Von Kärstin und Dieter Weirauch
Am letzten Tag unserer Rundreise im Oppelner Land fahren wir nach Brzeg, Brieg. Sie ist eine der ältesten Städte in Schlesien und laut einem Reiseprospekt „von jedem Ort in Europa aus leicht zu erreichen“. Das können wir nicht überprüfen, aber die zwischen Wroclaw (Breslau) und Opole (Oppeln) liegende Stadt ist mit der sehr gut ausgebauten Autobahn A4, der Bahnstrecke E-30, den Nationalstraßen 34 und 94 sowie dem Flughafen Breslau (50 Kilometer entfernt) verkehrstechnisch sehr gut angebunden. Bis Oppeln sind es 44 Kilometer. Urzeitliche Handelswege kreuzten sich in Brzeg, im 13. Jahrhundert entstand ein Zentrum, das sich heute durch eine reiche Geschichte, hochwertige Architektur und üppiges Grün auszeichnet. Das spürt man beim Spaziergang durch die schön restaurierte Qltstadt. Von 1311 bis 1675 war es die Hauptstadt eines eigenständigen Fürstentums, woran schöne Bauwerke der Gotik und Renaissance erinnern. 1675 fiel Brzeg ans Haus Habsburg, das barocke Akzente setzte.

Das prächtige Rathaus von Brzeg – Meisterwerk der Renaissance
Dank seiner Parks und Grünanlagen erscheint Brieg als einer der interessantesten Grünstädte in der Woiwodschaft Opole. Die Altstadt umringen drei Parkanlagen: der Zentral-, Stadtgraben und Oderpark. Ihre Entstehung fällt in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts und ist auf die Bebauung der ehemaligen Befestigungsräume zurückzuführen. Jetzt im Mai schmücken Magnolien und Rhododendron die Parks, alte Eichen und eine echte Sumpfzypresse haben ansehnliche Umfänge. Viele Brieger nutzen die Parks und Grünflächen zur sportlichen Betätigung. Sportanlagen, ein modernes Stadion, wo Basket-, Fuß- und Handball gespielt wird, Fitnessstudios, Tennisplätze, Kegelbahnen laden zur sportlichen Betätigung ein, 15 Sportvereine mit 1500 Mitgliedern gibt es laut unserer Stadtführerin in der Stadt. Und auch Radfahrer können auf Radwegen unterwegs sein.
Wir beginnen unseren Rundgang am Marktplatz. Der 2. Bürgermeister, die Stadtarchivarin und unsere Stadtführerin Agnieszka begrüßen uns vor dem wunderschönen Rathaus, erbaut im Renaissancestil nach Entwürfen von Jakub Parr und Bernard Niuron zwischen 1570 und 1577. Mit einem deutschsprachigen Audioguide können wir die Ratsräume besichtigen.

Blick in die Ratsstubel, die auch als Archiv fungierte. Der Preußenadler erinmnert an die Zeit der preußischen Herrschaft in Schlesien.
Im 18. Jahrhundert tagten fünfzehn Ratsherren in einem kleinen Saal, den nicht nur eine wunderschöne Lärchendecke ziert. Mit Brzeger Ansichten bemalte Dokumentenschränke mit jeweiligen Sachbereichsschildern versehen, sind bis heute im Original erhalten. Historische Dokumente und Gegenstände aus der Stadtgeschichte werden in den Fluren des Rathauses präsentiert.
Schloss der schlesischen Piasten in Brzeg mit Schlossmuseum
Weiter geht es zum Piastenschloss. In Brzeg regierte einer der königlichen Piastenzweige die längste Zeit. Unter der sachkundigen Führung des jungen Museumsleiters erfahren wir, dass der letzte männliche Nachkomme von Mieszko I., Georg IV. Wilhelm, 1675 auf der Burg verstarb. In der Schlosskirche St. Hedwig befindet sich die größte Nekropole (größere Begräbnis- und Weihestätte) dieser großen Dynastie, mindestens 43 Vertreter der herzoglichen Familie sind in der Krypta begraben.
