Im Oktober 1985, wurde in Hettstedt (Sachsen-Anhalt) der originalgetreue Nachbau der ersten deutschen Dampfmaschine nach Wattschen Vorbild eingeweiht.
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Nach Arbeitstechniken des 18. Jahrhunderts erschaffen, steht die „Feuermaschine“ im Mansfeld Museum in einem Anbau neben dem „Humboldtschlösschen“. Der spektakuläre Nachbau wird heute mittels Elektromotor in Bewegung gesetzt und fasziniert viele Besucher des Mansfelder Landes. Auf Knopfdruck rasselt der eiserne Goliath los – wenn auch ohne den typischen Dampfmaschinen-Sound, wie ein Kollege einst schrieb.
Hier geht es zum Mansfeldmuseum in Hettstedt.
Wie der Nachbau eingeweiht wurde
Details über die Einweihungsfeier des Nachbaus vermittelt Eberhard Wächtler (1929 – 2010) in seinen nachgelassenen Memoiren. (Klartext-Verlag Essen)
Der nicht unumstrittene Prof. Dr. Wächtler galt als Nestor der ostdeutschen Technikgeschichte. Er schreibt u.a.: „ Das Jahr 1985 brachte das 200-jährige Jubiläum der Inbetriebnahme der ersten deutschen Dampfmaschine Wattscher Bauart in Hettstedt. Eines Tages bat uns der Generaldirektor Jentsch des VEB Mansfeldkombinates doch einmal bei ihm vorbeizukommen. Als wir bei ihm waren, eröffnete er uns, dass ein Kollektiv seines Werkes die besagte Maschine als Modell 1:1 original nachgebaut hätte und dieselbe im Oktober 1985 eingeweiht werden sollte. Er wollte mit diesem Ereignis noch etwas klingeln und bat um Hilfe.
Dampfmaschinenkolloquium
Am Tage der Einweihung der Maschine fand dann in Hettstedt ein Dampfmaschinenkolloquium statt. Der VEB Fachbuchverlag Leipzig publizierte ein von Otfried und mir konzipiertes und herausgegebenes Buch zur Geschichte der Dampfmaschinen. Schließlich besorgte ich mit Prof. Dr. Rainer Slotta, Dr. Evelin und Dr. Werner Kroker, alle Deutsches Bergbaumuseum Bochum, Prof. Dr. Wolfhard Weber, Ruhruniversität, Prof. Dr. Ulrich Troitzsch, Universität Hamburg, sowie Dr. Jiri Major, Technisches Nationalmuseum Prag, noch entsprechende Ehrengäste, die Kollege Jentsch auf das Herzlichste begrüßte.
Die DDR-Regierung glänzte durch Abwesenheit
Da ihm seitens der Regierung zu wenig Gäste (nämlich überhaupt niemand) erschienen waren, begrüßte er mich mit einem Titel, der – Egon Ohlsen würde sagen – „mächtig gewaltig“ klang und von allen Anwesenden im Saal heftig applaudiert wurde, den es aber überhaupt nicht gab.
