Weiter geht es auf unserer K(Ch)urfränkischen Genusstour in die nur wenige Kilometer von Miltenberg entfernte Rotweinstadt Klingenberg am Main. Der Beiname Rotweinstadt verweist auf eine jahrhundertealte Weinbautradition, die sich urkundlich bis 1261 zurück verfolgen lässt. Von den in Klingenberg angebauten Weinen ist der Spätburgunder der berühmteste. Die Sandstein-Terrassen bilden zusammen mit den leicht erwärmbaren Sandböden und der Sonne die wichtigste Grundlage für die Qualität der hiesigen Weine. Die ältesten Weinberge mit ihren Trockenmauern stehen heute alle unter Denkmalschutz. Der Weinbau ist extrem arbeitsintensiv. Große Maschinen können wegen der Terrassenanlagen in den Weinbergen nicht eingesetzt werden, deshalb ist hier bis heute die Handarbeit das Maß aller Dinge. Hightech sind hier in der Winzerarbeit kleine Motorsensen und Rasenmäher.

Bio-Weinbau Anja Stritzinger

Unser Ziel ist heute das Bioweingut Anja Stritzinger. Der Familienbetrieb wurde 1972 von Willi Stritzinger gegründet. Anfänglich wollte er nur auf einem einzigen Traminer-Weinberg Wein für die Eigenversorgung herstellen. Doch über einen „Experimentierweinberg“ entwickelte er sich nach und nach zu einem kleinen wirtschaftlichen Weinbaubetrieb weiter. 1990 erfolgte die Umstellung auf ökologischen Weinbau nach den Richtlinien von Bioland. Seit 2001 wird der Weinbau Stritzinger von Tochter Anja im Haupterwerb betrieben. Ihr Weinbaubetrieb gehört dem bundesweiten Netzwerk Demonstrationsbetriebe Ökologischer Landbau an, von Apfelanbau über Rosenzucht bis Ziegenhof. Mehr als 23.000 Betriebe wirtschaften nach ökologischen Richtlinien. Aus dieser Vielfalt hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft über 240 Biohöfe zu Demonstrationsbetrieben ernannt. Diese Biobetriebe öffnen ihre Türen für alle Interessierten und zeigen, wie moderner Ökolandbau in der Praxis funktioniert. Die studierte junge Winzer- und Kellermeisterin führt uns zunächst in ihren Weinkeller, in dem sie uns auf ein Kastanienholzfass aufmerksam macht, das auf die pfälzischen Spuren ihrer Familie hinweist. Von der Lese bis Weihnachten lagert der Hauptwein in Churfranken aber vor allem in Eichenholzfässern. Zwischen 7.000 bis 10.000 Flaschen Weiß- und Rotweine werden in ihrem Keller jährlich abgefüllt.

terroir f auf dem Fränkischer Rotwein-Wanderweg

Auf dem Weg zum Pavillon

Auf dem Weg zum Pavillon Klingenberg

Nach der Besichtigung des Weinkellers geht es in die Weinberge. „Die Winzer sind die ‚Bergbauern‘ Frankens.“ An diesen Slogan musste ich denken, als wir das terroir f Churfranken, zu dem auch die atemberaubenden Terrassenweinberge Klingenbergs am Main gehören, durchwandern. Steillage, Buntsandstein und Sonne – sind die Grundlagen für einen vortrefflichen Spätburgunder und Portugieser, erklärt uns sie sympathische Anja Stritzinger während der Führung. Die weinbaulich genutzte Betriebsfläche ihres Weinbaubetriebes beträgt 1,8 Hektar, davon 100 Prozent Terrassenlagen. Stolz zeigt sie auf ein Stück Steinmauer ihren Museumsweinberges mit sehr alten, teilweise bis zu 50 Jahre alten Weinstöcken. Die alte Mauer wurde erst kürzlich innerhalb von drei Tagen Stein für Stein abgebaut und danach wieder fachgerecht und nach Denkmalschutzvorgaben errichtet wurde. Das können nur noch wenige Handwerksbetriebe leisten. Vorbei an alten Winzerhäusern in den Terrassen gelangen wir zu einem erst kürzlich durch die Winzervereinigung aufgestellten Holzpavillon, der nicht nur wunderbare Ausblicke auf den Main und die Burgruine Clingenburg bietet, sondern u.a. auch zur Weinverkostung genutzt werden kann, zu der uns nun die junge Winzerin einlädt. Der Sortenspiegel ihres Weinbaubetriebes besteht aus 55 Prozent Rotwein- und 45 Prozent Weißweinanteil. Spätburgunder, Portugieser, Regent, Pinotin liefern die Rotweine; Riesling, Traminer, Johanniter, Müller-Thurgau die Weißweine. Einige der Weiß- und Rotweinsorten lernen wir bei der Verkostung kennen. Dazu gibt es Salzgebäck und Bio-Käse … Genuss pur.

