Es ist ein Kindheitstraum, den sich Kerstin und Lothar Bischoff 2018 mit ihrer Schiffsreise über den Götakanal in Schweden erfüllt haben. Für die Leser von einfachraus.eu hat Lothar Bischoff, den viele von uns als langjährigen Kapitän des in Brandenburg/Havel beheimateten Dampfschiff „Nordstern“ kennen, einige Höhepunkt der Reise von Göteborg bis Stockholm zusammengestellt. Hier die Impressionen aus Sicht eines Fahrensmannes. (Unser Freund Lothar Bischoff -Eigner und Kapitän DS Nordstern- verstarb am 6. Dezember 2020 in Brandenburg an der Havel).
Mit MS „Diana“ quer durch Schweden
Ausgangspunkt ist Göteborg. Die zweitgrößte Stadt Schwedens gilt als die weltläufigste Stadt Schwedens mit vielen Sehenswürdigkeiten. Vom Kattegat zum Wasserfall von Trollhättan. VisitSweden schwärmt: „Das lebendige Göteborg – das Tor zu Westschweden – ist eine Küstenstadt mit einer üppigen Kultur-Szene, gemütlichen Einkaufsstraßen und einer Vielzahl hochwertiger Geschmackserlebnisse.“
Über 200 Jahre alte funktionierende Technik
Am Packhuskai, zwischen Speicherhäusern und historischen Frachtschiffen, fahren die Schiffe MS Juno Diana oder Wilhelm Tham ab.
Die erste Etappe führt auf dem Göta-Fluss landeinwärts bis zum Väner-See. Der 33 Meter hohe Wasserfall bei Trollhättan spielt in der schwedischen Industriegeschichte eine wichtige Rolle: Neben dem Energiekonzern Vattenfall siedelten sich hier auch die Unternehmen Saab und Volvo an. Viele Informationen zum Göta – Kanal erhält man im Kanalmuseum.
Auf dem Väner-See
Zum Sonnenaufgang nimmt die MS Diana Kurs auf offenes Gewässer: Im Väner-See, rund zehnmal so groß wie der Bodensee, liegt auf einer Insel das prächtige Barockschloss Läckö.
Mit der Einfahrt in die erste von 58 (!) Schleusen beginnt dann die Mini-Kreuzfahrt auf dem Göta-Kanal eigentlich erst richtig. Rund 23 Jahre wurden benötigt, um fünf Seen zu verbinden und damit einen Wasserweg zwischen Kattegat und Ostsee zu schaffen. Zusammen mit dem Trollhätte-Kanal und dem Göta älv bildet der Göta-Kanal eine rund 400 Kilometer lange Wasserstraße quer durch Schweden. Dabei wird ein Höhenunterschied von 91,5 Meter überwunden. Wer möchte, kann ein Stück neben dem Schiff von Schleuse zu Schleuse spazieren.
Es war gedacht, dass Schiffe auf dem Weg vom Kattegat zur Ostsee durch Schweden fahren konnten, anstelle durch den Öresund. So sparten die Schiffe den Sundzoll an Dänemark. Der Kanal wurde am 26. September 1832 eröffnet, kurze Zeit später begann das Eisenbahnzeitalter und der Kanal verlor recht schnell seine ihm zugedachte wirtschaftliche Bedeutung.
„historisches Meisterwerk der Ingenieurskunst“
Mehrfach wurde der Kanal geadelt. Knapp 30 Bauwerke weltweit haben bislang die Auszeichnung der amerikanischen Gesellschaft für Zivilingenieure (American Society of Civil Engineering, ASCE) erhalten. 1998 wurde auch der schwedische Göta – Kanal ausgezeichnet. Er gilt als „historisches Meisterwerk der Ingenieurskunst“ und steht in einer Klasse mit dem Eiffelturm, dem Panama-Kanal und der Golden Gate Brücke bei San Francisco.
Wie der Göta-Kanal entstand
Von 1810 bis 1832 schufteten, so ist im Kanalmuseum zu erfahren, insgesamt 58.000 Männer beim Baggern und Sprengen des 190 Kilometer langen Wasserweges quer durch Südschweden. Er war als ursprünglich als Frachtkanal gedacht, der die West- und Ostküste miteinander verbinden sollte. Als Wasserstraße von Göteborg nach Stockholm durchs Binnenland. Vom See Vänern erstreckt sich der Göta Kanal ostwärts. Natürliche Gewässer wie Vätternsee und Roxen wurden miteinbezogen, um möglichst wenig Fels sprengen und Erde bewegen zu müssen. Die Schleusen, jede ist ein Meisterwerk, sorgen heute noch dafür, dass die Schiffe den Anstieg auf 91,5 Meter über dem Meer hinaus und wieder hinunter schaffen. Unzählige Dreh-, Roll-, Klapp- und Hebebrücken – zum größten Teil noch aus der Zeit des Kanalbaus – führen den landgebundenen Verkehr über die Wasserstraße hinweg.
