Trübes Wetter im Januar – der Winter scheint einen großen Bogen um unseren Landstrich zu machen. Den Kopf frei bekommen, tief durchatmen, Kraft tanken für die kommenden Monate – wo gelingt uns das außerhalb der eigenen vier Wände am besten? – An der Ostsee. Vorsichtshalber nehmen wir auch Regenstiefel mit. Das teilweise aprilverdächtige Wetter kündigt auch für die nächsten Tage Regen an. Frei nach dem Motto, schlechtes Wetter gibt es nicht, nur schlechte Kleidung, machen wir uns für drei Tage auf den Weg. Vorher haben wir uns im Internet ein Quartier gesucht. Unsere Vorgaben: Ostseenähe, Wellnessangebote (Sauna), gute Einkaufsmöglichkeiten.

Was wir in Rostock erlebten

Über die wenig befahrene Autobahn mitten in der Woche in etwas mehr als zwei Stunden Fahrtzeit von Berlin aus für uns erreichbar.
In der Internet-Beschreibung wirbt das Radisson blu Rostock  mit „traumhaften Blick auf den Stadthafen“, direkt am Kröpeliner Tor gelegen, gleichsam der Eingang für die Einkaufspassage Kröpeliner Straße. Von der toll herausgeputzten Straße dort gelangt man schnell vorbei am Hauptgebäude der Rostocker Universität zum Neuen Markt und damit zum Rathaus von Rostock.

❏ Ankommen im Radisson blu Rostock

Unser Navi führte uns problemlos am frühen Nachmittag zum Hotel, die Tiefgarage fanden wir auch nach der Ausschilderung: die Rechtsabbiegung auf den Eingang zur Tiefgarage ist fast im 90 Grad-Winkel machbar. Auf drei Parkebenen, P0 B, P1 B, P2 B, gibt es Parkplätze für die Hotelgäste, mit dem Fahrstuhl gelangten wir  direkt zur Hotelrezeption. In der großen lichtdurchfluteten Lobby warteten nicht nur freundliche Mitarbeiterinnen auf uns. Mit einem Erfrischungsgetränk in der Hand konnten wir uns in Ruhe im Eingangsbereich umschauen, blickten in die Bar und das Hotelrestaurant und sahen, dass die Haltestellen für die öffentlichen Verkehrsmittel  (Straßenbahn und Bus) direkt vor dem Hotel lagen. Das gefiel uns, denn wir wollten das Auto in den drei Tagen nicht benutzen. Und so wendeten wir uns mit einem guten Gefühl den Formalitäten der Anmeldung zu.

Rostock Ostsee

Eine freundliche Mitarbeiterin erkundigte sich nach unserer Anreise, nahm unsere Daten auf und überreichte uns die Schlüsselkarte mit einigen Hinweisen für den Gebrauch. Unserem Wunsch nach einem Stadtplan kam sie ebenfalls gern nach und nutzte den Stadtplan zugleich, uns zu zeigen, wo man auf dem Areal des gegenüberliegenden Stadthafen gut speisen könne. Natürlich warb sie auch für das Hotelrestaurant. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir aber noch nicht, dass wir dort den Tag mit einem Abendessen beenden würden. Uns hatte es aus alter Potsdam-Verbundenheit eher der von ihr empfohlene „Der alte Fritz“ im Stadthafen angetan, eine Gasthausbrauerei direkt am Stadthafen gelegen. Dazu aber später mehr … Die freundliche Rezeptionistin gab uns noch weitere Tipps, etwa wie wir nach Warnemünde ohne Auto kommen. Nachdem auch diese Frage geklärt war, begaben wir uns mit dem Fahrstuhl in die 6. Etage zu unserem Zimmer.

❏ Blick auf den Stadthafen

Wie immer bei einem Hotelaufenthalt wartet man mit etwas Spannung auf den ersten Blick ins Zimmer. Was würde uns hier erwarten. Die riesige Glasfront des Hotels, das lichtdurchflutete Foyer und auch das Restaurant mit seinen „Fensterausblicken“ weckten Erwartungen auf eine „Fernsee(h)“ – Möglichkeit in unserem Kurzurlaub-Winterdomizil.

