Nein – das, was der türkische Staatspräsident Erdogan da ankündigte, ist weder überheblich noch großmannssüchtig – es ist vielmehr Realität: Istanbul wird bald schon dem amerikanischen Atlanta den Titel „Größter Flugplatz der Welt“ streitig machen. Der neue Istanbul Airport – IATA-Code ISL – wurde erst am 29. Oktober 2018 teil-eröffnet, während Atlanta – IATA-Code ATL – auf das Jahr 1925 zurück geht.
Atlanta hat inzwischen sechs Start- und Landebahnen, während Istanbul derzeit über vier verfügt – aber sechs sind geplant. Die beiden neuen sollen binnen eines Jahres fertiggestellt sein. Entscheidender jedoch wird das Fluggastaufkommen sein. Atlanta zählte 2017 knapp 104 Millionen Passagiere, während Istanbul auf 95 Millionen kam. Die Zuwachsraten in Istanbul aber zeigen höhere Werte an als in Atlanta, was auch damit zusammenhängt, dass Istanbul-Neu aus den ursprünglich drei Airports der Stadt „geformt“ wird. Einer dieser Plätze wird für den neuen mit Sicherheit geschlossen. Er liegt im europäischen Teil der Millionenstadt – Einwohnerzahl: 15 Millionen.
Die Liste der größten Verkehrsflughäfen wird von der „Airports Council International“ (ACI) geführt und betreut. Das ist eine Organisation – oder: Dachverband -, der weltweit etwa 1 700 Flugplätze in 177 Ländern angehören. Maßstab ist die Passagierzahl der Flughäfen. Sie wird jährlich neu ermittelt. Erfasst werden in der Gruppe 1 lediglich Plätze mit mindestens 25 Millionen Passagieren jährlich. In der aktuellsten Liste werden 61 solcher Plätze aufgeführt, davon liegen 22 in Nordamerika, 22 in Asien, 14 in Europa, zwei in Australien und einer in Südamerika. In dieser Liste werden nicht nur die Flugplätze mit ihren Passagierzahlen genannt, sondern auch deren IATA-Codes, ihre Lage über dem Meeresspiegel, die Anzahl der Start- und Landebahnen sowie die Grundfläche.
Atlanta, n o c h die Nummer 1, heißt offiziell Hartsfield-Jackson-Airport, und die große Mehrheit der hier abgefertigten Fluggäste sind US-Bürger. Atlanta mit seinen etwa 104 Millionen „Kunden“ gilt als größter Umsteige-Flugplatz der Welt. Von hier aus gibt es, abgesehen von den internationalen, Verbindungen in mehr als 150 US-Städte. Es mag überraschen, ist aber Tatsache: Nummer 2 ist Peking mit rund 94,5 Millionen Fluggästen. Chinas Hauptstadt übrigens verfolgt das gleiche Ziel wie Istanbul – an die Spitze zu kommen und die Liste anzuführen. Den dritten Platz nimmt das Emirat Dubai ein, mit knapp 84 Millionen Passagieren – und erst 1969 eröffnet.
Es sei noch einmal unterstrichen und hervorgehoben, dass nicht die genannten Städte in der Statistik die entscheidende Rolle spielen, sondern jeweils der entsprechende Flugplatz. So muss beispielsweise New York dreifach und London London zweifach genannt werden: Die New Yorker Airports Kennedy, LaGuardia und Newark bewältigen zusammen 129 Millionen Passagiere, in Heathrow nennt die Liste 75,7 Millionen Passagiere, in Gatwick 43 Millionen. Damit werden in der britischen Hauptstadt jährlich knapp 119 Millionen Passagiere abgefertigt. Gemessen daran spielen Atlanta, Peking und mehr noch Istanbul eher in einer zweiten Liga. Deshalb seien hier auch noch Los Angeles und Miami mit jeweils etwa 22,2 Millionen erwähnt. Geht es nach der „Städte-Liga“, muss Tokio mit 118 Millionen Passagieren – zwei Airports – genannt werden. Wobei die japanische Hauptstadt noch ein besonderes Merkmal hat – sie gilt als die pünktlichste der Welt, hat die US-Firma FlightStats ermittelt: Rund 94 Prozent der Flüge am Hameda Airport- dem größeren der beiden – heben zur geplanten Zeit ab, bei den Ankünften trifft das auf 89 Prozent zu.
Deutschlands Flughäfen sind eher klein
Deutschland spielt in diesen Ligen nur eine bescheidene Rolle. Frankfurt am Main, Deutschlands größter Airport, kommt auf rund 61 Millionen Passagiere pro Jahr, München – immerhin erst seit 1992 erwähnenswert – meldet 42 Millionen. Die beiden Berliner Flughäfen Tegel und Schönefeld zählen 33,4 Millionen, Düsseldorf hat 24,6 Millionen Fluggäste.
Berlin ist vielfach benachteiligt. Das hängt auch noch mit der Teilung der Stadt in Ost und West zusammen, auch wenn dieser Umstand viele Jahrzehnte zurück liegt. West-Berlin hatte ursprünglich drei Airports – den „Klassiker“ Tempelhof, das militärische Gatow sowie Tegel, auf Grund der Blockade der Stadt durch die Sowjetunion binnen kürzester Frist förmlich aus dem Boden gestampft.
Ost-Berlin hatte in Schönefeld seine internationale Fluganbindung. Den Rahmen der Wiedervereinigung überdauerten Tegel und Schönefeld, sie sollen durch den noch immer im Bau befindlichen Großflugplatz BER ersetzt werden.
BER von Anfang an zu klein
Eine abenteuerliche, geradezu lähmende Politik seitens Brandenburger und Berliner Laien, nämlich Politikern, sowie des Bundes hat zur Folge, dass der BER-Eröffnungstermin von 2011 auf (derzeit!) 2020 verschoben werden musste – eine Vielzahl ausgesprochen dummer, wenn nicht verbrecherischer Eingriffe der Politik in die Architektonik und das Bauwesen sind dafür verantwortlich. Der BER ist zudem deshalb eine Fehlplanung, weil er für Berlin viel zu klein ausgelegt ist und eine katastrophale Straßenanbindung hat. Absolut unverständlich und töricht ist auch der Plan der Politik – übrigens gegen den erklärten Wunsch der Bevölkerung, – Tegel nach Beginn des BER zu schließen. Berlin schließlich dürfte um 2035 rund 58 Millionen Passagiere zählen – so eine Wachstumsprognose.
Fachleute zweifeln nicht daran, dass Berlin normalerweise – ohne die jahrzehntelange Teilung der Stadt – nach Frankfurt die Nummer zwei in Deutschland geworden wäre, vor München. Möglicherweise sogar die Nummer 1 – vor Frankfurt. Aber das sind Sandkastenspiele.
Absolut realistisch dagegen darf die Zukunft von Istanbul eingeschätzt werden.
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