Königliche Genüsse aus Erfurt– so lauteten Ende März 2023 die Überschriften. Ralf Fischer, de Hüter der Erfurter Brunnnekressetradition war stolz wie Bolle. Denn König Charles III. speiste beim Staatsbankett im Schloss Bellevue auch Erfurter Brunnenkresse. Das schon von Fischers Vorfahren aufwändig gezogene Blattgemüse garnierte den gebeizten Karpfen, der dem britischen Monarchen als eine von drei Vorspeisen serviert wurde.
Brunnenkresse in Erfurt
Greenfoods, Superfoods und mittendrin die Erfurter Brunnenkresse: Die Erfurter Brunnenkresse gilt als eines der gesündesten Nahrungsmittel. Slow Food lobt den Geschmack der Brunnenkresse: “ Brunnenkresse ist kräftig und würzig im Geschmack. Als Kreuzblütengewächs ist auch ihre leichte Schärfe charakteristisch. Brunnenkresse kann frisch als Salat genossen werden und dient als Zutat z. B. für Suppen, Omeletts, Kräuterbutter sowie als schmackhafte Dekoration auf Aufschnittplatten. Neben ihrem kulinarischen Wert bestätigen zahlreiche aktuelle Untersuchungen ihre positiven Wirkungen auf die Gesundheit.“ Brunnenkresse gilt als ein gesunder Vitaminlieferant und das im Winter, wenn nur wenig frisches Gemüse regional verfügbar ist. Neben einem hohen Vitamin C-Gehalt (60mg auf 100g Frischpflanze) enthält Brunnenkresse die Vitamine A, B1, B2 und E sowie wichtige Mineralstoffe und Spurenelemente wie Eisen, Calcium oder Jod.
Historie des Brunnnekresseanbaus
Wie traditionsreich die Erfurter Brunnenkresse ist, zeigt der jahrhundertlange Anbau. Bereits um 1600 wurde die erste Erfurter Brunnenkresse angebaut, kultiviert und geerntet. Der hohe Nährwertgehalt sowie die vielen wertvollen Vitamine haben die winterliebende Brunnenkresse schon damals zum Superfood gemacht.
Während sich die wildwachsende Brunnenkresse nahezu deutschlandweit finden lässt, ist die Erfurter Brunnenkresse einmalig: Das einzigartige Klima, die besondere Bodenbeschaffenheit und das Dreibrunnenwasser geben der Erfurter Brunnenkresse ihren einzigartigen Geschmack!
Da die Brunnenkresse zu den Wintergemüsen gehört, steht und blüht sie meist von Mai bis September. Geerntet wird zwischen September und April. Dann kann die leckere Brunnenkresse beispielsweise als Suppe oder als Salat genossen werden!
In Erfurt hat die Brunnenkresse – eine besonders gesunde Frischgemüseart – eine lange Tradition. Bereits um 1630 begann im städtischen Dreienbrunnengebiet der Anbau von Brunnenkresse. Im frühen 18. Jahrhundert entwickelte man dann ein System mit künstlich angelegten Wasserläufen, sogenannten „Klingen“. Diese Anbauform von Brunnenkresse hatte weltweite Vorbildfunktion. In der DDR gab man das historische Anbausystem auf, sodass die Brunnenkresse als Salatgemüse weitgehend in Vergessenheit geriet. Nach der Wiedervereinigung hat die Erfurter Familie Fischer wieder eine Klinge errichtet, in der sie bis heute nach überliefertem Wissen Brunnenkresse anbaut. Frisch geerntet, steht das Gemüse im eigenen Hofladen zum Verkauf. Zudem können Interessierte das traditionelle Anbausystem besichtigen.
Erfurter Traditionsunternehmen
Bereits um 1650 bauten die Vorfahren der Gärtnerei Fischer in Erfurt-Hochheim Brunnnekresse an. Ralf Fischer weiß eine Menge Interessantes über die Tradition zu erzählen. Darüber hat er auch ein Buch geschrieben. Die durch den Gartenbaumeister Christian Reichart entwickelten Brunnenkresse-Klingen wurden 1687 erstmalig angelegt. Bei den speziell für den Anbau der Brunnenkresse entwickelten „Klingen“ handelt es sich um rund drei Meter breite, bis 40 Zentimeter tiefe und 150 Meter lange Bewässerungsgraben mit langsam fließendem Wasser, welche den optimalen Wuchs der Erfurter Brunnenkresse gewährleisten. 1950 wurde die Anlage der Gärtnerei Fischer grundlegend umgebaut sowie vergrößert und auf rund 500 Quadratmetern wird noch heute die berühmte Erfurter Brunnenkresse angebaut. Fischers Anlage, aus der die Brunnnekresse für das Menü anlässlich des Staatsbesuches von König Charles im Berliner Schloss Bellevue kam, ist die letzte „echte“ aktive Brunnenkresse-Klinge in Erfurt.