Auch im Premiumzimmer ist es maritim Foto: Weirauch

Auch im Premiumzimmer dominiert das maritime Blau Foto: Weirauch

Und wir wurden nicht enttäuscht. Wow ! Ein lichtdurchflutetes Zimmer mit freiem Blick auf den gegenüberliegenden Stadthafen an der Warnow erwartete uns. Uns zog es sofort zur riesigen Fensterfront, keine Gardine störte den weiten Ausblick. Die Silhouette des Stadthafens zog uns in ihren Bann. Da störten uns auch nicht die vielbefahrene Kreuzung, die zwischen dem Hotel und dem Stadthafen lag.

Vom Premiumzimmer hat man einen Blick auf Kreuzung und Stadthafen Foto: Weirauch

Vom Premiumzimmer hat man einen Blick auf Kreuzung und Stadthafen Foto: Weirauch

Die Fenster waren gut isoliert, vom Verkehr war kaum etwas zu spüren, eher hörte man die Regentropfen an die Fensterfront klopfen. Nachdem wir den schönen Ausblick erkundet hatten, schauten wir uns im  Zimmer um. Was wir sahen, gefiel uns. Ein großzügiger Wohnbereich mit Sofa, Schreibtisch, Schrank mit Safe, großem Wand-Fernseher mit darunter befindlichem Unterschrank, der einen Kühlschrank versteckte.  Den gesonderten Schlafbereich dominierte ein großzügiges Doppelboxspringbett. Und auch ein großer Wandfernseher fehlte hier nicht – denn das beste „Fernsehen“ hatten wir im wahrsten Sinne des Wortes dank der riesigen Fensterfront nach draußen – den Stadthafen immer Blick.

Auch wenn es in den Wintertagen keinen Schiffsverkehr gab, die Liegeplätze im Stadthafen unbelegt waren und nur große Reklamewände für die nächste Hanse-Sail warben, wir freuten uns über den weiten Blick, ließen die Augen schweifen, hingen unseren Erinnerungen an früheren Rostock-Besuchen nach und bereuten unseren Kurzurlaub zu dieser Jahreszeit nicht.

Aber zurück zu unserem Appartement, auch das großzügige Bad mit Badewanne und Extra-Dusche überzeugte uns. Alles sehr sauber, hell und gästefreundlich, wozu für uns auch das Gratis-WLAN zählt. Selbstverständlich gab es auch Bademäntel für die Sauna, denn bei diesem  regenerisch-kalten Wetter sehnten wir uns nach Rundum-Wärme. Helle Wandfarben, wellenförmige Farbspiele im Teppich und an der Bettwand, Begrüßungsgetränk, Obstkorb u. a. – alles ist einladend und gute Laune machend. Wir brühen uns einen Kaffee und Tee auf und genießen noch eine Weile das Ankommen in unserem „Zuhause auf Zeit“, ehe wir uns auf eine kleine Rostock-Erkundung begeben.

❏ Stadtspaziergang durch Rostock

Über das Kröpeliner Tor Center begeben wir uns auf die Kröpeliner Straße. Das Kröpeliner Tor, das prachtvollste der einst 22 Stadttore, ist 54 Meter hoch und markanter Blickpunkt für viele Rostocker Gäste. Bis Mai 1961 fuhr noch die Straßenbahn durch, heute zeigt die Geschichtswerkstatt Rostock darin eine sehenswerte Dauer-Ausstellung über die alte Stadtbefestigung. Torführungen und thematische Stadtführungen können hier gebucht werden. Rostock Ostsee

Wir gehen ein Stück die Kröpeliner Straße Richtung Neuer Markt. Stellen aber bald fest, dass die wohl bekannteste Einkaufsstraße in Mecklenburg-Vorpommern beliebig austauschbar ist mit denen in anderen Großstädten. Ein Einkaufstempel als Krönung, daneben viele große Bekleidungs-Ketten, Maritimes konnten wir wenig entdecken. Auch gastronomisch gaben sich große Ketten ein Stelldichein. Vielleicht lag es auch am miesen Wetter, aber es zog uns schnell weg aus der Kröpeliner, hin zum Stadthafen. Lieber in der einsetzenden Dämmerung noch etwas Seeluft schnuppern.

