01ier siedelten schon die Germanen. Denn es gibt seit Jahrhunderten fruchtbare Grünflächen sowie Flüsschen und Seen – eine ganze Seenplatte. Aber ein bemerkenswertes Wachstum der Bevölkerung ist nicht zu verzeichnen: 2003 wurden gut 7 000 Einwohner gezählt, in unseren Zeiten sind es knapp 9 000. Doch nicht nur auf diesem Sektor stehen geradezu dramatische Veränderungen bevor. Wie die Germanen sich aus Stämmen und Sippen rekrutierten, besteht das Amt Grünheide aus einem guten Dutzend Siedlungen und Dörfern, die oft kilometerweit auseinander liegen, aber durch sehr gut ausgebaute Landstraßen verbunden sind. Vielleicht kann man das Viertel um Kirche und Schmiede als Mittelpunkt, keinesfalls als Zentrum bezeichnen.
Das alles entwickelt sich mit Sicherheit binnen kürzester Zeit zur Industriestadt. Mit Supermärkten und Boutiquen etwa in einem Shopping Center, mit Schaufenstern, die zum Bummeln einladen. Mit größter Gewissheit wird Grünheide einen Wohnungsbauboom erleben. Denn aus diesem schönen Sammelsurium von attraktiven Siedlungen entsteht eine Industriestadt – Wolfsburg, wenn man so will, lässt grüßen.
Das Gebiet Grünheide hat eine bewegte Vergangenheit:
Bis zu Reformation gehörte das gesamte Gebiet zum Kloster Zinna. Kurfürst Joachim II. baute auf einer Insel im Werlsee ein Jagdhaus, und in das lud er 1541 seinen Bruder ein, Markgraf Johann von Brandenburg-Küstrin. Aus dieser Zeit auch stammt der Begriff „grüne Hyde“. Der 30jährige Krieg (1613 bis 1643) entvölkerte die Region fast vollständig.
Das änderte sich erst 1662, als der Große Kurfürst – Friedrich Wilhelm – eine Sägemühle bauen ließ. Daher gilt 1662 auch als Grünheides Gründungsjahr. Friedrich II. dann, der Große, siedelte zwischen 1748 und 1763 Kleinbauern und Holzfäller an – ihre kargen Behausungen wurden „Kolonien“ genannt. Einen weiteren Aufschwung gab es 1875, als das Flüsschen Löcknitz ausgebaut und schiffbar gemacht wurde.
Wohlhabende und prominente Berliner entdeckten schließlich Grünheide und bauten an den Ufern von Werlsee und Peetzsee ihre Sommerhäuser: Gerhart Hauptmann ebenso wie Bertolt Brecht, Wilhelm Busch oder Ernst Rowohlt.
Um zur Neuzeit zu gelangen: Im September 1989 wurde im Haus von Katja Havemann die DDR-Bürgerrechtsbewegung „Neues Forum“ gegründet, die eine deutsche Wiedereinigung forderte. Katja Havemanns Ehemann Robert übrigens galt in der DDR als „Staatsfeind“ und wurde mit jahrelangem Hausarrest bestraft.
Grünheide also besteht aus einem knappen Dutzend Ortsteilen, die einst selbstständige Gemeinden waren: Spreeau und Mönchwinkel, Birkenwerder, Freienbrink, Storkowfurt, Fangschleuse, Gottesbrück – um nur einige zu nennen.
Mit historischen Sehenswürdigkeiten ist Grünheide nur mäßig bedacht worden. Die 1892 errichtete „Kirche Zum Guten Hirten“ muss in diesem Zusammenhang Erwähnung finden. Ihr Taufbecken aus Sandstein stammt noch aus dieser Gründungszeit. Dieser neuromanische Backsteinbau wurde in die Denkmalliste des Landkreises Oder-Spree aufgenommen. Die beiden Figuren der Apostel Petrus und Paulus in der Küsterei schuf der Berliner Bildhauer Gotthold Riegelmann (1864 bis 1935).
Dieses insgesamt idyllische „Gestern“ findet Ergänzung in einem supermodernen „Heute“, denn Elon Musk, reichster Mensch der Welt und Amerikaner, baut hier eine Superfabrik. Er, (Jahrgang 1971), investiert mehr als vier Milliarden Euro. Hier sollen ab Mitte 2021 Modelle des Elektroautos Tesla vom Band rollen – 150 000 Stück pro Jahr. Mehr als 4 000 Personen finden hier, quasi vor den Toren der Hauptstadt und dicht am Berliner (Autobahn)Ring gelegen, Arbeit. Die Teslastraße führt direkt zur größten Produktionshalle, und die ist mit den Ausmaßen 740 mal 310 Meter wahrhaftig gigantisch.
Grünheide: Um die 50 Kilometer von Berlin wie auch Potsdam entfernt. Anreise mit Auto empfohlen. Navi geradezu ein Muss.
Hier erklärt Wolfgang Will, was sich hinter dem Namen Tesla verbirgt
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