Das Bauhausjahr brachte mich auch in die sächsische Stadt Niesky. Die einst dort beheimatete Firma Christoph & Unmack war einst Europas größter Holzhausproduzent. Wir haben dort im konrad-Wachmann-Haus eine recht interessante tafelausstellung angesehen. Ich habe hier einige Texte davon übernommen und ich will Euch diese nicht vorenthalten. Die Nieskyer Christoph & Unmack AG galt zu Beginn des 20. Jahrhunderts als größtes Holzbauunternehmen Europas.
Wer war Christoph &Unmack in Niesky
Das hölzerne Konrad-Wachsmann-Haus gehört zu den drei einzigen in Deutschland erhaltenen Wachsmann-Bauten. Die Stadt Niesky hat das bedeutende Baudenkmal nach dem originalen Farbkonzept saniert. Die Leiterin, Claudia Wieltsch, erzählte uns währewnd einer Pressereise der TMGS die spannende Geschichte. „Die Firma verfügte über einen internationalen Absatzmarkt. Ursprünglich war sie auf den Bau von Baracken für zivile und militärische Nutzung spezialisiert. Bald bot die Firma Kommunen, Unternehmen und Privatpersonen industriell vorgefertigte Holzhäuser an. Deren Entwürfe entstanden in der Regel in der eigenen Planungsabteilung, in der Konrad Wachsmann von 1926 bis 1929 als Architekt wirkte. Aber auch andere bedeutende Architekten, etwa Hans Poelzig, Henry van de Velde oder Hans Scharoun, arbeiteten im Auftrag von Christoph & Unmack. Villen, Wohnsiedlungen, Sporthallen, Schulen, Kindergärten, Hotels, Kirchen oder Verwaltungsgebäude – es gab kaum eine Herausforderung, der sich das Unternehmen nicht stellte. Die Kirche in Niesky stammt von Shristoph & Unmack. Ob die im norwegischen Stil der Stabkirchen auf dem Stahnsdorfer Südwestkirchhof bei Berin errichtete Holzkirche auch von der Firma stammt, ist bislang noch ungeklärt. Hier weitere im Ausstellungstext: „Während des Nationalsozialismus bildeten transportable Holzbaracken den Schwerpunkt der Produktion. Der NS-Staat brachte Soldaten, Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter, deportierte Juden oder Häftlinge in Barackenlagern unter. Gegen Kriegsende wurde der Werksbereich Holzbau in Niesky fast komplett zerstört, die Produktion wurde 1949 eingestellt.“
Das Konrad-Wachsmann-Haus
Ein Haus für den Direktor
Das sogenannte „Direktorenhaus“ ist der einzige Bau in Niesky, der nachweislich auf einem persönlichen Entwurf Konrad Wachsmanns basiert. Dieser plante das Wohnhaus für ein Vorstandsmitglied der Christoph & Unmack AG. Es steht am Eingang zur Siedlung der „Beamtenwohnhäuser“. Im Innern schauten wir uns die Dauerausstellung an. Wachsmann war daran interessiert, im Holzbau die Gestaltungsprinzipien der modernen Architektur umzusetzen. Für das Direktorenhaus hat er einen schlichten Baukörper entworfen. Die für den Blockbau ungewöhnlich großen Fenster lassen viel Licht, Luft und Sonne in die Räume. Sachlich und funktional ist auch die Innengestaltung. Auf der Südseite liegen die großzügigen Wohnräume, der Küchen- und Wirtschaftstrakt schließt sich auf der Nordseite des Hauses an. Im Obergeschoss führt eine Galerie zu den Schlaf- und Kinderzimmern. Am Komfort mangelte es, gemessen am damaligen Standard, nicht: ein großes Badezimmer, mehrere Toiletten und eine zentrale Schwerkraftheizung gehörten zur Ausstattung. Auch an die Unterbringung von Hausangestellten war gedacht: Im Dach befanden sich „Mädchenzimmer“, im Keller vermutlich eine Hausmeisterwohnung.
Sehenswert: Musterhaussiedlungen in Niesky
Im Stadtgebiet von Niesky stehen noch annähernd 100 Holzgebäude, die die Firma Christoph & Unmack AG zwischen 1918 und 1940 gebaut hat. Mit ihren steilen roten Ziegeldächern und den weißen Fensterläden, die einen starken Kontrast zu den dunkelbraunen Fassaden bilden, bereichern sie das Stadtbild. Die meisten Bauten entstanden in vier Siedlungen als Ein- und Mehrfamilienhäuser für Werksmitarbeiter und dienten zugleich als Musterhäuser. Neben den Wohnbauten finden sich ein Kindergarten, ein Verkaufspavillon, Bürogebäude und sogar eine Kirche in Holzbauweise. Die Häuser sind im Wesentlichen in ihrer Originalsubstanz erhalten und werden bis heute genutzt. Sie vermitteln eine Vorstellung von der Gestaltungsvielfalt ebenso wie vom Stand der technischen Möglichkeiten ihrer Entstehungszeit.