„Wenn Sie morgens viel trinken, ist der Abend sehr leicht.“

– Diesen Satz hatte uns der Bürgermeister Ralf Reichwein von der Rotweinstadt Klingenberg mit auf den Weg gegeben, der uns am Weinberg kurz begrüßte. „Wir sind die neue Urlaubsregion, die Perle der Rhein-Main-Metropole. Hier lässt es sich gut arbeiten und leben. Hochtechnologien in der gesamten Region neben altem traditionellen Handwerk – wie dem Weinbaubetrieb von Anja Stritzinger -, machen unsere Region lebens- und liebenswert“. Stolz und selbstbewusst – dieser Bürgermeister strahlt mitreißend vor Kraft, so wie der 2016er Klingenberger Schlossberg Regent Barrique – der Kraftvolle -, der mit der Silbermedaille PIWI International 2018 prämiert wurde. Work Live Balance – in Klingenberg und Umgebung keine leere Phrase.

Weinbau Anja Stritzinger
Bergwerkstr. 19, 63911 Klingenberg am Main
Tel. 09372 922954
info@weinbau-stritzinger.de
www.weinbau-stritzinger.de

Touristinformation Klingenberg am Main
Tel. 09372 921259
info@klingenberg-main.de
www.klingenberg-main.de

Mehr zum Weinbau in Klingenberg und den für die Winzerei unentbehrlichen Handwerkzweige wie Küferei, Wagnerei, Gläserei u.a. erfahren Sie im

Weinbau und Heimat Museum
Wilhelmstraße 13a, 63911 Klingenberg am Main
Öffnungszeiten: 1. April bis 31. Oktober: Sa, So, u. Feiertage: 14 bis 17 Uhr, Mo bis Fr: 9 bis 11 Uhr
nach Vereinbarung: Tel. 09372 921259 u. 20305
www.klingenberg.de

Hier geht es zu weiteren Texten zu Churfranken:

+ der Weinort Bürgstadt

+ die Brauerei Faust in Miltenberg

+ Was man in Churfranken nicht versäumen sollte

+ Kuren in Churfranken, warum nicht ?

Die Recherche wurde unterstützt durch:

Mainland Miltenberg – Churfranken e.V.
Hauptstraße 57, 63897 Miltenberg
Tel. +49 (0)93716606975
www.churfranken.de

Wir danken ganz besonders Brigitte Duffeck und Julia Klüpfel für die sehr gute Organisation.

Wie kommt man nach Churfranken ?

Mit dem Auto über die A3 von Würzburg kommend, Ausfahrt Wertheim, dann am Main entlang, über die A81, Ausfahrt Osterburken, über Buchen und Walldürn über die A3 von Frankfurt, Ausfahrt Stockstadt, über die ausgebaute B469 aus Richtung Süden über die A5 oder A67 bzw. von Norden kommend über die A45 auf die A3, Ausfahrt Stockstadt, dann über die ausgebaute B469. Mit der Deutschen Bahn zum ICE-Bahnhof Aschaffenburg. Von hier aus gibt es Anschluss nach Miltenberg und zu vielen weiteren der 19 Ortschaften Churfrankens. Infos über VAB (Verkehrsgemeinschaft am Bayerischen Untermain) www.vab-info.de

Hier noch ein Lese-Tipp zum Genussort Klingenberg.