In ihrem toll recherchierten Reiseführer schreibt Ulrike Grafberger, dass Leeuwarden kein Glück mit seinen Türmen hat. „Erst wurde der Oldehove zum schiefen Turm von Leeuwarden, dann legte am 3. Januar 1976 ein Orkan den Turm der Nieuwe Kerke um, und im Jahr 2013 fegte ein Sturm die Spitze der Sint-Bonifatiuskerk hinfort. 2015 musste das 114 Meter hohe Achmea-Bürogebäude dran glauben: Aufgrund starken Windes fielen mehrere Platten von der Fassadenverkleidung hinunter.“ Möge Leeuwarden im Kulturhauptstadtjahr von weiteren Turmstürzen verschont bleiben. Eine Besichtigung des Oldehove war uns von den Männern der Grachtfahrt, die wir trotz schlechten Wetters nicht missen wollten, empfohlen worden. Sowohl die Grachtfahrt mit ihren Blicken auf die mittelalterliche Stadt als auch die Turmbesichtigung gaben uns gute Einblicke in die Stadtstruktur.
Was wir in Leeuwarden erlebten
Das mag u.a. auch daran gelegen haben, dass wir ausnahmslos anspruchsvolle Gästeführer erlebten. Sie alle arbeiten ehrenamtlich in einer Stiftung und haben sich akribisch auf das Jahr als Europäische Kulturhauptstadt 2018 vorbereitet. Und man spürt bei jedem Satz, wie stolz sie auf ihre kleine feine Stadt sind. Der schiefe Turm zieht die Gäste an. Als man den Turm im 16. Jahrhundert erbaute, wusste man nicht, dass er auf den Rand der früheren Warft (Erhöhung) gesetzt wurde. Ein Teil des Untergrunds war massiv, der andere stand auf lehmigem Boden. So senkte sich der Oldehove an der früheren Uferböschung ab, 1,50 Meter hängt er aus dem Lot. Deutlich sichtbar ist das bei einem Blick auf den Schrank hinter der Kasse im Eingangsbereich. Aber auch die Gewölbesteine mit ihren Einkerbungen geben hier Einblicke in die Entstehungszeit des Turmes. Die Einkerbungen rühren vor allem von den Steinmetzen in Deutschland her, die vor allem mit der Herstellung beauftragt waren. Den ersten Teil der Turmbesteigung erlebt der Gast im Fahrstuhl, den zweiten Teil muss er über eine schmale Wendeltreppe selbst ersteigen. Ober den Glockenstuhlraum, in dem man sich über einen Film aus der Geschichte des Turmes informieren lassen kann, gelangt man schließlich zur Aussichtsplattform. Hier bieten sich weite Blicke über die Stadt, Orientierungen bieten die nach allen Seiten angebrachten Informationstafeln. Wer es mag, kann auch über einen durchsichtigen Balkon direkt in die Tiefe schauen.
Auf dem heute leeren Platz befinden sich in den Boden eingelassene Stahlplatten. Sie erinnern in originelle Weise schlaglichthaft an Ereignisse aus der Leeuwardener Geschichte. So erinnert u.a. ein Flugzeugticket an die einstige Amsterdam Leeuwarden. Zugleich zeigen die Bodenplatten die Umrisse der heute nicht mehr existenten Kirche an.
Mehr Infos zum schiefen Turm von Leeuwarden gibt es hier.
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Hier unser Besuch anlässlich Kulturhauptstadt.
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