Als ich ihm sagte: „Schönen Dank für deine Ernennung! Du bist ein liebenswürdiger Hochstapler!“, winkte er ab und meinte: „Das war nur der Punkt auf das >i< einer sehr schönen Sache. Ich danke Dir.“
Prof. Wächtler schreibt weiter :“ Dabei war es gar nicht so einfach, die Kollegen Bundesdeutschen nach Hettstedt zu bringen. Zuerst sagte irgend so ein Macht vortäuschender Staatsdiener, dass meine Kollegen nicht kommen dürfen, weil das ein DDR-Ereignis und kein gesamtdeutsches sei. Daraufhin veranstaltete ich in Freiberg ein technikgeschichtliches Kolloquium, das ausgerechnet am Tage der Einweihung der Maschine in Hettstedt eine Exkursion dahin hatte. Dieses Kolloquium wurde nur genehmigt, wenn auch Ausländer zu Worte kämen. Da rief ich ein paar Tage vorher meinen guten Freund Jiri Major in Prag an und machte ihm klar, dass er in Freiberg in ein paar Tagen ein Referat zu halten hatte. Als er wissen wollte, über was er sprechen sollte, sagte ich: „Das ist mir gleich.“ Er kam, sah die Einladung und das Referat-Thema und sprach: „Alle regierungsseitlich angeblich und teilweise auch wirklich gestellten Bedingungen waren erfüllt!“ Natürlich musste ich damit rechnen, dass irgend so ein ganz linientreues Rindvieh mir noch einen Skandal macht, wenn die Kollegen aus der Bundesrepublik mit ihren Westschlitten in Hettstedt eingefahren wären. Deshalb hatte ich ihnen – bis Dresden durften sie mit ihrem eigenen Auto kommen – bei mir auf der Grunaer Straße im Hof Parkplätze besorgt.“
Besuch in Oelsnitz im Erzgebirge
Am Tag nach dem Dampfmaschinengeburtstag besichtigten wir mit dieser gesamtdeutschen und internationalen Delegation noch das im Aufbau befindliche, doch schon entsprechenden Charakter zeigende Steinkohlenbergbaumuseum in Oelsnitz. Der Hauptwunsch meiner Westkollegen war, dort endlich einmal in einer volkseigenen Werkskantine ein dreigängiges Mittagessen für 75 Pfennige Ost zu essen. „Nicht schlecht“, meinte Ulrich Troisch genüsslich kauend, „aber ob ihr das ökonomisch wirklich durchsteht?“
Info: Eberhard Wächtler, Autobiografie eines aufrechten Unorthodoxen, Deutscher Werkbund Nordrhein-Westfalen, Schriften-Reihe: Einmischen und Mitgestalten, Band 20, Klartext-Verlag Essen l448 Seiten, Broschur, 29,95 € ISBN: 978-3-8375-0979-3
Zur Person E.Wächler u.a. Wikipedia Eintrag: Wächtler war von 1962 bis 1990 Inhaber des Lehrstuhls für Technikgeschichte an der Bergakademie Freiberg. Er galt als Experte für Bergbaugeschichte. Unter anderem gemeinsam mit Otfried Wagenbreth verfasste er eine Vielzahl an Büchern zur Technikgeschichte z. B. über das Berg- und Hüttenwesen der Stadt Freiberg. Wächtler gehörte dem Vorstand der Stiftung Hessisches Braunkohle-Bergbaumuseum an und war maßgeblich am Aufbau des Borkener Bergbaumuseums beteiligt.[ Er war Mitglied der Leibniz-Sozietät in Berlin. Wächtler verstarb 2010 in Dresden und wurde auf dem Alten Annenfriedhof beigesetzt.
Mansfeld – Museum – zum Tag des Offenen Denkmals geöffnet
Das Lichtloch 24 entstand im Jahre 1852 beim Bau des Schlüsselstollens, welcher die Siedlung Burgörner mit Trinkwasser versorgte. Der ca. 100 m tiefe Schacht ist mit lockerem Gestein ausgemauert. Über Tage ist der in Mischmauerwerk errichtete Schachtkopf zu besichtigen. Das Lichtloch dient heute als Wetterschacht und ist damit einer der letzten seiner Art im Mansfelder Revier. Heute wird das Lichtloch 24 museal genutzt durch das benachbarte Mansfeld-Museum.
Sie ist die älteste betriebsfähige Schmalspurbahn Deutschlands: Mit einer Spurweite von 750 Millimetern machte sich die Mansfelder Bergwerksbahn 1880 auf den Weg, um Erze und Kohle von den Schächten zu den Hütten zu bringen. Heute befördern die Loks Touristen zwischen Benndorf und Hettstedt in Sachsen-Anhalt. Dass diese Zeitzeugen der Industriegeschichte noch in Betrieb sind, ist das Verdienst des 1991 gegründeten Vereins Mansfelder Bergwerksbahn. In der MaLoWa Bahnwerkstatt des ehemaligen VEB Mansfeld Kombinat Wilhelm Pieck Eisleben kümmern sich die Eisenbahnliebhaber ehrenamtlich um die historischen Dampf- und Diesellokomotiven. Durch die Förderung der Ostdeutschen Sparkasssenstiftung und der Sparkasse Mansfeld-Südharz kann nun auch die 2014 durch den Verein übernommene Dampflok 11 aufwendig restauriert und wieder in Betrieb genommen werden.
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