Der Göta-Kanal wurde für Schiffe bis maximal 30 Meter Länge gebaut. Alle Schleusen haben die gleichen Maße, so dass ein Schiff mit den maximalen Abmessungen (insbesondere die auf dem Kanal verkehrenden Passagierschiffe) gerade eben in alle Schleusenkammern passt.
Über den Vätter-See
Nach der Fahrt über den Viken-See steuert der Kapitän durch enge Kanalpassagen, die kaum eine Handbreit Platz auf jeder Seite lassen. Kurz vor der Einfahrt in den Vätter-See passiert das Schiff die mächtige Karlsborg. Zu den Ausflügen gehört ein Spaziergang durch das Städtchen Vadstena. Neben dem Schloss, das König Gustav Vasa im 16. Jh. errichten ließ, sollte man die Klosterkirche, deren Bau auf Visionen der Heiligen Birgitta zurückgeht, besuchen.
Aquädukte und Schleusentreppen
An der Schleusentreppe am Boren-See erinnern sich manche gäste an einen Kriminalroman der Autoren Sjöwall/Wahlöö aus dem Jahr 1965. Das Geschehen im Roman soll sich exakt an dieser Schleusentreppe ereignet haben.
MS Diana / MS Wilhelm Tham
Die MS Diana wurde 1931 vom Stapel gelassen und steht seit 2009 unter Denkmalschutz. Im Laufe der Jahre wurde sie immer wieder renoviert und restauriert, wobei größter Wert auf die Erhaltung des historischen Originals gelegt wurde. Die MS Diana ist 32 m lang und 6,8 m breit. Sie verfügt über insgesamt 25 historische Kabinen mit unterschiedlichen Kojenlängen. Alle Kabinen sind Außenkabinen. Auf jedem Deck befinden sich Gemeinschaftsduschen und -toiletten. Außerdem verfügt das Schiff über einen Speiseraum, einen Salon, einen Kiosk sowie über eine kleine Bibliothek. Die MS Wilhelm Tham wurde 1912 fertiggestellt und im Laufe der Jahre auch immer wieder renoviert. Sie hat eine ähnliche Ausstattung und Größe wie die MS Diana. Alle Kabinen liegen außen und verfügen bis auf 2 Kabinen über Etagenbetten.
Richtung Stockholm
Wikinger- Stätte Birka (UNESCO-Weltkulturerbe) und Schloss Drottningholm mit dem berühmten barocken Schlosstheater. Es gehört ebenso wie das Schlosstheater Friedrich des Großen im Neuen Palais von Potsdam zur Europäischen Straße der Schloss- und historischen Theater.
In Stockholm sollte man unbedingt das Königliche Schloss mit der einzigartigen Kutschensammlung und die Prunkräume besuchen. Höhepunkt, nicht nur für Seefahrtsenthusiasten ist das Vasa-Museum. Es stellt nur ein einziges Exponat aus, das dafür umso eindrucksvoller ist: die Vasa, das prächtige Kriegsschiff Gustavs II Adolf, das 1629 auf seiner ersten Fahrt sank.
Auf Tucholskys Spuren
Nicht nur durch die Mitarbeit an der „Weltbühne“ und mit seinem Bilderbuch für Verliebte über Rheinsberg ist Kurt Tucholsky berühmt geworden. Im idyllischen Städtchen Mariefred verbrachte Kurt Tucholsky 1929 seine Ferien und setzte dem Schloss Gripsholm in Mariefred mit seiner gleichnamigen Liebesgeschichte ein literarisches Denkmal.
Unbedingt gesehen haben sollte man Tucholskys Grab in Sichtnähe von Schloss Gripsholm.
Hier noch einige Fakten zu den Schleusen
Jede Schleuse am Göta Kanal ist einzigartig und keine gleicht der anderen.
Die maximale Bootgröße für die Schleusen ist
Länge: 30 m
Breite: 7 m
Tiefgang: 2,82 m
Höhe: 22 m
Wassermenge pro Schleusung: 750 Kubikmeter.
Zeitaufwand: Eine Schleusung dauert zwischen 7 und 10 Minuten. Das Durchfahren einer Schleusentreppe nimmt etwa eine Stunde in Anspruch.
Material: Die meisten Schleusentore bestehen aus Gusseisen und Holz, wie schon zur Zeit des Kanalbaus. Neue Schleusentore werden in den eigenen Werkstätten der Kanalgesellschaft hergestellt.
Weitere Informationen auf der Seite der Göta Kanal Gesellschaft.
visitsweden gibt gute Tipps , wie man mit dem Auto der Fahrrad/Motorrad entlang des Götakanals jede Menge Spannendes erleben kann, schaut hier auf diese Seite
Die Redaktion von einfachraus.eu danken Kerstin und Lothar Bischoff für die Impressionen über diese traumhafte Reise.
Informationen über Schweden findet ihr auch hier bei visitsweden.
Hier nehmen wir Euch mit auf eine Fahrt über den Oberland Kanal in Polen.
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