Die Recherche in Erfurt bei Ralf Fischer, dem „Kressepapst“ wurde ermöglicht durch Thüringen Tourismus.
hier erfahrt ihr mehr über die Brunnkresse und seinen engagierten Anbauer Rolf Fischer in Erfurt.
Hier einige Tipps zur Zubereitung und den Eigenschaften der Brunnnekresse
Brunnenkresse als Heilkraut: Sehr gesund
Aroma
Die fein prickelnde Schärfe der Brunnenkresse hält tierische Fressfeinde fern und zieht menschliche Schlemmer in ihren Bann. Zu verdanken ist sie den Senfölglycosiden, auch -glucosinolate genannt, die in der Pflanze enthalten sind und beim Kauen ihren typischen Geschmack entfalten. Auch eine starke antibakterielle Wirkung wird ihnen nachgesagt.
Bezeichnung
Die Brunnenkresse, auch Echte Brunnenkress oder Wasserkresse, gehört botanisch zu den Kreuzblütengewächsen. Ihr wissenschaftlicher Name ist Nasturtium officinale. Das Wort Kresse ist vom althochdeutschen „cresso“ abgeleitet und bedeutet scharf.
Ernte
Brunnenkresse wird das ganze Jahr über geerntet – von Hand und mit der Schere. Während der Blütezeit im Juni und Juli sind die Blätter weniger zart und kommen nur selten auf den Markt. Auch bei Wassermangel im Dezember und Januar kann es zu Ernteausfällen kommen.
Gartenkresse
Sie ist eine entfernte Verwandte der Brunnenkresse. Beide gehören zur Familie der Kreuzblütler und haben einen pfeffrig scharfen Geschmack aufgrund der in ihnen enthaltenen Senfölglycoside. Bei der Brunnenkresse ist dieser Geschmack jedoch feiner. Ihre Sprossen können bis zu sechzig Zentimeter lang werden; ihre aus dem Wasser herausragenden Blätter sind dunkelgrün und kräftig. Die einjährige Gartenkresse hingegen hat dünne, hellgrüne Blättchen. Sie kommt meist in Saatkästchen oder auf Anzuchtvliesen in den Handel. Auch die Kapuzinerkresse (Tropaeolum) ist eine entfernte Verwandte.
Heilpflanze
Schon die Ärzte der griechischen Antike, allen voran Hippokrates, lobten und nutzten die Heilkraft der Brunnenkresse. Das in ihnen enthaltene Senföl (Benzylsenföl) soll die stärkste antibiotische Wirkung unter den Senfölen besitzen. Es wird deshalb auch als pflanzliches Breitbandantibiotikum bezeichnet. Zudem sollen die Glucosinolate vorbeugend gegen Krebserkrankungen wirken.
Inhaltsstoffe
Brunnenkresse, die auch in der kalten Jahreszeit gedeiht, ist ein wichtiger Vitamin-C-Lieferant. 100 Gramm enthalten 51 Milligramm Vitamin C (Quelle: Universität Hohenheim/D). Damit übertrumpft sie sogar die Orange (45 mg/100 g). Hinzu kommen die Vitamine A, B1 und E, Mineralstoffe wie Eisen, Natrium, Kalium, Kalzium, Phosphor und Magnesium. Auch Protein liefert sie; viermal so viel wie Kopfsalat und Co.
Zubereitung
Um in den Genuss des feinwürzigen Aromas und der wertvollen Inhaltsstoffe zu kommen, verzehrt man die Brunnenkresse am besten roh – als Salat, auf dem Butterbrot, als frisches Kraut unter einen Frischkäse gezogen oder mit Joghurt und saurem Halbrahm zu einer kühlen Sauce aufgemixt, passt perfekt zu Kartoffeln.
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