wurde die Schloss-Anlage mit dem Bau eines Westflügels im Neorenaissance-Stil erweitert. Nach dem Tod von Franz Hubert von Tiele-Winckler im Dezember 1922 ging das Vermögen an seinen Sohn, Claus-Hubert von Tiele-Winckler. Graf Claus-Hubert von Tiele-Winckler, geboren 1892, war dreimal verheiratet, verstarb kinderlos im Jahr 1938. Letzter Bewohner des Schlosses wurde der Neffe und Adoptivsohn Hans Werner von Tiele-Winckler-Rothenmoor. Dieser verließ das Anwesen mit seiner Familie im Februar 1945. Im Zweiten Weltkrieg blieb das Schloss unbeschädigt. Danach bezog die Rote Armee das Schloss. Während der Besetzung 1945 wurde ein großer Teil der Inneneinrichtung zerstört. In den 70er Jahren zog ein Sanatorium ein. Nach 1995 wurde es Hotel und Museumsschloss. Besitzer ist die Wojewodschaft Opole. Die Schlosskapelle dient als Konzertsaal. Die zum Schloss gehörende Parkanlage gehört zu den   größten und schönsten Parkanlagen im Oppelner Land.

Edel wird im Schlossrestaurant auch heute wieder gespeist Foto: Schloss Moszna

Das Schlossrestaurant, das regionale Spezialitäten der schlesischen und Oppelner Küche sowie europäische Küche serviert, befindet sich im prächtigen Inneren des Schlosses Moszna, das aufgrund seiner Ähnlichkeit mit dem aus Kindermärchen bekannten Schneewittchenhaus auch „Schlesisches Disneyland“ genannt wird. Wunderschön präsentierte Spezialitäten des Küchenchefs und eine stilvolle Inneneinrichtung nehmen die Gäste des Restaurants mit auf eine magische Reise voller Geschmack und neuer Entdeckungen. Der Innenbereich des Restaurants grenzt an einen Wintergarten voller exotischer Pflanzen.

Der Kaminraum ist ein Ort für Feste und das stimmungsvolle Café grenzt an die Terrasse, wo man in erlesener Gesellschaft sonnenbadender Steinlöwen Kaffee trinken kann.

Blick in ein Gästezimmer Foto: Schloss Moschen

Blick in ein Gästezimmer Foto: Schloss Moschen

Nächste Station unserer Rundreise durch das schöne Oppelner Land ist Schloss Sulislaw 

Die Recherche in Städte, zu Schlössern, regionaler schlesischer Küche sowie zu technischen Highlights im Oppelner Land wurde unterstützt vom Polnischen FVA Berlin polandtravel sowie visitopolski.  Vielen Dank !

Hier Infos zur kulinarischen Route durch das Oppelner Land