Juli 2024 – Herrnhut wird UNESCO Welterbe

Die Siedlungen der Herrnhuter Brüdergemeine in den USA, dem Vereinigten Königreich und Deutschland wurden im Juli 2024 in die Welterbeliste aufgenommen. Gemeinsam mit dem bereits 2015 ausgezeichneten Christiansfeld in Dänemark sind die Bauwerke der evangelischen Glaubensgemeinschaft nun Teil des Menschheitserbes. Das beschloss das UNESCO-Welterbekomitee auf seiner jährlichen Sitzung, die zurzeit in Indiens Hauptstadt Neu-Delhi stattfindet. Deutschland zählt damit 53 Welterbestätten. Die Siedlungen der Herrnhuter wurden überall nach denselben Grundsätzen geplant und zeichnen sich dennoch durch regionale Besonderheiten aus. Im einheitlichen Städtebau und der schlichten Architektur spiegeln sich die Ideale der Religionsgemeinschaft und ihre gemeinschaftsorientierte Lebensweise wider. Zur nun gekürten transnationalen Welterbestätte gehören die charakteristischen Siedlungen Christiansfeld in Jütland, Bethlehem in Pennsylvania, Gracehill in Nordirland und Herrnhut in Sachsen, wo die Siedlungsgeschichte im 18. Jahrhundert ihren Anfang nahm:

 

Sie ist bis heute untrennbar mit Graf Nikolaus Ludwig Zinzendorf verbunden, der als sächsischer Hof- und Justizrat um mehr religiöse Toleranz warb. Dass viele Protestanten ihren Glauben nur im Geheimen auszuüben wagten, trieb Zinzendorf um. So bot er 1722 den ersten Glaubensflüchtlingen aus Mähren auf seinem Gut Berthelsdorf, rund 70 Kilometer von Dresden entfernt, Schutz. Der Zufluchtsort „unter des Herrn Hut“ in der Oberlausitz wurde so zur Keimzelle der Brüdergemeine.

Auf dem Hutberg oberhalb des Gottesackers in Herrenhut befindet sich der 1790 errichtete Altan der älteste Aussichtsturm dieser Art in Sachsen. Bei guter Sicht hat man hier einen herrlichen Ausblick auf die Umgebung von Herrnhut, das Oberlausitzer Bergland bis hin ins Tschechische zum Riesengebirge.

Auf dem Hutberg oberhalb des Herrnhuter Gottesackers befindet sich der 1790 errichtete Altan der älteste Aussichtsturm dieser Art in Sachsen.

Hier entwickelten sich Prinzipien, die die Siedlungen bis heute weltweit prägen. Viele Gotteshäuser der Gemeinschaft sind dem Herrnhuter Kirchensaal nachempfunden: Ohne Kanzel, ohne Altar, ganz in Weiß gehalten. Gepredigt wird nicht von oben herab. Auf dem Gottesacker, dem Friedhof der Stadt, symbolisieren einfache, flach auf dem Boden liegende Grabsteine die Gleichheit der Menschen vor Gott. Und mit dem Herrnhuter Barock entstand hier ein betont schlichter Baustil, der sogar eine eigene Maßeinheit hervorbrachte, die die Brüdergemeine weltweit miteinander verbindet: So passen Türen aus dem Berthelsdorfer Schloss problemlos in die Gebäude der Herrnhuter in den USA oder Dänemark. Entschleunigung kann so einfach sein. Man muss beispielsweise nur mal vom Hutberg einen ausgedehnten Blick auf das ins Oberlausitzer Bergland eingebettete Herrnhut werfen. Die kleine Stadt im südöstlichsten Zipfel Sachsens mit ihren urig-warmen Umgebindehäusern strahlt winterliche Gemütlichkeit förmlich aus. 

25 Zacken machen einen Weltstar aus Sachsen

Großen Anteil daran trägt der Herrnhuter Stern. Vor mehr als 160 Jahren wurde das dreidimensionale Kunstwerk aus Papier und Pappe in der Herrnhuter Sterne-Manufaktur kreiert – und gilt seither als der Ursprung aller Weihnachtssterne. Bis heute ist es eine schöne Tradition, die besinnliche Weihnachtszeit mit einem Herrnhuter Stern zu beginnen. Diesen Brauch brachte vermutlich ein Lehrer auf den Weg, wenn auch mit anderer Absicht: Er wollte seine Schülerinnen und Schüler im Geometrie-Unterricht mit einem selbstgebauten Sternmodell erhellen. Danach bastelten Kinder stets am 1. Sonntag im Advent ihre Sterne.  

Das Aussehen des Weltstars aus Sachsen ist seit 1925 per Patent geschützt. 17 viereckige und acht dreieckige Zacken ergeben einen echten Herrnhuter Stern. Und viel Liebe zum Detail steckt drin. Damals wie heute entsteht das strahlende Kunstwerk überwiegend in Handarbeit. Davon kann man sich bei einem Besuch in der Schauwerkstatt in Herrnhut überzeugen. Wem es in den Fingern juckt, darf gerne selbst mal einen kleinen Stern kleben oder eine Spitze drehen. Ebenfalls beliebt sind die Bastelstunden für Gäste, Familien oder Gruppen. Bis heute hat der Stern sein traditionelles Aussehen kaum verändert und bis heute werden sie in Handarbeit gefertigt.

Übrigens: Im Jahr 2022 beging die Brüdergemeine Herrnhut ihr 300. Gründungsjahr und der Herrnhuter Stern feierte 125. Geburtstag.  

Informationen zum Herrnhuter Weihnachtsstern – Weltstar aus Sachsen

Schauwerkstatt / Manufaktur

Tel.: +49 (0) 35873 3640

Im Internet: www.herrnhuter-sterne.de

Der Herrnhuter Gottesacker wurde als Friedhof der Herrnhuter Brüdergemeine ab 1730 in Herrnhut angelegt. Er zeichnet sich im Unterschied zur barocken Friedhofskultur durch betonte Schlichtheit der Gestaltung aus.

Der Herrnhuter Gottesacker wurde als Friedhof der Herrnhuter Brüdergemeine ab 1730 in Herrnhut angelegt. Er zeichnet sich im Unterschied zur barocken Friedhofskultur durch betonte Schlichtheit der Gestaltung aus.

Auf dem Hutberg oberhalb des Gottesackers in Herrenhut befindet sich der 1790 errichtete Altan der älteste Aussichtsturm dieser Art in Sachsen. Bei guter Sicht hat man hier einen herrlichen Ausblick auf die Umgebung von Herrnhut, das Oberlausitzer Bergland bis hin ins Tschechische zum Riesengebirge.

Auf dem Hutberg oberhalb des Herrnhuter Gottesackers befindet sich der 1790 errichtete Altan der älteste Aussichtsturm dieser Art in Sachsen.

Übernachtungstipp:

KOMENSKÝ – Gäste- und Tagungshaus Evangelische Brüder Unität

Die sächsische Stadt Herrnhut ist Gründungsort der Herrnhuter Brüdergemeine. Sie stellt ein Modell für die religiöse und gesellschaftliche Organisation des Ortes dar und spiegelt sich in der Raumplanung und Architektur von über 30 Siedlungen weltweit wider.

Hier besuchten wir die Traumwelt von Wendt& Kühn