Dieses Jahr fand wieder ein Vulkanausbruch auf der Insel Stein in Wörlitz statt. An diesem Wochenende (16. und 17. August). Diese wohl weltweit einmalige „pyrotechnische Inszenierung“ sollte eigentlich schon im letzten Jahr anlässlich 100 Jahre der Kulturstiftung stattfinden. Wegen der damaligen Trockenheit fiel der 2019er Ausbruch aus. Ich war gespannt auf das lange auch überregional angekündigte Ereignis. Schon frühzeitig füllten sich die Wege mit Schaulustigen, auch die abgeernteten Felder rund um die Insel Stein waren gut mit Besuchern gefüllt.

Was so gefährlich klingt, sollte allen Besuchern das Herz höher schlagen lassen, denn die Eruption ist von langer Hand geplant und ein seltenes Highlight im UNESCO-Weltkulturerbe. Der „Vulkanausbruch“ ist eingebunden in ein künstlerisches Rahmenprogramm – und ist selbst höchst eindrucksvolle Kunst. Die Ausbrüche des künstlichen Vulkans auf der Insel Stein sind höchst seltene Ereignisse. Über 200 Jahre war der Vulkan erloschen, bevor er im Jahr 2005 wieder ausbrach. Zu besonderen Ereignissen folgten Eruptionen in den Jahren 2006, 2010, 2012 und 2016.

Was wir erlebten, haben Wörlitzbesucher schon vor Jahrhunderten beschrieben: Das Haupt des Berges „hüllt sich in schwarze Gewölke“. Aus Augen, Nase und Mund eines Medusenkopfes am Krater quillt Wasser, das von Laternen, Feuern und Raketenblitz erleuchtet „ganz natürlich wie geschmolzener Feuerstrom“ aussieht. Der Mündung des Schlundes entsteigt eine „hohe, Millionen Funken sprühende Feuersäule gen Himmel“. Dann kommt es zur Kettenreaktion: „Ist nun der Krater mit Pulverrädern und Schwärmern geladen, entzünden sich in schnellem Huy die aufgesteckten Lampenreihn und beginnt die schreckbare Explosion“, wie ein Augenzeuge 1797 notiert.

Historie des Vulkans auf der Insel Stein

Die erste künstliche Eruption fand am 10. August 1794 – dem Geburtstag des Fürsten Franz – aus Anlass der Fertigstellung der Insel Stein statt. Die historische Nutzung der Insel Stein zur künstlichen Nachahmung von Vulkanausbrüchen ist von mehreren zeitgenössischen und späteren Autoren beschrieben worden. Die eindrucksvolle pyrotechnische Inszenierung des Vulkanausbruchs mit akustischen und visuellen Elementen ist an die historischen „Ausbrüche“ angelehnt. Die Insel Stein selbst ist quasi als Erinnerung nach einer Reise des Fürsten nach Neapel entstanden. Auf der Insel sollte die typische neapolitanische Topographie dargestellt, die zeitgenössische italienische Architektur vorgestellt und sogar die Vegetation – durch Feigen, Agaven und lombardische Pappeln – illustriert werden. Der künstliche Vesuv ist also Teil eines italienischen Gesamtkunstwerks. Italien in Wörlitz sozusagen. Mitte des 18. Jh. machte die Nachricht über die spektakulären Funde und Befunde in Pompeji in Europa die Runde. Wer etwas auf sich hielt und es sich leisten konnte, fuhr nach Pompeji, um sich die frühen Ausgrabungen anzusehen: Johann Wolfgang von Goethe im Jahre 1787, Johann Gottfried Seume 1801/1802 und bereits um die Mitte des 18. Jh. Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau. Zusammen mit seinem Freund, dem Architekten Wilhelm von Erdmannsdorff, brachte der Fürst allerlei Objekte und Eindrücke mit nach Hause.

20 Jahre Gartenträume 2020 mit Vulkanausbruch

Wer dieses Jahr nicht dabei sein konnte, hier ein Tipp. Im kommenden Jahr feiert Sachsen Anhalt das Jubiläum „20 Jahre Gartenträume“. Stiftungsvorstand Dr.-Ing. Brigitte Mang versprach am Freitagabend: aus diesem anlasswird der Vulkan wieder ausbrechen. Das ist ein Vertrauensbeweis für die Arbeit der über 50 Inhaber und Betreiber von historischen Gärten in Sachsen-Anhalt, die sich unter dem Label Gartenträume um das gärtnerische Erbe mehrere Jahrhunderte kümmern.

