Vor über 1000 Jahren: Unter dem frühen deutschen Königtum der Ottonen wurde die Region des heutigen Sachsen-Anhalts zum Zentrum abendländischer Geschichte. Heinrichs Sohn, Otto der Große, formte das Heilige Römische Reich Deutscher Nation. Magdeburg, seine Lieblingspfalz, wurde damals im Dreiklang mit Rom und Konstantinopel genannt. 2023 besteht die Ferienstraße „Straße der Romanik“ mittlerweile 30 Jahre. Einst als clevere Idee zur Vermarktung bedeutender bauhistorischer Zeugen aus dem Mittealter erdacht, sind die die Nord- und Südroute der Straße der Romanik heute nicht mehr wegzudenken aus dem Kulturtourismus. einfachraus.de stellt in regelmäßigen Abständen einige Highlights der Tour auf der Straße der Romanik vor. Begonnen haben wir mit der Burg Falkenstein, hier geht es zum Beitrag.
Auf der mehr als 1000 Kilometer langen Nord- und Südroute findet man Bauwerke von grandioser Schönheit. Geschichte wird lebendig für die ganze Familie mit Ausstellungen, Ritterspielen und Mittelaltermärkten. Und auch kulinarisch warten viele Überraschungen auf die Gäste!
Einige Stationen der Nordroute
Magdeburg – Domkirche St. Mauritius und St. Katharina
Im Mittelalter galt Magdeburg neben Konstantinopel als „drittes Rom“. Otto der Große, Gründer des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation im 10. Jahrhundert, wählte Magdeburg zu seiner Lieblingspfalz. 1209 begann dann der Bau der ersten gotischen Kathedrale in Deutschland.
Der Magdeburger Dom ist die erste von Anfang an gotisch konzipierte und die am frühesten fertiggestellte Kathedrale der Gotik auf deutschem Boden, Foto: Weirauch
Im Internet: www.magdeburgerdom.de
Kunstmuseum: Kloster Unser Lieben Frauen
Das ab 1064 errichteten Bauwerk gehört zu den besterhaltenen aus der Zeit der Romanik. Kirche und Kreuzgang vermitteln einen authentischen Eindruck der ursprünglichen Anlage des 1017/1018 gegründeten Kollegiatstiftes. Heute befindet sich darin das Kunstmuseum der Landeshauptstadt, der wichtigste Ort für die Präsentation zeitgenössischer Kunst in Sachsen-Anhalt.
Regierungsstr. 4-6, 39104 Magdeburg, Im Internet mehr unter www.kunstmuseum-magdeburg.de
Quedlinburg
Basilika St. Wiperti
Anstelle der ersten kleinen Saalkirche auf dem Königshof Heinrichs I. entstand um 950 eine dreischiffige Basilika, in die nachträglich (um 1000) die bis heute erhaltene Krypta eingebaut wurde. Sie blieb auch nach dem Neubau der Kirche im 12. Jahrhundert unverändert erhalten.
Hier kommt man Otto sehr nah: Krypta der Wipertikirche in Quedlinburgerkenswerte Spolien
Bemerkenswerte Spolien
Ein großer Teil der tragenden Element der Krypta der Basilika St. Wiperti wurde aus „Spolien“, das sind wieder verwendete Bauteile, errichtet. Das sieht man besonders an den Säulen und ihren Basen, für die Kapitelle mit einem Stück Schaft angepasst werden mussten. Die Kapitelle haben die Form von Pilzköpfen und werden deshalb „Pilzkapitelle“ genannt. Die Kapitellform war nur in einer sehr kurzen Zeit um 1000 „in Mode“.
