Die sonnenverwöhnte Küste Apuliens ist beinahe durchweg badetauglich und läuft an manchen Stellen geradezu zur Höchstform auf. Mittelalterliche Wach- und Beobachtungstürme dienen allerorten den Reisenden als markante Wegweiser, die mit Abstand namhaftesten Städteziele heißen Otranto und Gallipoli. Salento ist der Name einer 100 km langen und 40 km breiten Halbinsel im äußersten Südosten Italiens und wird oft auch als Absatz des italienischen Stiefels bezeichnet
Traumhafte Küsten – Italiens schönste Seiten
Grecía salentina
Im Städtedreieck Lecce, Galatina und Otranto liegen neun Gemeinden, in denen sich der italienisch-altgriechisch-byzantinische Mischdialekt Griko erhalten hat. Linguisten bezeichnen das Phänomen als griechische Sprachinsel. Erforscht wurde sie u.a. vom deutschen Romanisten und Sprachwissenschaftler Gerhard Rohlfs (1892-1986), der für seine Verdienste den Ehrendoktortitel der Universität Lecce erhielt. Rohlfs verortete den Ursprung des Sprachphänomens in den Anfängen der griechischen Kolonisation Unteritaliens im 8. Jahrhundert v. Chr. Andere widersprechen dem und neigen zu der Auffassung, dass byzantinische Siedler im heraufziehenden Mittelalter entscheidend zum Mischdialekt beigetragen hätten. Wie auch immer, während ältere Menschen in den Gemeinden der Grecìa salentina den Mischdialekt z. T. heute noch pflegen, geht der Sprachschatz bei der jüngeren Generation immer mehr verloren. Da hilft es auch nicht, dass das italienische Parlament Griko ganz offiziell als Minderheitensprache anerkannt hat. Der Hauptort der Graecía salentina ist das knapp 9400 Einwohner zählende Städtchen Martano.
Meine Tipps für Apulien
Beste Reisezeit
Das Klima in Apulien ist mediterran mit trockenen, sehr heißen Sommern und milden Wintern. Für Kulturreisen bieten sich das Frühjahr oder die Herbstmonate an. Im Januar und Februar war ich ebenfalls schon dort, viele Geschäfte in den kleinen Orten sind geschlossen, das Angebot an Museen und Pizzerias lassen die Zeit nicht lang werden. die warm und weitgehend sonnig sind. Im Frühling ist die Vegetation noch frische, es grünt und blüht. Angenehme Badetemperaturen herrschen im Adriatischen und Ionischen Meer von Mai bis Oktober.
Öffnungszeiten der Geschäfte
Kirchen (oft in kleinen Orten geschlossen) und Geschäfte sind meist über Mittag 12 – 15 oder 13 – 16 geschlossen. In den Badeorten sind die Läden im Sommer bis spät abends geöffnet. Museen sind meist montags geschlossen.
Essen in Apulien
Apuliens einfache Bauernküche profitiert vom Reichtum des Adiratischen und Ionischen Meeres sowie hochwertigem Olivenöl. Im sonnen- und meerverwöhnten Süden Italiens setzt die Küche Apuliens einige überraschende Akzente. Weizen, Wein und Oliven bilden die Basis der Landwirtschaft und damit der weitgehend bäuerlich geprägten Küche. Zu den allgegenwärtigen Tomaten, die hier besonders süß schmecken, kommen unbekanntere Gemüsesorten.
Traditionell gibt es auch wild wachsenden wie Fenchel, Zichorien oder Karden. Und so wird aus einem einfachen Pastagericht wie Orecciette con cime di rapa, den typischen ohrenförmigen Nudeln mit Stängelkohl, eine kleine kulinarische Entdeckung. Gerne werden auch Hülsenfürchte, die getrocknet lange haltbar sind, gegessen, etwa Ciceri e tria, gebratene Nudeln mit Kichererbsen. Genauso können Fave e cicoria, zu Püree verkochte Sauerbohnen mit Zichorie, eine Offenbarung sein. Für das gewisse Etwas sorgen neben gutem Weißbrot, für das Altamura bekannt ist, einige Tropfen des goldründen und leicht bitteren Olivenöls.
Lebenselixier Olivenöl
Die knorrigen teils Tausende Jahre alten Olivenbäume wachsen vor allem im Salento auf großen Flächen. Zahlreiche Masserie, die großen befestigten Landgüter, sind stolz auf ihre eigene Ölmühle. Ihre mächtigen Mauern konnten im 16./17. Jahrhundert zwar vor feindlichen Eroberern wie den Türken schützen, helfen aber nicht gegen das Feuerbakterium (Xylella fastidiosa).
Terra e Mare
Mit Olivenöl konservierte Auberginen oder Artischocken sind als Antipasti der ideale Auftakt für eine apulische Mahlzeit, gefolgt von einem Nudelgericht als primo piatto. Für den zweiten Gang (secondo piatto) wählt man Fisch oder Fleichs, als Spezialität gelten Lammragout (cutturidde) und -innereien (gnumareddi).
Man sollte an der Küste unbedingt Crudo di Mare probieren, z. B. in Castro: Frische rohe Meeresfrüchte wie Mies- (cozze), Herz- (noci) und Venusmuscheln (vongole), Seeigel (ricci), Tintenfisch (polpo) mit ein paar Spritzern Zitrone sind ein Hochgenuss.
