Als Roswitha Pflüger und Marion Ackermann vor dreißig Jahren die „Jausenstation“ in dem beschaulichen nordhessischen Dörfchen Weißenbach gründeten, waren Begriffe wie „Clean Eating“ oder „regionale Wertschöpfungsketten“ noch kein Thema. Ebenso wie regionale oder traditionelle Küche. Doch die Schwestern waren von ganzem Herzen von ihrem Konzept überzeugt, den Gästen die Gerichte ihrer Kindheit auf dem Selbstversorgerhof zu servieren und so den nordhessischen Urgeschmack zu bewahren.

Lest hier mehr über Matthias Pflüger und seine Ahle Wurtscht

Während die Schwestern vor 30 Jahren belächelt wurden, spielen heute die Themen ursprüngliche Ernährung, regionale Gerichte, Tierwohl und Umweltschutz für viele Verbraucher eine wichtige Rolle. Aus den belächelten Gründerinnen wurde weitsichtige Pionierinnen. Damals wie heute verwöhnt die Jausenstation Weißenbach ihre Gäste ausschließlich mit hausgemachten Gerichten, ohne Geschmacksverstärker, ohne künstliche Aromen, ohne Konservierungsstoffe. Das gefällt auch Slow Food und verleiht der Jausenstation seit 2014 ununterbrochen die Slow Food Genussführer Plakette.

Fleischermeister Matthias Pflüger in der Lehmkammer der Jausenstation © / D.Weirauch

Fleischermeister Matthias Pflüger in der Lehmkammer der Jausenstation © / D.Weirauch

Sohn und Neffe Matthias Pflüger, der seit 2015 den Betrieb leitet, führt den Ansatz der Gründerinnen konsequent weiter. Ein dichtes Netz von Lieferanten aus der unmittelbaren Umgebung ist hierzu die Grundlage. Insgesamt 14 Bauern in einem Radius von maximal 20 Kilometern produzieren für ihn, meist in Bio-Qualität. Sie liefern Schweine, Rinder und Geflügel sowie Milch, Mehl, Kartoffeln, Honig, Obst und Gemüse. Dadurch kommen mittlerweile über 90 % seiner Zutaten aus der engeren nordhessischen Umgebung. „Das ist unser Beitrag zum Klimaschutz: Nachhaltige Erzeugung von ursprünglichen Spezialitäten in einer stark regional begrenzten Wertschöpfungskette“ erläutert Matthias Pflüger seine Art der Unternehmensführung.

Seit 30 Jahren Pionier im „Clean Eating“ – Essen wie früher

Mit 30 Mitarbeitern verarbeitet er 15 geschlachtete Schweine pro Woche unter anderem zu seiner weit über die Region hinaus beliebten echten nordhessischen Ahlen Wurscht (siehe Hintergrund). Insgesamt stellt er 170 verschiedene regionale Produkte her, die zum großen Teil in seinem Online-Shop bestellt werden können (www.der-urgeschmack.de).

Gerne öffnet Matthias Pflüger interessierten Gästegruppen die Türen der hofeigenen Käserei, Backstube und Wurstherstellung, um während einer Betriebsbesichtigung hinter die Kulissen der Jausenstation zu schauen. Im Sommer verzaubert Frau Holles Blumenwiese vor den Türen der Jausenstation die Besucher, die sich an der Blütenpracht und den munteren Summen und Brummen kaum satt sehen bzw. hören können. Und wer komplett in die Welt des nordhessischen Urgeschmacks eintauchen möchte, verbringt ein paar Tage in der hofeigenen 4****-Pension. Und nächtigt direkt über dem Wurstehimmel.

Fleischermeister Matthias Pflüger in der Lehmkammer der Jausenstation © / D.Weirauch

Matthias Pflüger in der Lehmkammer der Jausenstation © / D.Weirauch

Überregional bekannt ist die Jausenstation für ihre echte nordhessische Ahle Wurscht, deren Herstellung wie zu Zeiten der Hausschlachtung erfolgt: Es werden nur bestimmte alte Schweine-Rassen verwendet. Die Schweine werden mindestens ein Jahr alt und sind 180 -200 Kilogramm schwer. Sie werden natürlich gefüttert, dadurch langsam gemästet und ohne Stress geschlachtet. Wenn das Tier getötet ist, wird das noch schlachtwarme Fleisch traditionell zur Wurst verarbeitet. Als Zutaten sind nur natürliche Gewürze wie Pfeffer, Salz, Knoblauch und Kräuter sowie Salpeter erlaubt. Keine Reifebeschleuniger, keine Bakterienstarterkulturen und sonstige Tricks, die leider von den meisten Metzgern verwendet werden. Anschließend reift die Ahle Wurscht mehrere Monate in speziellen Reiferäumen mit traditioneller Lehmbeschichtung. Erst dann wird sie in den Verkauf gebracht. Die von der Jausenstation Weißenbach hergestellte Ahle Wurscht wird von Slow Food anerkannt. Als besonders schützenswerte regionale Spezialität wurde die echte nordhessische Ahle Wurscht 2004 von Slow Food in die „Arche des Geschmacks“ aufgenommen.

Presseinformation: intellikon,

Hier geht es zur Fleischerei Willi Ross in Melsungen, wo Rolf Schott eine interessante Geschichte über seinen beruflichen Werdegang erzählt.