Deshalb ist diese Kapitellform selten. Zwischen den nördlichen großen Säulen steht ein Pfeiler aus einem Stück, der einst eine Grabplatte (1. Hälfte des 9. Jahrhunderts) war und hier kopfstehend eingebaut worden ist. Bemerkenswert sind ein in halber Höhe befindliches „abgespieltes“ Mühlespiel und zwei weitere, einst über dem Querbalken des Kreuzes, jetzt ganz unten befindliche Mühlespiele. Das Fragment einer weiteren Grabplatte (1. Viertel des 9. Jahrhunderts?) befindet sich neben der mittleren Reliquiennische. Die Grabplatten wurden kopfstehend eingebaut. Das soll vermutlich zeigen, dass an ihrem Ort keine Bestattung erfolgt ist, sondern die Platten nur der Erinnerung an den Verstorbenen dienen. Auch der Architrav, der steinerne Träger der Gewölbe, ist eine Spolie. Im Bereich des südlichen Seitenschiffes wurden Architravteile mit geringerem Querschnitt eingebaut. Die Differenz wurde mit Gipsstuck ausgeglichen. Die Lilienkreuze wurden in den noch weichen Mörtel eingearbeitet, das verflochtene Zickzackband aus dem noch nicht ganz ausgehärteten Mörtel herausgeschnitten.
Kirchenführer St. Wiperti Quedlinburg, Herausgeber: Förderverein St. Wipertikirche Quedlinburg e.V., www.wipertikriche.de
Wipertistr., 06484 Quedlinburg, Im Internet unter www.wiperti.de;
Infos zur Fachwerkstadt Quedlinburg erhaltet ihr hier www.quedlinburg.de
Marienkloster Münzenberg in Quedlinburg
Teil einer romanischen Klosteranlage, gestiftet 986 von Mathilde, der damaligen Reichsäbtissin des Damenstiftes auf dem Schlossberg in Quedlinburg. An den beeindruckenden Resten der Kirche St. Marien lassen sich noch heute alle Elemente einer ottonischen Basilika mit Apsis, Querhaus, dreischiffigem Langhaus und Westbau ablesen. Auch die vollständig erhaltene Ostkrypta und sichtbare Teile des Klosterfriedhofs mit Kopfnischengräbern faszinieren.
Münzenberg 4, 06484 Quedlinburg, Mehr im Internet unter www.klosterkiche-Muenzenberg.de
Burg Falkenstein/Harz
Im 12. Jahrhundert errichtet, gehört der Falkenstein zu den eindrucksvollsten und besterhaltenen Burgen des Harzes.
Ihre Wehrhaftigkeit sowie die Innenräume des Burgmuseums wie Rittersaal, Herrenstube, Königszimmer, Burgkapelle oder spätgotische Küche vermitteln dem Gast bis heute einen bleibenden Eindruck. Der Legende nach schuf Eike von Repgow hier den „Sachsenspiegel“, das bedeutendste deutschsprachige Rechtsbuch des Mittelalters.
Pansfelde, Burg Falkenstein 1, 06543 Falkenstein/Harz, Mehr im Internet unter wwww.burg-falkenstein.de
Ermsleben Konradsburg / Klosterkirche St. Sixtus
Die Konradsburg war im 11. Jahrhundert die Stammburg der Edlen von Konradsburg. Um 1120 wurde sie aufgegeben und von den Benediktinern übernommen. Die kunstfertigen Kapitelle in der Krypta gehören zu den schönsten der romanischen Baukunst.
Konradsburg 2, 06463 Falkenstein/Harz OT Ermsleben, www.konradsburg.com
Museum Kloster und Kaiserpfalz Memleben
König Heinrich I. und sein Sohn Kaiser Otto der Große hielten sich nachweislich hier auf und sind beide auch in Memleben verstorben. Das heutige Museum befindet sich auf der Anlage des ehemaligen Benediktinerklosters. Höhepunkt ist die spätromanische Krypta. Idyllisch: der Klostergarten.