Was das Direktorenhaus mit dem Einsteinhaus gemeinsam hat
Das 1929 errichtete hölzerne Direktorenhaus in der Nieskyer Goethestraße ist neben dem Einsteinhaus in Caputh bei Potsdam das einzige in Deutschland erhaltene Gebäude des Architekten Konrad Wachsmann. Es war zu DDR-Zeiten Sitz der FDJ-Kreisleitung und stand seit Beginn der 1990 Jahre leer. Die Stadt Niesky erwarb das Gebäude im Jahr 2005 und begann im Frühjahr 2010 mit Unterstützung des Bundes und der Wüstenrot-Stiftung (die auch die Restaurierung des Einsteinhauses in Caputh sowie des Einsteinturmes auf dem Potsdamer Telegrafenberg unterstützte) mit dessen denkmalschutzgerechten Sanierung, die 2014 abgeschlossen wurde. Seitdem wird das Haus als Museum, Standesamt, Tagungsstätte und Informationsforum für den modernen Holzbau genutzt.
In den Ausstellungsräumen im Untergeschoss befindet sich eine Dauerausstellung, welche der 1882 in Niesky gegründeten Fertigteilholzbaufirma Christoph & Unmack gewidmet ist. Die angebotenen Führungen umfassen vier Nieskyer Stadtteile mit insgesamt fast 100 noch sehr gut erhaltenen originalen Holzhäusern, die ursprünglich als Wohn- und Musterhäuser fungierten. Wie auch das Konrad-Wachsmann-Haus stehen die Holzhäuser in den Siedlungen Goethestraße, Neu-Ödernitz, Neusärichen und Raschkestraße unter Denkmalschutz.
1926 stellte Christoph & Unmack den jungen Architekten Konrad Wachsmann als Chefarchitekten an. Wachsmann entwickelte zahlreiche neue Typen und entwarf große Hallenkonstruktionen für Industriebauten und private Auftraggeber. Auf seine Planungen geht die aus rund 85 Einzelhäusern bestehende Musterhaus-Werkssiedlung des Betriebes in Niesky zurück. Diese Häuser blieben bis in die Gegenwart weitgehend erhalten und sind heute durch ein Leitsystem für interessierte Besucher der Stadt zu erkunden.
Das Caputher Sommerhaus Albert Einsteins wurde 1929 von Christoph & Unmack für den Nobelpreisträger errichtet. Einstein bewohnte das Gebäude bis 1932, blieb dann jedoch in den USA. Später nutzte die Gemeinde Caputh das Gebäude als Wohnhaus. 2005 wurde es saniert und ist heute als Begegnungsstätte für die Öffentlichkeit zugänglich. Hier lest ihr demnächst mehr darüber.iche Bauten für Kunden auf der ganzen Welt und arbeitete mit namhaften Architekten wie Hans Scharoun, Henry van de Velde, Albinmüller oder Hans Poelzig zusammen.
Konrad Wachsmann, der einige Jahre Chefarchitekt der Firma war, hat sich als Pionier des industriellen Bauens weltweit einen Namen gemacht. Das von ihm entworfene Direktorenwohnhaus in Niesky, 1927 im Stil der Klassischen Moderne errichtet, gilt als besonderes Zeugnis der industrialisierten, vorgefertigten Holzbauweise. Es wurde denkmalgerecht saniert und 2014 als ‚Forum Konrad-Wachsmann-Haus Niesky Information, Austausch, Erlebnis Holzhausbau‘ wiedereröffnet.
Die Dauerausstellung ‚Holzbauten der Moderne‘ gibt einen Einblick in die Entwicklung des industrialisierten Holzhausbaus. Einige Texte auf dieser Seite habe ich dem Ausstellungskatalog entnommen.
Ebenfalls empfehlenswert im Direktorenhaus: Ein ergänzender Essayteil befasst mit den Ergebnissen der Farbuntersuchungen im Konrad-Wachsmann-Haus, mit dem Ingenieurholzbau der Firma Christoph & Unmack und mit aktuellen Tendenzen im Holzbau.
Adresse:
Konrad-Wachsmann-Haus
Goethestraße 2, 02906 Niesky
www.wachsmannhaus.niesky.de
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