Villa Hamilton - die nachgebaute Villa Emma

Villa Hamilton  auf der Insel Stein

Update 2024

Nach fünfjähriger Ruhepause wird der Wörlitzer Vesuv, der erste künstliche Vulkan der Welt, am 16. und 17. August 2024 erneut ausbrechen. Die inszenierte Eruption mit Feuerfunken, Qualm und Lavaströmen fasziniert seit der Erbauung des Vulkans im 18. Jahrhundert zahllose Menschen. Die erste künstliche Eruption fand nach jetzigem Kenntnisstand 1794 – also vor 230 Jahren statt. Danach ruhte der Vulkan 200 Jahre bis im Jahr 2005 nach der umfangreichen Sanierung der Insel Stein erstmals ein neuzeitlicher Vulkanausbruch durchgeführt wurde. Da es in der Vergangenheit immer wieder zu Rissbildungen im Vulkankegel kam, war es das Ziel, die historische Bausubstanz zukünftig besser zu schützen. Daher wurden die Ursachen für die Rissbildung wissenschaftlich analysiert. Mit Hilfe des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt sowie Materialexperten konnte eine Lösung gefunden werden, die eine substanzschonende, aber nicht minder spektakuläre Durchführung des beliebten Events ermöglicht. Die inszenierte Eruption des künstlichen Vulkans aus dem 18. Jahrhundert mit Feuerfunken, Qualm und Lavaströmen fasziniert Menschen bis heute.
Der erste künstliche Vulkan Europas befindet sich am Rand der Wörlitzer Anlagen auf der
Felseninsel Stein, die zwischen 1788 bis 1794 im Auftrag des Fürsten Franz von Anhalt-Dessau
(1740–1817) in Erinnerung an seine Grand Tour im Jahre 1766 entstand. Der Fürst hatte
damals nicht nur die Ausgrabungsstätten in Pompeji und Herculaneum besucht, sondern auch
selbst den Vesuv bestiegen.
Auf der einmaligen Anlage befinden sich Grotten, Gänge, ein antikisierendes Theater – und
natürlich ein Vesuv im Miniaturformat. Als Symbol der Freundschaft zwischen dem Fürsten
Franz und Sir William Hamilton, einem britischen Diplomaten, Antikensammler und
Geologen, wurde auf der Insel außerdem die Villa Hamilton nachgebaut. Neben der
Topographie der Gegend versuchte man auf dem „Wunderfelsen von Wörlitz“ sogar die
italienische Vegetation nachzuahmen.
Durch den Nachbau der antiken Stätten, die Fürst Franz erlebt hatte, kommen seine
Bildungsabsichten auf der Insel Stein besonders zum Ausdruck.

etrieb des Vulkans im 18. Jahrhundert
Die erste künstliche Eruption fand nach jetzigem Kenntnisstand 1794 statt. Die historische
Nutzung der Insel Stein zur künstlichen Nachahmung von Vulkanausbrüchen ist von
mehreren zeitgenössischen Autoren – August Rode (1798), Carl August Boettiger (1797) und
Charles Joseph de Ligne (1799) – beschrieben worden.
Sanierung der Insel Stein bis 2005
Besonders Setzungserscheinungen und daraus resultierende Mauerwerksrisse, gepaart mit
einer permanenten Durchfeuchtung mit Regenwasser hatten zu einer akuten Einsturzgefahr
geführt. 1983 wurde die Insel daher baupolizeilich gesperrt.
1999 starteten aufwändige Sanierungsarbeiten auf der Insel Stein. Um die statische Sicherheit
wiederherzustellen, musste die künstliche Insel vorübergehend in ein Festland verwandelt
werden. Der erste Bauabschnitt beinhaltete vor allem eine statisch-konstruktive Sicherung der
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Gesamtanlage und Grundinstandsetzungen. Die Villa Hamilton und auch das Kaminzimmer
einschließlich seiner reichen Ausstattung wurden dann von 2002 bis 2004 restauriert. Nach
über zwanzig Jahren der Schließung konnte die Insel im September 2005 endlich wieder für
das Publikum geöffnet werden. Aus diesem erfreulichen Anlasse fand nach über 200 Jahren
der erste Vulkanausbruch der Neuzeit in Wörlitz statt.
Es folgten bis 2022 weitere Restaurierungsarbeiten von der Villa Hamilton, den Tempeln der
Nacht und des Tages, den Römischen Bädern, dem Skulpturenschmuck bis hin zum
Vulkankegel und der Grotte der Egeria

Hier folgen demnächst weitere Beiträge zu einzelnen Stationen der Gartenträume und interessanten Gärten in Sachsen-Anhalt.

Wörlitz

Luisium

Mosigkau

Hundisburg

Altjessnitz

Oranienbaum

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Hier findet ihr die Seite des Vereins Gartenträume