Aber es ist gar nicht so einfach, am Spätnachmittag über die belebte Straße hin zum Stadthafen zu kommen. Der fließende Verkehr lässt es nicht zu, eine Ampel fanden wir dann in einiger Entfernung, aber an der Straße entlang gehen, macht nicht glücklich. Doch wir verstanden, dass die drei mobilen Blitzer an diesem Tag zurecht Verkehrssünder ins Visier nahmen. Wir nutzten die Fußgängerampel zur Überquerung der Straße und machten uns in Richtung Gasthausbrauerei „Alter Fritz“ im Stadthafen auf den Weg. Der Hunger wies uns fast den Weg, aber die Enttäuschung war groß. Denn ausgerechnet in diesen Tagen hatte die Gaststätte wegen Renovierungsmaßnahmen geschlossen. – Und nichts davon war auf der Website vermerkt, die wir vorher checkten. Bedauerlich, aber nicht zu ändern. Wir hatten auch keine Lust mehr, den langen Weg zurück zur nächsten Gaststätte im Stadthafen zu gehen.

Rostock Ostsee

 

❏ Abendessen im Hotelrestaurant

Also zurück zum Hotel und im Restaurant Kai 40 den Abend ausklingen lassen. Wir wurden nicht enttäuscht, wenn man von der Fischsuppe absieht. Mit viel Fisch und Gemüse für 9 Euro in der Menükarte angepriesen, war sie für uns jedoch eine Enttäuschung. Für uns war es eine Gemüsesuppe mit wenig Fisch und kleinen Gemüsewürfeln. Aber „Hechttatar & gebeizter Ostseelachs mit kleinem Salat und zwei Brotchips (9,50 Euro) sowie Dreierlei von Blutwurst (15 Euro) überzeugten und unser Hunger war gestillt. Und als Dessert gab es noch eine Kugel Schokoladeneis mit einer Physalis – eine gesunde Sünde als „Sonderwunsch“ zum Abschluss unseres Abendessens, für das freundliche und aufmerksame Servicepersonal und die Küche kein Problem. Das Bier von hier kam von der Marlower Brauerei, eine gute Empfehlung des flinken Service. Vielen Dank.

Und mit dem Besuch der Sauna in der 7. Etage beschlossen wir den Abend. Wieder genossen wir den einmaligen Blick über die Stadt. Das Kröpeliner Tor in nächster Nähe, die Tanks der Rostocker Brauerei sowie das Stadion in der Ferne.

❏ Maritime Geschichten

Der Stadthafen mit dem im Sommer als Museum genutzten Eisbrecher „Stephan Jantzen“. Einst der stärkste Eisbrecher Deutschlands, der bis zu 2,60 Meter Packeis und 0,80 Meter Festeis brechen kann, fristet nicht nur wegen der Klimakrise ein trostloses Dasein im Rostocker Stadthafen. Der nach dem legendären Warnemünder Lotsenkommandeur Stephan Jantzen (1829 − 1913) benannte Eisbrecher (gebaut im ehemaligen Leningrad, heute St. Petersburg) der vielen in Seenot geratenen Seeleuten das Leben rettete, hat eine bewegende Geschichte hinter sich. 1968 für das Seefahrtsamt der DDR in den Dienst gestellt, wurde er nach 1990 zum Spielball einiger Behörden und Privatbesitzer. Hoffen wir zusammen mit den Freunden maritimer Technik, dass der Eisbrecher bald wieder Fahrt aufnehmen kann.

Eisbrecher Stephan Jantzen im Rostocker Stadthafen Foto: Weirauch

Eisbrecher Stephan Jantzen im Rostocker Stadthafen Foto: Weirauch

2018 erwarb die Hanse- und Universitätsstadt Rostock im Zuge einer Zwangsversteigerung den Eisbrecher. Dem Verein „Technische Flotte Rostock e.V.“ wurde er zur Pflege und zum Betreiben als touristisches Highlite“ im Anschluss übergeben. Ein touristisches „Highlight“ scheint es nur in der Sommerzeit zu sein …

❏ Frühstück im Radisson blu

Ein wunderbares Frühstück stimmte uns auf unseren 2. Urlaubstag ein. Es fehlte nichts, frisches Brot und Brötchen, viele frische Zutaten für ein leckeres Müsli, frisch zubereitete Omeletts und andere Eierspeisen, verschiedene Wurst- und Käsesorten, frisches Obst und Gemüse und wenn man schon an der Ostsee ist, dann isst man auch Fisch.

©  D.Weirauch

Räucherlachs und Sild gab es, dazu Meerrettich, alles gut und übersichtlich angerichtet, z. T. auch ausgeschildert mit dem Verweis auf Regionalprodukte. Und auf Süßes musste auch niemand verzichten. Für viele Gäste war der leckere Kuchen der krönende Abschluss eines vorzüglichen Frühstücks. Und wie immer kümmerte sich freundliches Servicepersonal um die Wünsche der Gäste. Und die Wünsche „für einen schönen Tag“ empfanden wir nicht als Floskel, die/der ein oder andere gab uns noch einen Tipp mit auf den Weg.

