Übernachten in Europas einzigem Lokhotel.  Auf halbem Wege zwischen Zwickau und Schneeberg in Sachsen lädt das Lokhotel V 180 in einer liebevoll  ausgebauten Dieselkomotive zum Übernachten ein. Es ist einem findigen Unternehmer aus Wiesenburg (Stadt Wildenfels im Landkreis Zwickau) zu verdanken, dass die einst im Potsdam – Babelsberger Maschinenbau „Karl Marx“ gebaute Diesellok (der Typ war die größte in der DDR gebaute Diesellok) nicht nur Eisenbahngeschichte vermittelt sondern auch zum originellen Wohnen einlädt. Die Baureihe V 180 genießt Kultstatus und ist für viele Eisenbahnfreunde heute der Inbegriff der einstigen DDR-Diesellok. Es gibt Zughotels- und Schlafwagenhotels, aber in einer Diesellok habe ich noch nie übernachtet. Also besuchten wir das Lokhotel V 180 im Westerzgebirge. Dazu gibt es noch Eisenbahnflair zu erleben: Das am einstigen Bahnhof von Wiesenburg direkt am Mulderadweg befindliche Lokhotel befindet sich direkt an der Vogtlandbahnlinie Zwickau – Schwarzenberg im Westerzgebirge.

Übernachten in der „Dicken Babelsbergerin“​

Wir kamen bei unserem Besuch im sogenannten Zeitsprungland (so nennt sich die Region um Zwickau in Sachsen) aus dem Staunen nicht heraus, als wir die umgebaute Lok besuchten. Die kleine Herberge in der Bahnstraße 2, umfasst drei Doppelzimmer die themenbezogen eingerichtet wurden. An der Spitze der Diesellok befindet sich das „Lokführer-Zimmer“, welches durch eine Glaswand einen Blick auf den originalen Führerstand der Diesellok bietet. In der Mitte der Lok befindet sich das „Dampflok-Zimmer“, welches über einen Scherenlift auch für Rollstuhlfahrer barrierefrei zu erreichen ist.

Am Ende der Diesellok erwartet das „Stellwerk-Zimmer“, welches an die Schaltzentrale eines Stellwerks erinnert, seine großen und kleinen Gäste. Mit einer gemütlichen Schlafkoje versehen, bietet es auch Platz für kleine Eisenbahnfans. Wir wohnten im Zimmer „Lokführer“.

Die Betreiber des Lokhotels V 180 verkünden auf ihrer Homepage, dass sie die die einzige Herberge in Europa sind, wo man in einer Lokomotive bei vollem Komfort übernachten könne. Für Eisenbahnromantiker wie wir es sind, ist es also ein Muss, hier eine Nacht zu verbringen!

Lokhotel SachsenEisenbahn

Jedes Zimmer im „Lokhotel V 180“ besitzt eine Art  Balkon, auf dem es sich gut entspannen lässt. An heißen Sommertemperaturen sorgt ein Sonnensegel für Schatten und einen angenehmen Aufenthalt. Während das „Lokführer Zimmer“ und „Stellwerk Zimmer“ jeweils ein Doppelbett und Health-Sleep-System besitzen, ist das „Dampflok Zimmer“ mit einem Doppelstockbett ausgestattet. Nicht nur Radfahrer freuen sich nach einer längeren Radtour auf die Nasszelle mit Regendusche, WC und automatischer Badlüftung.

Lokhotrel Sachsen

Frühstück auf der kleinen Terrasse des Lokhotels

Das Hotel befindet sich genau an der Stelle, wo das ehemalige Bahnhofsgebäude Wiesenburg/Sa. von 1858 bis 2017 stand. Eine Bilddokumentation erinnert an die Eisenbahngeschichte des Ortes.

Europas einziges Lok-Hotel

Wir waren begeistert vom Aufenthalt im Zimmer Lokführer“, die Betreiber hatten nicht zuviel versprochen. Das „Lok Hotel V180“  mit seinen drei Themenzimmer „Dampflok“, „Lokführer“ und „Stellwerk“ kann unkompliziert über die Homepage gebucht werden. Wir bekamen einen Code zugesandt und schon öffnete sich das Refugium.  Zudem bietet die umgebende Natur viele interessante Einblicke  wenn der Nebel im Muldetal aufsteigt auch eindrucksvolle Fotomotive.

