Von Kärstin und Dieter Weirauch

Heute geht es zunächst „dem Himmel ein Stück näher“. Unser Weg führt uns auf den höchsten Hügel des schlesischen Plateaus, dem weithin sichbaren Basaltkegel des Chełm, ca. 40 Kilometer südöstlich von Oppeln.

Vor dem Sanktuarium auf dem St. Annaberg (404 Meter über NN) erwartet uns der Franziskaner-Pater Anastasius. Von ihm erfahren wir, dass sich das Heiligtum aus dem Franziskanerkloster Góra św. Anny (St. Annaberg) und dem Kalvarienberg, einer umfangreichen Nachbildung der Passion Christ, die als religiöse und nationale Andachts- und Wallfahrtsstätte dient, zusammensetzt. Bevor die Pilger den Gipfel des Annabergs erreichen, legen sie an jeder einzelnen der 41 über den Berg verstreuten Kreuzwegkapellen eine Pause ein.

Das Franziskanerkloster wurde 1656 für eine bereits bestehende Wallfahrt zur Figur der heiligen Anna Selbdritt aus dem 15. Jahrhundert in der Klosterkirche gegründet. Wie im 15. Jahrhundert ist die heilige Anna Selbdritt auch heute noch das Ziel tausender Pilger, die den Vulkanberg jährlich aufsuchen. Anna, die Großmutter Jesu, gilt als Schutzheilige nicht nur sämtlicher Mütter, sondern auch der Kaufleute und Bergarbeiter.

Anastasius führt kenntnisreich durch das Klostermuseum

Die Decke und Wände der Basilika sind mit Darstellung aus dem Leben der heiligen Anna, mit biblischen Motiven und mit Motiven des mönchischen Lebens der Franziskaner geschmückt.

Wir machen einen Rundgang durch das Klostermusuem und erfahren Details über das Leben der Franzislaner in den Zeitläufen bis ins Heute.

Der Annaberg ist auch ein Symbol für das schwierige deutsch-polnische Verhältnis. Nach der Volksabstimmung von 1921, bei der über 60 Prozent der Bevölkerung für den Anschluss an Deutschland optierten, kam es hier zu blutigen Kämpfen zwischen polnischen Freischärlern und dem sogenannten „Selbstschutz Oberschlesen“. „Die Ereignisse wurden sowohl in Hitlerdeutschland als auch im kommunistischen Polen mythisch verklärt“, wie der Baedecker in seinem Band Polen (12. Auflage, 2022, Bearb. Rainer Eisenschmid) vermerkt.  Fortan galt den Deutschen der Berg als Zeichen ihrer Überlegenheit, 1934 schlugen sie ein Amphitheater in den Fels. 

Blick auf das Amphitheater

Vier Jahre später weihten sie ein Ehrendenkmal ein, „Symbol für die deutsche Wiedergeburt von 1933 und die Befreiung von den Fesseln von Versailles.

Heute steht neben dem Amphitheater ein von dem polnischen Bildheuer Yawer Dunikowski (1875-1964) errichtetes Ehrenmal, das an die gefallenen polnischen Kämpfer erinnert.

Wer mehr über den Annaberg – eines der bedeutenden religiösen Wahrzeichen des Oppelner Landes erfahren will, der schaue hier in das Buch. (Weitere Infos gibt es hier: Dieter Schulze, Polen der Süden, DuMont Reiseverlag, 2. Auflage, 2020)

Asresse: Sanktuarium auf dem St. Annaberg
ul. Klasztorna 6, Góra Św, -abby
www. swanna.com.pl

Nächste Station unserer Rundreise durch das schöne Oppelner Land ist Brzeg/Brieg.

Die Recherche in Städte, zu Schlössern, regionaler schlesischer Küche sowie zu technischen Highlights im Oppelner Land wurde unterstützt vom Polnischen FVA Berlin polandtravel sowie visitopolski.  Vielen Dank !