Was eine Bückling-Straße im brandenburgischen Neuruppin und das Humboldt-Schloss Burgörner am Rand von Hettstedt miteinander verbindet ? Auf Kabinettsbefehl wurde eine Dampfmaschine entwickelt und gebaut „… mein Vater hat den Deinigen gekannt und wird sich freuen, Dich zu sehen. Die Feuermaschine kann zum Vorwand dienen“. So Caroline von Dachböden an ihren heimlichen Verlobten Wilhelm von Humboldt, den bekannten Kunst- und Sprachwissenschaftler. Sich ist heute, dass Alexander, wie auch Wilhelm von Humboldt, bei ihren zahlreichen Besuchen in Burgörner die später in die Technikgeschichte als „Hettstedter Feuermaschine“ bezeichnete Dampfmaschine besuchten, galt sie doch 1785 als die erste wirtschaftlich brauchbare „Feuermaschine“ im damaligen Königreich Preußen.
Wie kam es zur Feuermaschine von Hettstedt ?
Erste Erfahrungen in England gesammelt
Der Mansfelder Kupferschieferbergbau war seit 1771 preußischer Staatsbesitz und rüstungswichtiger Rohstofflieferant. Mit wachsendem Abbau des Kupferschiefers nahmen auch die Schwierigkeiten bei der Bewältigung der Grubenwässer laufend zu. In einem Kabinettsbefehl machte Friedrich II. von Preußen gegenüber dem Bergwerksminister Richard Anton von Heynitz auf die Bedeutung von Feuermaschinen für den Bergbau aufmerksam. Auf „allerhöchsten Specialbefehl“ wurden nun Oberbergrat Jacob Sigismund Waitz von Eschen und der Absolvent der Freiberger Bergschule Carl Friedrich Bückling (dieser stammt aus Neuruppin) nach England in die Maschinenfabrik von Boulton und Watt entsandt, um Watts Dampfmaschine an Ort und Stelle zu studieren. Die Engländer suchten ihre technische Vormachtstellung durch Ausfuhrverbote und durch hohe Strafen, mit denen jeder Verrat von Geheimnissen belegt wurde, zu schützen. Trotzdem nutzte Bückling die Chance zu ausführlichen Skizzen und Notizen. Zurückgekehrt nach Berlin erhielt er den Auftrag, das Modell einer solchen Maschine anzufertigen. Am 1. Juni 1783 ordnete König Friedrich II. den Bau der „Feuermaschine“ auf dem Burgörner Revier (dem Schacht „Preußische Hoheit“ an. Heute erinnert an den Standort das vom Verein Deutscher Ingenieure 1890 aufgestellte Maschinendenkmal.
In Preußen mussten damals mit der Herstellung der Dampfmaschine vielfältige neue technische Erkenntnisse und Fertigkeiten erworben werden. Das Herzstück der Anlage, der Dampfzylinder, wurde in der Berliner Königlichen Geschützgießerei gegossen. Die Kolbenstange und andere Schmiedestücke lieferte Sausenberg, ein Frischhammer in Oberschlesien, die Gussteile kamen aus Zehdenick in der Mark Brandenburg. Der Kupferkessel wurde von Arbeitern des staatlichen Kupferhammers Neustadt bei Eberswalde und die Pumpen in Ilsenburg und Mägdesprung im Harz sowie der hölzerne Balancier auf dem Schacht selbst hergestellt. Anfang der Jahres 1785 wurde mit dem Zusammenbau der Maschine begonnen.
Alte Dampfmaschine „zog“ nach Löbejün
Am 23. August wurde diese Feuermaschine in Anwesenheit des preußischen Berg- und Hüttenministers übergeben. Die Maschine ging zwar an dem erwähnten Tag in Betrieb, doch sorgten zahlreiche Kinderkrankheiten für einen häufigen Stillstand. Noch einmal begab sich Bergassessor Carl Friedrich Bückling nach England und setzte dort in Verkleidung eines Heizers seine praktischen Studien fort. Bückling baute nach seiner Rückkehr die Maschine um. Er brachte den Maschinenbauer William Richards mit nach Hettstedt. Danach blieb die Feuermaschine bis 1794 in Betrieb. Die durch den fortschreitenden Bergbau stark zunehmenden Wasserzuflüsse machten die Errichtung einer stärkeren Maschine erforderlich. Die alte Dampfmaschine wurde abgebrochen und auf den Hoffnungsschacht in Löbejün als Wasserhaltungsmaschine wieder aufgestellt, wo sie bis 1848 ihren Dienst tat.
Deshalb steht der Zylinder der ersten deutschen Dampfmaschine heute als technisches Denkmal in Löbejün (Sachsen-Anhalt).
Zur Erinnerung an die Geburtsstunde
Die Hettstedter Feuermaschine hatte nicht nur örtliche Bedeutung. Sie kündigte auch für Deutschland die industrielle Revolution an. Schon wenige Jahre später entstanden weitere Maschinenbaubetriebe, entwickelte sich ein neuer Industriezweig. Um 1884 waren im Mansfeldischen 131 Dampfmaschinen nebst 157 Dampfkesseln im Bergbau und 96 Maschinen und 84 Dampfkessel in Hüttenbetrieben vorhanden. Die Bedeutung der Hettstedter Dampfmaschine ist nicht hoch genug einzuschätzen für die Entwicklung der industriellen Revolution in Preußen. Auch in Schlesien entstand damals – relativ zeitgleich-eine Dampfmaschinenwerkstatt.
Der Stolz auf diese Leistung kommt in dem Maschinendenkmal, das auf der ehemaligen Aschenhalde des „König-Friedrich-Kunstschachtes“ in unmittelbarer Nähe des Hettstedter Bahnhofs steht, zum Ausdruck. Es wurde am 20. August 1890 auf Initiative des Thüringer Bezirksvereins des Vereins Deutscher Ingenieure errichtet, zur Erinnerung an die Geburtsstunde des Dampfmaschinenzeitalters im deutschen Bergbau. Am Denkmal befinden sich zwei Bronzetafeln, von denen eine eine Reliefdarstellung der ersten Dampfmaschine zeigt. Die andere Bronzetafel trug die Inschrift: „Am 23. August 1785 kam an dieser Stelle: dem König Friedrich Schacht die erste, aus deutschem Material und von deutschen Arbeitern hergestellte FEUER MASCHINE in Betrieb. Der Stein wurde zur Erinnerung vom Verein deutscher Ingenieure errichtet im Jahre 1890.“ Zum 150-jährigen Jubiläum der Dampfmaschine 1935 und noch einmal im Jahr 2007 nach einem Diebstahl wurde letztere Tafel durch eine neue ersetzt, die einen leicht abweichenden Text trägt. Auf der neuen Tafel ist zu lesen: „Am 23 August 1785 kam an dieser Stelle dem Koenig Friedrichschachte die erste, aus deutschem Material und von deutschen Arbeitern hergestellte FEUERMASCHINE in Betrieb, zu dauernder gewerblicher Benutzung.“
So weiß es Wikipedia. Mein Tipp: Wer mehr über die Dampfmaschine, deren Nachbau und Burgörner sowie das Humboldtschloss erfahren möchte, der sollte sich die sehr gut recherchierte Homepage von Anja Braunsteiner aus Burgörner anschauen.
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