Man muss mutig sein, wenn man in der Fränkischen Schweiz, in der es von legendären Bieren nur so wimmelt, ein Brauhaus neu eröffnet. Schließlich ist der gemeine Franke beim Gerstensaft ein markentreuer Traditionalist – bisweilen auch über Generationen hinweg. Weil aber im dortigen Pretzfeld seit Jahrhunderten eine Lücke klaffte, ist es Mike Schmitt aufs Trefflichste geglückt. 1510 wurde dem Ort per kaiserlichen Dekret aufgezwungen, sein Bier aus Ebermannstadt zu beziehen. Selbst zu brauen, wurde bei Strafe verboten. Erst 498 Jahre später bekam man mit der Brauerei Nikl endlich eine eigene Bieridentität.
Aber es ist nicht nur der Lokalpatriotismus der Einwohner, der das in einen einstmaligen Kuhstall eingepasste Gasthaus füllt. Auch die Städter aus dem nahen Nürnberg sehen dort ihre Sehnsucht gestillt. Sie haben die drei Sorten, die man ihnen beim Nikl kredenzt, das Zwickl, das Dunkle „Michala“ und das Weizen „Weiße Eule“, gleich aus mehreren Gründen zu Kultbieren erklärt: Mike Schmitt braut nachweisbar handwerklich, man kann ihm vom Gastraum aus zusehen. Er filtriert seine Schätze nicht. Und – ganz wichtig – sein Wirtshaus liegt führerscheinfreundlich, Pretzfeld ist ans Netz der Bundesbahn angeschlossen.
Dass örtliche Biertraditionen zwangsläufig fehlen, kompensiert der Bräu durch private. Die Brauerei ist nach dem „Nikl Hans“ benannt, der seinerzeit dort, wo heute der Sudkessel steht, das Vieh fütterte. Und die Eule im Logo? Ihr verdankt auch das sensationell cremige Weizen seinen Namen – eines der besten Obergärigen in der gesamten Fränkischen Schweiz übrigens. Sie spielt auf Niedermirsberg an, das Nachbardorf, aus dem Mike Schmitt ursprünglich stammt. Man erzählt sich: Eines Tages glaubten dessen Bewohner, der Teufel säße auf ihrem Kirchturm. Mit Mistgabeln gewlang es, ihn zu vertreiben. Aber was sie zum Himmel jagten, war bloß eine Eule.
Informationen
Brauerei Nikl
Egloffsteiner Straße 19, 91362 Pretzfeld
Tel. 09194 725025
www.brauerei-nikl.de
Hinterlasse einen Kommentar