Ballenstedt. Warum weckt dieser deutsche Fürst aus dem 12. Jahrhundert immer wieder Interesse? Wer kennt heute noch seinen Namen?
Eigentlich müsste ihn mindestens jedes brandenburgische Schulkind kennen. Denn die Anfänge der Mark Brandenburg und des Herzogtums Anhalt gehen wesentlich auf das Wirken Albrecht des Bären zurück. Was ist bekannt von ihm? 1123 begann seine Laufbahn als Graf von Ballenstedt (am Harz). Er starb 1170 als letzter Markgraf der Nordmark. Die Übernahme des Gebiets der an der Havel sitzenden slawischen Heveller ließ ihn als Gründer der Mark Brandenburg in die geschichtlichen Annalen eingehen. Die Gebietsvergrößerung war die Basis für ein neues Fürstentum. Die Nachfolger Albrechts erweiterten es noch und bis zu ihrem Aussterben 1319/20 wuchs es zu einer der größten Landesherrschaften im mittelalterlichen deutschen Königreich an. 1356 erhielt die Mark den Rang eines Kurfürstentums, das seit 1415 die Hohenzollern regierten. Unter den Hohenzollern wuchs Brandenburg im 18. Jahrhundert zum Kernland des 1701 gegründeten Königreiches Preußen. Dieser ursprünglich nur für Ostpreußen geltende Name übertrug sich in der folgenden Zeit auf sämtliche von den in Berlin bzw. Potsdam residierenden Hohenzollern beherrschten Lande mit dem Zentrum Mark bzw. Kurfürstentum Brandenburg. 1871 gelang es König Wilhelm I. von Preußen, das 1806 aufgelöste Deutsche Reich als Kaiser neu zu einen. So ist Albrecht dem Bären vornehmlich durch die Spätfolgen seiner Regentätigkeit ein herausragender Platz unter den historischen Persönlichkeiten gesichert.
Als Graf von Ballenstedt und von Aschersleben ist Albrecht der Bär der Stammvater des nach der Burg Anhalt über dem Herzer Selketal benannten Fürstentums, das noch heute als Namensbestandteil des Landes Sachsen-Anhalt weiterlebt. Nach Aschersleben und Anhalt werden seine Nachfahren auch als Askanier oder Anhaltiner bezeichnet. Außerdem war Albrecht der Bär für einige Jahre Markgraf der sächsischen Ostmark, deren Zentrum damals um Eilenburg (bei Leipzig) lag, die aber auch die heutige Niederlausitz erfasste.
Vor allem aber wllte Albrecht der Bär Herzog von Sachsen werden, was ihm 1138 auch gelang. Dieses im 9. Jahrhundert entstandene Stammesherzogtum umfasste hauptsächlich das heutige Niedersachsen einschließlich Westfalens, Holsteins, der Altmark sowie des Harzraumes. Auch Thüringen war einbezogen. Nach verlustreichen Kämpfen gegen einen Großteil des sächsischen Adels musste der Askanier jedoch 1142 zugunsten Heinrichs des Löwen auf den Titel verzichten. Erst als Kaiser Friedrich Barbarossa den Welfen 1180 gestürzt hatte, wurde Albrechts jüngster Sohn Berhnard Herzog von Sachsen, dessen Nachkommen mit dem neuen Amt dann in zwei Linien im wentlichen nur Gebiete an der Elbe um Wittenberg und Lauenburg behaupten konnten. Von den vielen durch den ersten askanischen Markgrafen begründeten Zweigen blieb nur die Linie des Geschlechts, die als Fürsten und seit 1806/1807 als Herzöge die anhaltinischen Stammgüter beherrschte und sich noch weiter aufsplitterte, wobei Dessau, Bernburg, Köthen und Zerbst die wichtigsten Teilresidenzen wurden, hielt sich bis 1918 auf dem Thron. Diesem mit Prinz Eduard von Anhalt noch heute blühenden Zweig entsprossen u.a. Fürst Leopold von Anhalt-Dessau, der als preußischer Feldmarschall unter dem Namen „Alter Dessauer“ berühmt wurde, dessen Enkel Leiopold Friedrich Franz, der den Wörlitzer Park anlegen ließ, sowie Kaiserin Katharina II. von Russland, geboren als Prinzessin Sophie von Anhalt-Zerbst.
„Der Askanier aber, der die größte geschichtliche Leistung vollbracht hat, ist und bleibt Albrecht der Bär“, urteilt Lutz Partemheimer.
Die Tafel über der 1938 neugestalteten vermutlichen Grablege des Markgrafen im Schloss Ballenstedt nennt ihn „Wegbereiter ins deutsche Ostland“. Doch die Quellen stützen lt. Partenheimer diese These, dass die Hauptaktivitäten Albrechts des Bären im expansiven Vordringen nach Osten lagen, nicht. In seiner wissenschaftlichen Monographie über Leben und Werk Albrechts des Bären, die sich an alle Interessenten wendet, die Interesse für Geschichte haben, liefert Partenheimer ein neues, möglichst tragfähiges Gerüst für weitere Untersuchungen zu Leben und Werk des Mannes, der als Gründer der Mark Brandenburg einen Platz unter den Großen der Geschichte hat. Partenheimer: „- wird Heinrich der Löwe doch immer der letzte Herzog des untergegenangenen alten Sachsens, Albrecht der Bär der erste Markgraf des bis heute bestehenden Brandenburg sein!
Dabei steht die quellengestützte Erforschung des Lebens und Wirkens Albrecht des Bären im Mittelpunkt seiner Untersuchungen.
Der Brandenburger Dom. Grundsteinlegung 1165 unter Albrecht dem Bären.
Schloss Ballenstedt. In der Nikolaikapelle der ehemaligen Klosterkirche befindet sich die vermutliche Grabstätte Albrechts des Bären.
Das Westwerk der Havelberger Domanlage. Die Teilnahme an der Domweihe am 16. August 1170 ist die letzte überlieferte Handlung Albrechts des Bären.
Vermutliche Grabstätte Albrechts des Bären und seiner Gemahlin Sophia in der Nikolaikapelle im Ballenstedter Schloss.
„(Lutz Partenheimer, Albrecht der Bär. Gründer der Mark Brandenburg und des Fürstentums Anhalt, Böhlau Verlag GmbH 2001, ISBN 3-412-06301-0)
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