Auf nach Warnemünde – Wie kommt man dort ohne Auto hin?

❏ Auf nach Warnemünde

Dank der Hinweise der Rezeptionistin war das kein Problem – eine Viererkarte für 8,80 Euro kauften wir an der Straßenbahnhaltestelle Kröpeliner Tor, die direkt vor dem Hotel lag. Mit der Tramlinie 5 (oder 1) Richtung Mecklenburger Allee fuhren wir bis zur Station Holsteinplatz. Dort ging es mit der S-Bahn Richtung Warnemünde weiter. In gut 30 Minuten waren wir in Warnemünde-Werft. Wegen Bauarbeiten, die eigentlich schon im Dezember 2019 beendet sein sollten, mussten wir von hier mit dem Ersatzverkehrsbus bis zum Alten Strom fahren.

Von Warnemünde Werft fährt der Schienenersatzverkehr bis Warnemünde Bahnhof Foto: Weirauch

Von Warnemünde Werft fährt der Schienenersatzverkehr bis Warnemünde Bahnhof Foto: Weirauch

Wieder begleitete uns in Warnemünde Nieselregen – wir fühlten uns wenig willkommen. Vom einstigen maritimen Flair war nicht mehr viel zu spüren. Fischkutter lagen wie Perlen auf einer Kette dicht hintereinander am Alten Strom. Einige verkauften Fischsnacks, andere waren geschlossen. Wenige Urlauber nahmen kaum Notiz von den Angeboten. Sie waren bei diesem Nieselwetter eher gegenüber in den vielen kleinen Geschäften oder Cafés und Gaststätten zu finden.

Ein kurzer Spaziergang auf der Mole, vorbei an Ausflugsschiffen, die zu einer einstündigen Rundfahrt, die in den Überseehafen führt, einladen, linkerhand der Blick zur Müntherschen Seerose und dem Neptunhotel, dazwischen der Leuchtturm, der noch immer auf seine Restaurierung wartet, und immer der weite Ausblick auf die Ostsee …

Große Fährschiffe wecken Sehnsüchte … Für uns geht es erstmal zurück. Bis zur Fischerklause am Alten Strom, eine der ältesten Kneipen in Warnemünde. In dieser Jahreszeit sind freie Plätze kein Problem. Bei einem heißen Sanddornsaft wärmen wir uns auf. Das Labskaus (11,90 Euro) passt in unser Ostseefeeling, wir sind glücklich, zufrieden und aufgewärmt. Und so schließt sich noch ein kleiner Spaziergang durch Warnemünde an. Wir sind fast allein unterwegs, kaum vorstellbar, wenn man an die Urlaubszeit denkt, wo sich die Gäste durch die kleinen Gassen schieben. Mit viel Sonne im Herzen und feinem Nieselregen im Gesicht und durchnässter Kleidung gelangen wir schließlich wieder zum Bus, der uns zur S-Bahn-Haltestelle Warnemünde Werft bringt. Reibungslos geht es nach Rostock ins Hotel zurück.

❏ Wellness im Radisson blu Rostock

Wir genießen erstmal einen Kaffee, ehe es weiter in den Wellnessbereich geht und wir den Tag dort Revue passieren lassen.

 

Am nächsten Tag genießen wir noch einmal das sehr gute Frühstück, ehe wir uns mit einem kleinen Spaziergang von der Stadt verabschieden und über Rövershagen zurück nach Potsdam fahren. Der Kurzaufenthalt in Rostock hat uns gut getan, unsere Köpfe sind wieder frei, neue Unternehmungen sind diskutiert und können nun geplant werden.

Anfahrt zum Radisson Blu Hotel Rostock

Radisson Blu Hotel Rostock
Lange Straße 40, 18055 Rostock
www.radissonhotels.com

in der Nähe : Kröpeliner Tor
im Kröpeliner Tor, 18055 Rostock
Februar bis Oktober: täglich 10 bis 18 Uhr (außer feiertags)
November bis Januar: täglich 10 bis 17 Uhr

Kröpeliner Tor Center
Kröpeliner Straße 54, 18055 Rostock
Montag bis Samstag: 9.30 bis 20.00 Uhr

Die Übernachtung wurde unterstützt von Radisson blu Rostock, Anreise und Abendessen zahlten wir selbst.

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