Thomas-Müntzer-Str. 48, 06642 Kaiserpfalz OT Memleben, Mehr Infos im Internet hier www.koster-memleben.de
Kloster St. Marien in Helfta /Lutherstadt Eisleben
- 1229: Graf Burchard von Mansfeld gründete nach der Burg in Mansfeld das Kloster St. Marien
- Juni 1258: Feierliche Einweihung des Klosters in Helfta
- 1343: Verlegung des Klosters vor die Stadtmauer von Eisleben
- 1525: Verwüstung des Klosters im Bauernkrieg
- 1542: Säkularisierung
- 1999: Nach mehr als 450 Jahren ziehen wieder Cistercienserinnen in Helfta ein
einfachraus.de war in Kloster Helfta, darüber lest ihr hier später mehr.
Adresse: Lindenstr. 36, 06295 Lutherstadt Eisleben, Mehr im Internet unter www.kloster-helfta.de
Merseburg – Dom St. Johannes und St. Laurentius
Der 1000-jährige Kaiserdom fasziniert mit der romanischen Hallenkrypta (12. Jahrhundert). Die Merseburger Zaubersprüche (10. Jahrhundert) oder die rätselhafte mumifizierte Hand Rudolphs von Schwaben, der 1080 als Gegenkönig Heinrichs IV. fiel, entführen in das mystische Zeitalter der Romanik. Weithin bekannt ist die erneuerte Domorgel mit 5587 Pfeifen – Rekord in Mitteldeutschland.
Merseburger Dom, Domplatz 7, 06217 Merseburg, www.merseburger-dom.de
Mittelalterliche Burgen und Burgruinen
Halle (Saale) – Oberburg Giebichenstein
„Da steht eine Burg überm Tale und schaut in den Strom hinein …, das ist der Giebichenstein.“ Er markiert über Jahrhunderte die Grenze zwischen West- und Osteuropa; die Burg wird in der Schenkungsurkunde Ottos I. im Jahre 961 erstmals erwähnt. Im 30-jährigen Krieg zerstört, wird die Giebichenstein zentraler Ort der Frühromantik. Der Burgfelsen bietet herrliche Ausblicke auf die Saale.
Seebener Str. 1, 06118 Halle (Saale), www.stadtmuseumhalle.de
Landsberg – Doppelkapelle St. Crucis
Die Doppelkapelle ist ein Kleinod sakraler Baukunst. Die überwältigt mit einer Synthese aus Architektur, Raumkomposition und faszinierendem Kapitelschmuck. Die „Blutsäule“ aus rötlich schimmerndem Marmor „schwitzt“ am Karfreitag Blut und Wasser. Eine besondere Sehenswürdigkeit ist der Schnitzaltar um 1525.
Hillerstr. 8, 06188 Landsberg, Mehr im Internet unter www.stadt-landsberg.de
Petersberg bei Halle (Saale) – Augustinerstiftskirche St. Petrus
Bereits im 11. Jahrhundert wurde auf dem Petersberg eine Kirche errichtet, deren Gestalt noch heute beeindruckt. Großartig der Innenraum aus dem 19. Jahrhundert und die Gräberreihe der Wettiner. Gebet und Meditation ermöglichen die Schwestern und Brüder des Konvents.
Stiftskirche St. Petrus, Bergweg 11, 06193 Petersberg bei Halle (Saale), Mehr im Internet unter: www.petersberg-freundeskreis.de
Weitere Stationen auf der Straße der Romanik:
Frose: Stiftskirche St. Cyriakus
Die flach gedeckte Pfeilerbasilika ohne Krypta stammt aus der Zeit um 1170. Der Innenraum, besonders die Einbauen im Turm, die Nonnenloge und die Durchgänge zu den Stiftsgebäuden, stammen aus dieser Zeit.
Die Türme hingegen erhielten die Hüte erst in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Mann nimmt an, dass die Beseitigung der Krypta in die Zeit der Reformation fällt.
