Kristina Offermann stellt uns in ihrem „komplett neuen Band“ 111 Orte in Potsdam vor, „die das Herz höherschlagen lassen“. Die in Berlin lebende, ehemalige Redakteurin des „Micky Maus-Magazin“, seit 2013 für verschiedene Verlage und auf montagmorgen.berlin schreibend, findet für den wohl schönsten Vorort Berlins viele Synonyme: „Du Schöne, du Traditionelle, du Preußen-Schloss Metropole und Landeshauptstadt Brandenburgs, du Moderne und Überraschende, du Stadt zum Verlieben. Für dieses Buch durfte ich dich neu entdecken: Den historischen Stadtkern, die grünen Oasen, die kleinen und die großen Dinge, vom Wasser und den höchsten Dächern.“

Tatsächlich stellt Autorin Offermann die 111 Orte in launischer Sprache mit vielen Hintergrundinformationen vor. Humorvoll, unterlegt mit Anglizismen (z. B.: Die 168 Gewächshauser – Fruitlover Friedrich; Das Kosmos-Mosaik – Gut getapt durchs All; Der Lavendelhain – Provoncefeeling im Volkspark; ) – eine kurzweilige Lektüre. Einmal angefangen zu lesen, zieht es mich von Ort zu Ort, lädt der Guide ein, mit diesem Band im Gepäck, die vorgestellten Sehenswürdigkeiten vorort zu erkunden. Auch wenn man die Orte schon kennt, mehrmals gesehen hat, erfährt man immer wieder Neues.

Babelsberg, Am Lutherplatz Foto: Weirauch
Der Adler-Gullydeckel

Wie oft läuft man über Gullydeckel? Uns gefallen sie, denn in jeder Stadt geben sie visuelle und sprachliche Auskünfte über die jeweilige Stadtgeschichte. Oppermann schickt ihre „Stadteroberer“ im Kapitel „Der Adler-Gullydeckel“ mit einer Frage auf „Schatzsuche“: Nach einem Gerichtsurteil von 1973 wurde „Made in Germany“ für Exportware aufgeteilt in „Made in West Germany“ und „Made in GDR“. Eine Schachtabdeckung in der Innenstadt trägt diese Inschrift. Wer findet sie?“  Wir haben diese Abdeckung noch nicht gefunden, ein weiterer Rundgang muss also folgen. Das Layout der Publikation überzeugt. Eine klare Aufteilung – auf der linken Seite werden die numerisch und alphabetisch geordneten Orte beschrieben, auf der rechten Seite gibt es ein ganzseitiges Foto, unterlegt mit der Adresse, den öffentlichen Verkehrsmitteln und einem Tipp, wie die oben beschriebene Fragestellung, oder einer Gaststättenempfehlung in der Nähe.

Die Großtrappenvitrine

Uns freut, dass unter den 111 Orten auch das Naturkundemuseum Potsdam aufgeführt ist. Sein Motto: Interesse, Begeisterung und Verständnis für Natur und Tiere vor der eigenen Haustür. Es gibt viel zu entdecken, Bekanntes und Unbekanntes. Brandenburgs besondere Vögel werden in einer Vitrine vorgestellt: es sind die Großtrappen, die vom Aussterben bedroht sind und daher geschützt werden müssen.

hier erfahrt ihr mehr über die Großtrappen

Panorama Grosstrappen Havelland

Großtrappen im Havelländischen Luch Foto: Weirauch

Der NABU Westhavelland lädt alljährlich im April und Mai zu Führungen im Havelländischen Luch ein, wo man die faszinierenden schwersten flugfähigen Vögel Brandenburgs in Natur erleben kann – wenn man Glück hat. Hoffen wir mal, dass die Windräder ihnen nicht allzunah kommen und sie noch lange im Havelländischen Luch überleben und ihre Population sich weiter erhöht.

Grosstrappen Naturpark Westhavelland Ausstellung Vogelwarte

Vitrine mit Grosstrappen Foto: Weirauch

auch das gutshaus satzkorn, das in den

Die Jan-van-der-Hayden-Leuchten – Wenn einem Holländer ein Licht aufgeht

Die älteste Straßenbeleuchtung steht im Holländischen Viertel in der Mittelstraße. Es sind Nachbildungen aus dem frühen 18. Jahrhundert. Ab 1719 standen 600 der markanten Laternen mit ihren hölzernen Pfählen und den rechteckigen grüngelben Gläsern in Potsdam. Entwickelt hat sie der niederändische Maler und Tüftler Jan-van-der-Hayden. Als gelernter Glasmaler, wechselte er schnell in die Architekturmalerei. Große Stadtbrände, wie z. B. der 1666 in London erlebte, haben den Tüftler zu Verbesserungen im Feuerwehrwesen angeregt. „Sein größter Coup jedoch war die ‚Schlange‘, eine etwa 30 Meter lange bewegliche Röhre, die er erst aus Leder und später aus wasserfestem Segeltuch herstellte. Der Feuerwehrschlauch, die „brandslang“ war erfunden, bis heute ein unentbehrliches Werkzeug in der Brandbekämpfung.

 

Und so gibt es noch viele weitere Fragen, die sich mit dem „Potsdam-Guide“ beantworten lassen. Wer weiß schon, wo Friedrichs Flötenlehrer seine letzte Ruhe fand oder wo man den Politikern auf’s Dach steigen kann?

Auch das Gutshaus Satzkorn,  welches in den letzten Jahren von einer Bauherrengscheimschaft mustergültig saniert wurde, gehört zu den 111 Orten, die man sich in Potsdam anschauen sollte.

Satzkorn.Schloss.Potsdam.Gutshaus

foto: Weirauch

Das Osterfest steht vor der Tür, ein Osterspaziergang der besonderen Art kann man mit diesem Guide vorbereiten. Nützliche Tipps wie Adressen, Öffnungszeiten oder Gaststätten sind inklusive. Die „Überraschungsostereier“ gibt es aus der Lektüre. Origineller geht es nicht. Wer will, mag z. B. auch das eisige Potsdam beim Besuch der Eisfrau in Babelsberg  – schlecken und zuschauen – entdecken.

Cover Emons Verlag Kristina Offermann 111 Orte in Potsdam, die man gesehenhaben muss

Cover Emons Verlag Kristina Offermann 111 Orte in Potsdam, die man gesehenhaben muss

Kristina Offermann, 111 Orte in Potsdam, die man gesehen haben muss. Emons-Verlag Köln 2024. ISBN 978-3-7408-2264-4. www.emons-verlag.de