Und wie ist es im Winter ?

An kalten Tagen schaffen Infrarotflächenheizung im Fußboden sowie die wandseitigen Infrarotstrahler ein angenehmes und behagliches Raumklima. Natürlich wurde auch an das Thema Sicherheit bei der Konzeption des Lok Hotels gedacht: So sorgen in jedem Hotelzimmer eine Rauchgaswarnanlage und Einbruchswarnanlage für einen sicheren Aufenthalt.

Auf originelle Weise signalisiert das „Lokhotel V 180“ auch den anreisenden Hotelgästen die Zimmerbelegung: Ist ein Hotelzimmer belegt, leuchtet ein Frontlicht der Diesellok in rot. Sind alle drei Hotelzimmer belegt, leuchten der Leuchten rot.

Auch Platz zum Grillen gibt es vor dem Lokhotel

Auch Platz zum Grillen gibt es vor dem Lokhotel

Nur einige hundert Meter weiter lädt der Landgasthof Wiesenburg mit passablen Preisen und erzgebirgischen Spezialitäten ein. Gefrühstückt haben wir im Lokhotel (es kann vorab dazu gebucht werden).

Baureihe V 180 – Baiujahr 1969

Bauhülle des Hotels ist die Diesellok der Baureihe V 180 mit der ursprünglichen Nummer V 180 386, Baujahr 1969, Fabriknummer 280 195, aus dem VEB Lokomotivbau Karl Marx in Potsdam-Babelsberg. Nach ihrem Produktionsort werden die Loks dieser Baureihe auch „dicke Babelsbergerin“ genannt. Sie war die erste Großdiesllok der Deutschen Reichsbahn. Sie wurde von 1963 bis 1970 in Serienproduktion gebaut. Ab dem Jahr1970 wurde daraus die Baureihe 118. Die Baureihe V 180 der Deutschen Reichsbahn (ab 1970 Baureihe 118, später DB-Baureihe 228).

Wer mehr zur Geschichte des Lokhotels wissen will und wie der Unternehmer und Bastler Sven Schürer die fast 60 Tonnen schwere Diesellok nach Sachsen holten der erfährt hier mehr.

  • Adresse: Lok Hotel V 180
  • Bahnstraße 2
  • 08134 Wildenfels OT Wiesenburg
  • Tel.: 037603 3129
  • Fax: 037603 3226
  • Homepage hier

einfachraus besuchte auch das Kreuzfahrtkabinenhotel in Wismar, ein Radissonhotel

Und hier gibt es viele Infos zur Geschichte der Babelsberger Lokschmiede, in einem im EK-Verlag erschienen Bildband.

Aus dem Band: „Potsdam vor den Toren Berlins mit dem Ortsteil Babelsberg erlangte nicht nur durch sein traditionsreiches Filmstudio, sondern ebenso im Lokomotivbau unter dem Markenzeichen „Lokomotiven aus Babelsberg“ weithin Bekanntheit. 1899 als Zweigwerk der Märkischen Lokomotivfabrik Orenstein & Koppel gegründet, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg mit der Teilung Deutschlands unter der Billigung der Sowjetischen Militäradministration daraus ein Volkseigener Betrieb. Übergangsweise als  „Lokomotivfabrik Karl-Marx Babelsberg“ geführt, ging 1951 mit der Zusammenführung der Lokomotiv- und Waggonfabriken unter dem Dach der Vereinigung Volkseigener Betriebe des Lokomotiv- und Waggonbaus der DDR (VEB LOWA) daraus der „Lokomotivbau Karl Marx Babelsberg“ hervor. Dieser Band dokumentiert den Wiederaufbau und die frühen Aktivitäten des Volkseigenen Betriebes, dem Bau von Feld- und Grubenlokomotiven, feuerlosen Lokomotiven, Schmalspurdampfloks und dergleichen mehr. Unwiederbringliche Momentaufnahmen zeigen die Werktätigen an ihren Arbeitsplätzen im Umgang mit mannigfaltigen Maschinen und Geräten, an den Drehbänken und Fräsmaschinen, bei der Wasserdruckprobe von Dampfzylindern, genauso wie bei der Lokomotivmontage. Der Blick zurück hinter die Kulissen dieser berühmten Lokschmiede wird von einer gehörigen Portion Zeitkolorit einer vergangenen Epoche bestimmt.“