Primitivo und andere Weine
Zum guten Essen gehören auch in Apulien vorzügliche DOC-Weine. Bekannt sind die kräftigen, vollen Rotweine aus Rebsorten wie Primitivo um Bari und Taranto oder Nero di Troia um Foggia und Brindisi sowie Negroamaro im Salento. Doch heiße Sommer und Fischspezialitäten verlangen nach Weißwein. Geschätzt werden Verdeca und Bianco Locorotondo aus dem Valle d’Itria. Beliebt sind auch Roséweine, wie der um Brindisi, Lecce und Taranto produzierte Terra d’Otranto Rosato. Ansonsten werden Trauben gern mit anderen Früchten (frutta) zum Dessert gereicht. Denn unter der Sonne Süditaliens gedeihen auch köstliche Feigen und Orangen. Hier einige Tipps zu den besten Weinen in Italien.
Gefeiert wird viel im Salento. Hier eine kleine Auswahl:
La Notte della Taranta:
ein Megafestival in einem kleinen Salento-Dorf. Aus einer privaten Initiative hat sich eines der größten ethnomusikalischen Festivals in Italien entwickelt. Sergio Blasi aus Melpignano gab 1998 den Anstoß, krempelte die Ärmel hoch und holte die wichtigsten Pizzica-salentina-Interpreten in sein kleines Heimatdorf Melpignano. Mittlerweile begehen über 120.000 musikbegeisterte Menschen alljährlich im August das Großereignis.
Sehnsuchtsorte in Apulien
Sehenswert: Golf von Tarent
Der Golf von Tarent wurde im Zuge der großen griechischen Expansion gegen Ende des 8. Jahrhunderts v. Chr. hellenisiert. Das schillerndste Zentrum griechischer Kutlur auf der Apenninenhalbinsel war das sagenumworbene Tarent, die bedeutendsten Überreste der Magna Graecia finden sich in Metapono, das knapp jenseits der Regionengrenze in der Basilikata liegt.
Die besten Weinanbaugebiete liegen in der taraninischen Murgia. Lizzano und v.a. Manduria heißen hier die bekanntesten Weinbauzentren. Mandurio ist die Hauptstadt des Primitivo, wobei die Edelrebe erst seit 150 bis 250 Jahren in Apulien kultiviert wird. Sie gilt als krankheitsresistent und erzeugt – neben dem würzigen Aroma – einen relativ hohen Zuckergehalt. Obwohl der Primitivo zweifelsohne als trockener Wein gilt, bezeichnen Einheimische ihn deshalb auch als „vino dolce“.
Was man sich unbedingt anschauen sollte:
Parco Archeologico delle Mura Messapiche
Am nördlichen Stadtrand von Manduria, nahe der einsam aufragenden Kapuzinerkirche, sind die monumentalen Überreste der dreifachen messapischen Megalithmauer sowie über 120 (!) Kammergräber aus dem 6. bis 3. Jahrhunder v. Chr. zu besichtigen. Das geschützte Freigelände hat beeindruckende Ausmaße und gehört mit über 150.000 Quadratmetern zu den größten archäologischen Parks ganz Italiens. Hier befindet sich auch das messapische Quellheiligtum Fonte Pliniano, die Pliniusquelle, von der es heißt, sie würde nie versiegen. Und tatsächlich plätschert die Quelle noch heute auf dem Grund einer natürlichen Bodenhöhle, deren oberirdische Brunnenummauerung zusammen mit dem herauswachsenden Mandelbaum zum Wahrzeichen der Stadt wurde (auf dem Steinrelief) am Eingang des Parks ist das Wahrzeichen Mandurias abgebildet. Eine weitere Attraktion ist die kleine Kirche San Pietro Mandurino aus dem 10. bis 12. Jahrhundert, die über einer Grottenkirche aus dem 8. Jahrhundert errichtet worden ist. Die spärlichen Freskenfragmente sind unterschiedlichen Alters und bei Weitem nicht so gut erhalten wie diejenigen in den Grottenkirchen Massafras.
Informationen
April bis Oktober täglich 9-13 und 16-20, November bis März 9-13 und 16 bis 18 Uhr
Tel: 0999702263,
Homepage: www.parcomuramessapiche.it
Manduria ist innerhalb weniger Autominuten von der Ionischen Küste östlich von Tarent erreichbar. Zudem liegt die Stadt an der gut ausgebauten SS7 von Tarent nach Lecce. Einige wenige Parkplätze an der Piazza Vittorio Emanuele im Zentrum.
Bahn: In Manduria halten Züge von Tarent sowie Francavilla Fontana. Der Bahnhof liegt am nördlichen Stadtrand.
Hier beschreibt Claudia, wie man in Apulien mit der Eisenbahn fahren kann.
Buchtipp:
Andreas Haller, Apulien, Michael Müller Verlag, 2015
- Reiseführer
Apulien - Andreas Haller
- Michael Müller Verlag, 420 Seiten + herausnehmbare Karte (1:450.000), farbig, 194 Fotos
ISBN 978-3-95654-410-1
21,90 EUR (D)
Buch: 9. Auflage 2018
Hier weitere Infos und Beiträge zu Apulien, dem gastfreundlichen Land…
+ Besuch bei den Archäologen von Roca Vecchia
Wie kommt man nach Apulien ?
mit dem Flugzeug (u.a. Allitalia, Ryan air) von verschiedenen deutschen Flughäfen , so von Berlin nach Flughafen Bari und Brindisi und weiter mit Auto. Von Berlin liegt Eurowings bis Brindisi.
Weitere Infos unter: https://www.mediterraneantourism.it/site/en/
Das sieht wirklich toll aus!