Vor der See 402, 06464 Seeland OT Frose, www.frose-stiftskirche.de
Königspfalz Tilleda
Die 972 erstmals erwähnte Pfalz der Ottonen in Sichtweite des Kyffhäuser konnte in ihren wesentlichen Bauteilen rekonstruiert werden, so dass man in dem Freilichtmuseum das Leben in einer Herrscherresidenz vor 1000 hautnah erleben kann. Mächtige Wehranlagen, Werkstätten, Wohn- und Repräsentationsbauten vermitteln ein anschauliches Bild der einstigen Größe.
Freilichtmuseum Königspfalz Tilleda, Ernst-Thälmann-Str. 4 c, 06537 Kelbra OT Tilleda, www.pfalz-tilleda.de
Freyburg – Schloss Neuenburg
Die gewaltige Burg hoch über der Winzerstadt wurde um 1090 gegründet. Architektonisches Kleinod ist die Doppelkapelle von 1180 – heute: Burg-, Wein- und Uhrenmuseum mit zahlreichen Sonderausstellungen.
Jährlicher Höhepunkt: „montalbâne – Die internationalen Tage mittelalterlicher Musik“. Tipp für die Jüngsten: die Kinderkemenate.
Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Museum Schloss Neuenburg, Schloss 1, 06632 Freyburg, www.schloss-neuenburg.de
Stadtkirche St. Marien
Spätromanische dreischiffige Basilika im gebundenen System aus der Zeit um 1225. Die Errichtung dieser Kirche wurde durch den Thüringer Landgrafen Ludwig IV. und seiner später heiliggesprochenen Gemahlin Elisabeth veranlasst. Vom ursprünglichen Bau sind erhalten: Vierungsturm mit Querschiff, doppeltürmige Westfront und Rückwand mit romanischem Stufenportal.
Kirchplatz, 06632 Freyburg, www.freyburg-info.de
Das Jubiläum an historischen Orten in Sachsen-Anhalt 2023: www.deskaisersletztereise.de
Infos zu den einzelnen Stationen der Straße der Romanik gibt es hier: www.strassederromanik.de
www.romanik-strasse-erleben.de
Die Straße der Romanik in Sachsen-Anhalt gehört seit 2007 zur Europäischen Kulturstraße TRANSROMANICA. Sie verbindet das gemeinsame kulturelle Erbe der Romanik über acht europäische Länder hinweg: Von Deutschland über Österreich, Slowenien, Serbien, Italien, Frankreich bis hin zu Spanien und Portugal finden sich historische Zeugnisse dieser Epoche. Die sich am Ende des 10. Jahrhunderts überall in Europa abzeichnende neue Kunst und Architektur entwickelte sich in diesen Ländern in großer Vielschichtigkeit.
Wissenswertes gibt es auf der Seite des Zentrums für Mittelalterausstellungen mit Sitz in Magdeburg.
Weitere Informationen zu Kaiser Otto I. und die Straße der Romanik gibt es bald hier.
Die Straße der Romanik in Sachsen-Anhalt. Das Mittelalter erleben. Übersichtskarte. Herausgeber: Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt mbh,
Die Recherche auf den Spuren Kaiser Otto I. und zu 30 Jahre Straße der Romanik wurde unterstützt vom Zentrum für Mittelalterausstellungen und der IMG Sachsen-Anhalt.
Sehenswerte Klöster, Kirchen, Burgen und Dome sind Zeugen der wichtigen europäischen Kulturepoche. Ein eindrucksvoller Weg, der dazu einlädt, der Deutung von Symbolen, Schätzen und Bildern nachzugehen. Zu TRANSROMANICA gehören 47 äußerst beeindruckende Bauwerke. Rund um diese gruppieren sich über 300 weitere romanische Bauwerke als Kleinode attraktiver Kulturlandschaften. Jede Region bietet außerdem zahlreiche Veranstaltungen und Sehenswürdigkeiten kultureller, gastronomischer, landschaftlicher und aktiver Art und lädt zu vielfältigen Freizeitaktivitäten ein. Mehr Informationen unter www.transromanica.de
Weitere Stationen der Straße der Romanik sind u.a.
Schloss Ballenstedt mit der Grablege Albrecht des Bären
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