Germania-Pleite: Fliegen 2019 wird sehr chaotisch.  Oftmals ist die Bahn billiger und nicht langsamer. Dies mag unglaublich klingen, ist aber wahr – absolut wahr: Für Flugreisende wird das Jahr 2019 kein Vergnügen, denn Fliegen wird generell noch chaotischer, als der Fluggast das schon 2018 erlebte – vor allem aber: Eine innerdeutsche Bahnfahrt dauert in der Regel nicht länger als ein Flug und ist zudem meistens super-preiswert zu haben. Wenn man rechtezeitig bucht.Die Pleite der deutschen Airline Germania spielt beim Chaos 2019  auch eine Rolle – eine untergeordnete allerdings.

Dass die 30 Germania-Flugzeuge erst einmal am Boden bleiben und einige Zehntausend Fluggäste nicht wie gebucht nach Irgendwo kommen, ist nur das kleinere Übel des bevorstehenden Chaos. Viel bedeutender dagegen ist eine Tatsache, die vorwiegend von der Politik zu verantworten ist – das Unvermögen, den Belangen der überwiegenden Bevölkerungsmehrheit  und den gesamtwirtschaftlichen Bedürfnissen nach zu kommen.

 

Dabei geht es um Tatsachen, die nur ungern beim Namen genannt und diskutiert werden: Warum wird immer wieder dem Unmut von Minderheiten nachgegeben, obwohl dadurch die Mehrheiten zu Dauer-Leidtragenden werden? Das ist etwa beim Ausbau der Fluginfrastruktur der Fall.  In München wird der Bau einer dringend erforderlichen zusätzlichen Startbahn abgelehnt.  Allenthalben – wie jetzt auch wieder am Pleite-Objekt BER diskutiert wird – sollen Nachtflugverbote ausgeweitet werden. Erweiterungen von Terminals – geschweige denn von Ergänzungsbauten –  stoßen auf Ablehnung der Flugplatznachbarschaften. Ebenso verbesserte Zufahrtsmöglichkeiten.  Und in Berlin verweigert eine generell verkehrsfeindliche Regierung den Wunsch einer Bevölkerungsmehrmehrheit nach Betrieb von zwei Flugplätzen, also der Offenhaltung von Tegel nach BER-Eröffnung.

Die Folgen: Chaos, steigendes, am Boden und in der Luft. Und Wirtschaftseinbußen. Die betreffen beispielsweise auch den BER. Aus polnischen Regierungskreisen verlautet dazu – inoffiziell natürlich -, dass man sich für einen neuen Warschauer Großflughafen ausgesprochen hat, weil auf den BER kein Verlass ist. BER sollte, so die Ursprungsplanung, auch einem Teil der polnischen Bevölkerung zum Absprung für Fernreisen dienen. Die mehrfache  Verschiebung der BER-Eröffnung und zudem die Tatsache, dass BER von Anfang an als viel zu klein ausgelegt wurde, hat zu einer Änderung der polnischen Absichten geführt – und damit auch zum Bau eines Warschauer Großflugplatzes.

 

Diese absolut irrsinnigen Verweigerungen einer Modernisierung der deutschen Flug-Infrastruktur bringen volkswirtschaftliche Nachteile mit sich, deren Ausmaß letztlich katastrophal sein muss. Diese wahrhaftig „deutsche Misere“ wird in Zukunft noch dramatischer, weil der Luftfahrt unerwartet hohe Zuwachsvolumina vorhergesagt werden.

Konkurrenzkampf der Airlines

Sie dürften bei jährlich vier bis fünf Prozent liegen. Das ist mit den heutigen Infrastrukturen kaum zu schaffen – deshalb wieder Chaos. 2019 werden mehr Flüge ausfallen und es wird zu weitaus mehr Verspätungen kommen als im Vorjahr. „Geradezu mörderisch“, so ein Experte,   dürfte zudem der Konkurrenzkampf der Airlines untereinander werden, um Passagiere wie auch die Slots, also die Landerechte. Das wiederum hat zur Folge, dass die Flugpreise weiter fallen. Wahrscheinlich um durchschnittlich sieben Prozent im Jahr 2019 – Fachleute schließen sogar zehn Prozent nicht aus.

Vor allem die sogenannten Billigflieger werden dabei tonangebend sein – und sich damit Germania-ähnlichen Gefahren aussetzen, also „Miese“ erwirtschaften und der Pleite näher kommen. Heutzutage bereits kann man über gewisse Ticketpreise nur den Kopf schütteln: Da kann man Köln – London für 27 Euro, Berlin-Schönefeld – Mallorca für 25 und Köln –  Teneriffa für unter 100 Euro fliegen. In diesem Zusammenhang gibt der irische Billigflieger Ryanair Rätsel auf.- Er will, so Fluglinienchef O`Leary, seine  Gesellschaft in vier Airlines aufteilen und damit ab 2024 jährlich 200 Millionen Passagiere befördern, 70 Millionen mehr als derzeit. Die vier geplanten „Töchter“: Ryanair mit Sitz in Irland, Ryanair Sun als reiner Ferienfliegen mit Sitz in Polen, Ryanair UK mit Blick auf den Brexit in London und Ryanair Lauda Motion in Österreich. Die Fachwelt rätselt, was dahinter stecken könnte – noch heftigerer Preiskampf?

Noch einmal Infrastruktur – da hinkt Deutschland nicht nur flugtechnisch generell hinterher.

Seine Schulen sind genau so marode wie seine Brücken und Straßen. Bedenklicher jedoch ist dies: Eine Minderheit der Bevölkerung verhindert auch immer wieder den Bau neuer Wohnungen („Nicht vor meiner Haustür“) , die Ansiedelung neuer Firmen wie  ein Google-Büro in Berlin-Kreuzberg, den Ausbau von innerstädtischen Verkehrswegen (außer Radspuren)  – und so fort. Deutschland, so scheint es, igelt sich ein, beharrt auf dem Jetzt, scheut die Zukunft, gibt sich lieber lethargisch. Wohin soll das führen – zu Lande und in der Luft?