Das neben der Schlosskirche St. Hedwig befindliche Schloss der Schlesischen Piasten (Brieger Herrscherhaus) ist mit einem prächtigen original-erhaltenen Renaissance-Eingangstor ausgestattet. Über der Einfahrt des Meisterwerks der Renaissance schauen die fast lebensgroßen Figuren des Bauherrn, dem Piasten Georg II. und seiner Frau Barbara von Hohenzollern auf die Besucher. Über ihnen gibt es eine in Stein gemeißelte Ahnengalerie mit Büsten polnischer Könige und Piastenherzöge.
Hinter dem dem fantastischen Eingangstor öffnet sich ein eleganter dreigeschossiger Arkadenhof, nach Plänen des italienischen Architekten Francesco Pario von 1541 bis 1560 errichtet. Italienisches Flair im Opolner Land – eines der wertvollsten Renaissance Denkmäler Europas erwartet die Touristen. Und auch in dieser Stadt spielt die Musik eine Rolle. Jährlich erinnert am 8. Februar ein Konzert mit bekannten Solisten daran, dass an diesem Tag im Jahr 1843 Franz Liszt im Schloss für die adlige Gesellschaft musizierte. Aber auch an den 1927 in Brieg geborenen Star-Dirigenten Kurt Masur gibt es Erinnerungskonzerte.
Nach einer Umfrage durch den National Geographic Traveler im Jahr 2013 gehört das Schloss zu einem der sieben polnischen Wunder. Manch einer nennt es sogar „schlesisches Königsschloss Wawel (Wawel = Symbol der polnischen Geschichte in Kraków).
Die gotische Burganlage mit ihrem Schutz- und Trutzcharakter aus dem 13. Jahrhundert wurde im 16. Jahrhundert im Stil der Renaissance umgebaut. Bis zum 17. Jahrhundert war das Schloss Familienbesitz der schlesischen Herzöge von Brzeg. Danach verwahrloste die Anlage. Zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg war das Stadtmuseum hier untergebracht. In den Jahren 1966 bis 1990 wurde die Anlange restauriert.
Heute befindet sich in diesem einzigartigen Gebäude das Museum der Schlesischen Piasten. Es ist die einzige Institution in Polen, die sich mit den schlesischen Piasten und den Piasten-Traditionen im historischen Schlesien befasst. Auf vier Etagen sind Kunstwerke ausgestellt, die mit den ehemaligen Herrschern dieser Ländereien in Verbindung stehen, wie z. B. herzogliche Sarkophage, Münzen, Porträts, Militaria und Objekte aus der lokalen Geschichte.
2018 wurde das Schloss der schlesischen Piasten in Brzeg zusammen mit der St.-Hedwigs-Kapelle in die prestigeträchtige Liste der polnischen Denkmale „Monumente der Geschichte“ aufgenommen.
Mehr im Intertnet unter: www.zamek.brzeg.pl
Und auch in Brieg erklingt Musik. Jährlich erinnert am 8. Februar ein Konzert mit bekannten Solisten daran, dass an diesem Tag im Jahr 1843 Franz Liszt im Schloss für die adlige Gesellschaft musizierte. Aber auch an den 1927 in Brieg geborenen Star-Dirigenten Kurt Masur gibt es Erinnerungskonzerte.
Besuch der St. Nikolai Kirche
Von der regen Vergangenheit der Stadt zeugen auch monumentale kirchliche Baudenkmäler. Unter ihnen eines der höchsten gotischen Gotteshäuser in Schlesien: die Nikolaikirche (14. Jahrhundert), das Hauptschiff der Kirche ist mit fast 30 Metern eines der höchsten in Schlesien. Der Zweiten Weltkrieg hinterließ große Zerstörungen an der Kirche. Seit 1961 gibt es umfangreiche Sanierungsarbeiten an und in der Kirche. Heute erstrahlt sie mit restaurierter Fassade und neugedecktem Dach weithin.
Mehr im Internet zum Museum der Schlesischen Piasten gibt es hier.
Nächste Station unserer Rundreise durch das schöne Oppelner Land ist Schloss Sulislaw mit der großen Porzellansammlung.
Die Recherche in Städte, zu Schlössern, regionaler schlesischer Küche sowie zu technischen Highlights im Oppelner Land wurde unterstützt vom Polnischen FVA Berlin polandtravel sowie visitopolski. Vielen Dank !
Tipp für gute Gastronomie:
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