Dieses Jahr fand wieder ein Vulkanausbruch auf der Insel Stein in Wörlitz statt. An diesem Wochenende (16. und 17. August). Diese wohl weltweit einmalige „pyrotechnische Inszenierung“ sollte eigentlich schon im letzten Jahr anlässlich 100 Jahre der Kulturstiftung stattfinden. Wegen der damaligen Trockenheit fiel der 2019er Ausbruch aus. Ich war gespannt auf das lange auch überregional angekündigte Ereignis. Schon frühzeitig füllten sich die Wege mit Schaulustigen, auch die abgeernteten Felder rund um die Insel Stein waren gut mit Besuchern gefüllt.
Was so gefährlich klingt, sollte allen Besuchern das Herz höher schlagen lassen, denn die Eruption ist von langer Hand geplant und ein seltenes Highlight im UNESCO-Weltkulturerbe. Der „Vulkanausbruch“ ist eingebunden in ein künstlerisches Rahmenprogramm – und ist selbst höchst eindrucksvolle Kunst. Die Ausbrüche des künstlichen Vulkans auf der Insel Stein sind höchst seltene Ereignisse. Über 200 Jahre war der Vulkan erloschen, bevor er im Jahr 2005 wieder ausbrach. Zu besonderen Ereignissen folgten Eruptionen in den Jahren 2006, 2010, 2012 und 2016.
Vulkanausbruch in Wörlitz mit Musik und Kulinarik
Wie bei den vorangegangenen Eruptionen begleitete auch diesmal ein hochkarätiges Rahmenprogramm den Vulkanausbruch. Es wurde organisiert von der Veranstaltergemeinschaft des Gartenreichsommers – bestehend aus dem Anhaltischen Theater Dessau, dem von der Familie Pirl geführten Ringhotel „Zum Stein“ Wörlitz, der Konzertagentur Cm Reimann GmbH Berlin und der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz.
Begonnen hatte das Programm an der Gondelstation mit einer musikalischen Begrüßung. Während einer sommerlich-kulinarischen Gondelfahrt zur Insel Stein auf dem wörlitzer See wurde das Publikum an verschiedenen Stationen von weiteren musikalischen und tänzerischen Einlagen des Blechbläserensembles des Anhaltischen Theaters und des Tanzensembles John Wildbrett begleitet. Als krönenden Abschluss erleben die Besucher*innen vom Wasser aus den spektakulären Ausbruch zur Blauen Stunde.
Was wir erlebten, haben Wörlitzbesucher schon vor Jahrhunderten beschrieben: Das Haupt des Berges „hüllt sich in schwarze Gewölke“. Aus Augen, Nase und Mund eines Medusenkopfes am Krater quillt Wasser, das von Laternen, Feuern und Raketenblitz erleuchtet „ganz natürlich wie geschmolzener Feuerstrom“ aussieht. Der Mündung des Schlundes entsteigt eine „hohe, Millionen Funken sprühende Feuersäule gen Himmel“. Dann kommt es zur Kettenreaktion: „Ist nun der Krater mit Pulverrädern und Schwärmern geladen, entzünden sich in schnellem Huy die aufgesteckten Lampenreihn und beginnt die schreckbare Explosion“, wie ein Augenzeuge 1797 notiert.
Historie des Vulkans auf der Insel Stein
Die erste künstliche Eruption fand am 10. August 1794 – dem Geburtstag des Fürsten Franz – aus Anlass der Fertigstellung der Insel Stein statt. Die historische Nutzung der Insel Stein zur künstlichen Nachahmung von Vulkanausbrüchen ist von mehreren zeitgenössischen und späteren Autoren beschrieben worden. Die eindrucksvolle pyrotechnische Inszenierung des Vulkanausbruchs mit akustischen und visuellen Elementen ist an die historischen „Ausbrüche“ angelehnt. Die Insel Stein selbst ist quasi als Erinnerung nach einer Reise des Fürsten nach Neapel entstanden. Auf der Insel sollte die typische neapolitanische Topographie dargestellt, die zeitgenössische italienische Architektur vorgestellt und sogar die Vegetation – durch Feigen, Agaven und lombardische Pappeln – illustriert werden. Der künstliche Vesuv ist also Teil eines italienischen Gesamtkunstwerks. Italien in Wörlitz sozusagen.
Mitte des 18. Jh. machte die Nachricht über die spektakulären Funde und Befunde in Pompeji in Europa die Runde. Wer etwas auf sich hielt und es sich leisten konnte, fuhr nach Pompeji, um sich die frühen Ausgrabungen anzusehen: Johann Wolfgang von Goethe im Jahre 1787, Johann Gottfried Seume 1801/1802 und bereits um die Mitte des 18. Jh. Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau. Zusammen mit seinem Freund, dem Architekten Wilhelm von Erdmannsdorff, brachte der Fürst allerlei Objekte und Eindrücke mit nach Hause.
20 Jahre Gartenträume 2020 mit Vulkanausbruch
Wer dieses Jahr nicht dabei sein konnte, hier ein Tipp. Im kommenden Jahr feiert Sachsen Anhalt das Jubiläum „20 Jahre Gartenträume“. Stiftungsvorstand Dr.-Ing. Brigitte Mang versprach am Freitagabend: aus diesem anlasswird der Vulkan wieder ausbrechen. Das ist ein Vertrauensbeweis für die Arbeit der über 50 Inhaber und Betreiber von historischen Gärten in Sachsen-Anhalt, die sich unter dem Label Gartenträume um das gärtnerische Erbe mehrere Jahrhunderte kümmern.
Hier folgen demnächst weitere Beiträge zu einzelnen Stationen der Gartenträume und interessanten Gärten in Sachsen-Anhalt.
Luisium
Mosigkau
Hundisburg
Altjessnitz
Hier geht es zur Wörlitz-Information.
Hier findet ihr die Seite des Vereins Gartenträume
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