Auf einem gemütlichen Spaziergang durch die Voralpenstadt entdecken Besucher pure Genussvielfalt. Gerade im Winter ein unvergessliches Erlebnis für alle Sinne. Schnee knirscht unter den Schuhen. Die Schritte sind eilig. Wir sind mit Birgit Mayr verabredet, die uns in einer „Stadtversuchung“ zu den kulinarischen Schmankerln von Bad Tölz leiten will. Gemeinsam mit vier Kolleginnen bietet die Stadtführerin seit mehr als zehn Jahren nicht ganz alltägliche Führungen durch ihre Heimatstadt an, gewürzt mit wahren Geschichten, unterhaltsamen Legenden und viel Zeit zum Genießen. „Besucher sollen der Stadt mit allen Sinnen begegnen“, sagt Mayr, „inklusive ihrer typischen Gemütlichkeit, die sich – grad wenn´s draußen kalt ist – ausbreitet.“
Treffpunkt ist am Bullen-Brunnen vor der Tourist-Info, jenem Denkmal, das die Tölzer 2013 für ihre Kultfigur Ottfried Fischer bzw. den „Bullen von Tölz“ errichteten. Von dort geht es durch den verschneiten Franziskanergarten in Richtung Franziskanerkirche. Hier sollen einst unheimliche Geistermessen stattgefunden haben, so eine Legende. Wir befinden uns im Bäderviertel, dem westlichen Teil der Stadt, durch deren Mitte die für ihr besonderes Flimmern bekannte Isar fließt. Und erfahren alles über deren Kur-Vergangenheit, die dank mildem Reizklima und natürlicher Jodquellen zahlreiche Prominente vergangener Zeiten anlockte. Thomas Mann gefiel es in Bad Tölz so sehr, dass er dort sogar ein Sommerhaus errichtete, das heute noch zu besichtigen ist – leider nur von außen, denn es befindet sich in Privatbesitz. Mehr als 170 Jahre umfasst die Gesundheits-Geschichte von Bad Tölz.
Bevor wir den dampfenden Fluss überqueren, besuchen wir das „Rendezvous der Genüsse“. Schokoladen-Aroma füllt das behagliche Café. In den Auslagen drängen sich feinste Pralinen, Bonbons und gebackene Köstlichkeiten. Dazwischen kleine Päckchen mit Kieselsteinen, wie sie am Ufer der Isar liegen. „Nur geschmackvoller“, sagt Birgit Mayr lachend. „Die besondere Tölzer Spezialität besteht aus Marzipan und Nougat, eingemantelt in einen täuschend ähnlichen Stein-Dekor.“ Eine Kostprobe, dann verlassen wir das Schlaraffenland. Kalte Voralpenluft strömt in die Nasen. Im Dämmerlicht schlendern wir über die Isar in die Marktstraße. Hinter den unverwechselbaren Fassaden, die Gabriel von Seidl Anfang des 20. Jahrhunderts gestaltete, entdecken wir eine Mischung aus Handwerksläden, traditionellen Gasthäusern und modernen Modegeschäften. Spazieren vorbei am Stadtmuseum, das als Außenkulisse in „Der Bulle von Tölz“ berühmt wurde und bestaunen die wohl schönste Giebelmalerei der Stadt am Moralthaus.
Etwas versteckt befindet sich das Tölzer Marionettentheater, das seine Gäste seit 111 Jahren mit liebevollen Inszenierungen und handgemachten Puppen verzaubert. Mit etwas Glück trifft man hier auf Karl-Heinz Bille, einen der heutigen Betreiber und Nachkommen einer der bekanntesten deutschen Puppenspielerfamilien. Er gewährt gerne einen Blick hinter seine Theaterkulisse und lässt Besucher Aug‘ in Aug‘ mit seinen Hauptdarstellern treten. Draußen verwandelt sich die Stadt immer mehr in eine Bilderbuch-Szenerie. Schneeflocken tanzen im Licht der Straßenlaternen und die beleuchteten Schaufensterwaren nehmen einen ganz besonderen Charme an, der die umtriebige Stimmung erklärt. Zeit zum Aufwärmen? Aber bitte. Inmitten der Stadt lädt der „Schwaighofer“ zu Wein- und Spirituosenproben in seine gemütliche Stube. Die Tölzer Genuss-Institution ist seit über 125 Jahren in Familienhand. Heute besichtigen wir nur die 1896 von Gabriel von Seidl gestaltete Weinstube und lassen uns von Gründer-Enkel Claus Janßen einen in der zugehörigen Brennerei hergestellten Alpenkräuterlikör aushändigen.
Kurz vor Ladenschluss schlüpfen wir noch zum Käsepapst Wolfgang Hofmann in den „Tölzer Kasladen“. „Deutschlands bester Käse-Affineur“, wie Birgit Mayr ganz unbescheiden verkündet. Als wir eintreffen, bietet der so Geadelte uns eine Probier-Auswahl aus dem 200 Käsesorten umfassenden Sortiment an, das in über zehn Ländern zusammengetragen und teilweise in der eigenen Werkstatt veredelt wurde. Nach eineinhalb immer vergnügteren Stunden steht fest: In Bad Tölz könnte man zum genussvollen Wiederholungstäter werden. Gelegenheit dazu gibt es zum Beispiel bei den „Kaffeetanten“- oder „Teetanten“-Touren. Diese kulinarische Stadtführungen haben die Stadtversucherinnen neu im Angebot. Sie enden im „Rendezvous der Genüsse“ mit einer üppigen Kaffeetafel oder einer Teatime. „Kaffeeonkel und Teeonkel sind ausdrücklich auch erwünscht“, sagt Mayr mit einem Augenzwinkern.
Weitere Informationen:
- Allgemeine Informationen
- Tourist-Information Bad Tölz, Max-Höfler-Platz 1, 83646 Bad Tölz,
- Tel.: +49 (0)8041 / 78 67-17, info@bad-toelz.de, www.bad-toelz.de
Stadtführungen mit den Stadtversucherinnen: www.toelzer-stadtversucher.de/
Rendezvous der Genüsse: www.rendezvous-der-genuesse.de/
Tölzer Marionettentheater: www.marionetten-toelz.de/
Schwaighofer: www.schwaighofer.de/
Tölzer Kasladen: www.toelzer-kasladen.de/
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