Der Ausgangspunkt unserer Fahrradtour ist der Bürgerbahnhof von Neuruppin. Die freundlichen Mitarbeiter dort geben Tipps für die Strecke, die eine Länge von 32 Kilometer hat. Gleich hinter dem Bahnhof geht es links auf einem Radweg längs der Straße nach Alt Ruppin. Vor dem Ort überqueren wir den Rhin – die Brücke wird derzeit instand gesetzt – und kehren im Gasthaus „Am Alten Rhin“ beim Ehepaar Bert und Britta Krsynowski ein.
Für einen Kurztrip auf dem Wasser können Kajaks und Tretboote beispielsweise bei Rhinpaddel ausgeliehen werden (Friedrich-Engels-Straße 8, Tel. 03391/77 12 12). Die benachbarte Nikolaikirche aus dem 13. Jahrhundert ist täglich geöffnet.
Von Alt Ruppin fahren wir über die Wulkower Chaussee nach Gildenhall in die 1921 entstandene Künstlerkolonie. Entlang der Eisenbahnstrecke geht es weiter in Richtung Wuthenow, bekannt durch Fontanes „Schach von Wuthenow“. Die Dorfkirche ist ein klassizistischer Bau nach einem Entwurf von Karl Friedrich Schinkel (Schlüssel bei Elisabeth Voigt, Dorfstraße 17, Tel. 03391/35 71 75). Über – teilweise schlechte – Radwege geht es weiter bis Gnewikow. Das spätklassizistische Gutshaus ist das Zentrum eines Jugenddorfes. Über die Chaussee gelangen wir weiter nach Karwe, den wohl lieblichsten Ort am See: Das Dorf wurde jahrhundertelang geprägt durch die Familie von dem Knesebeck. Ihr berühmtester Spross war der preußische Generalfeldmarschall Karl Friedrich von dem Knesebeck. An ihn erinnert eine Gedenktafel auf dem Kirchhof, sein Grab selbst hingegen ist auf dem Berliner Garnisonkirchhof.
Ein Nachfahre, Krafft von dem Knesebeck, lebt seit der Wende wieder in dem geschichtsträchtigen Ort, betreibt Landwirtschaft und hat ein exklusives Hundehotel eingerichtet. Seine Familie unterstützte die Restaurierung der imposanten Dorfkirche mit ihrer Rokoko-Ausstattung. An das in den 80er-Jahren abgerissene Herrenhaus erinnern Fotos in der Heimatstube (Lange Straße), wo wir eine kleine Zeitreise durch die Ortsgeschichte und die Volkskunde der Region unternehmen (Tel. 03392/57 10 63, geöffnet am Wochenende). Das benachbarte Gasthaus „Zur Kastanie“ mit seinem Biergarten hält für jeden Gaumen etwas bereit. Idyllische Badeplätze gibt es übrigens mehrere entlang des Sees.
Fassbrause zum Besuch des Generals
Auf einem befestigten Radweg fahren wir danach bis Altfriesack. Sehenswert ist die Rhinschleuse mit der 1927 erbauten Zugbrücke. Auch ein Abstecher zur Fischgaststätte Pfefferkorn (links vor der Brücke) lohnt. Auf einer wenig befahrenen Landstraße radeln wir anschließend weiter nach Wustrau. Ehrhardt Bödecker, ein ehemaliger Berliner Privatbankier, erfüllte sich vor einigen Jahren dort mit dem rund 3,5 Millionen Euro teuren Brandenburg-Preußenmuseum einen Traum: 220 teils sehr wertvolle Objekte sind zu sehen. Für Wustrau bedeutet das Museumshaus mit dem von Bödecker wieder aufgestellten Denkmal des legendären Reitergenerals Hans Joachim von Zieten (1699-1786) im Pfarrgarten eine überregionale Attraktion. Der Preußen-Experte wird am morgigen Sonntag um 11 Uhr persönlich durch die Ausstellung führen. Für durstige Radfahrer und Wanderer spendieren die Mitarbeiter des Museums heute und morgen soviel Fassbrause, wie sie trinken wollen. Natürlich aber erst nach dem Lösen einer Eintrittskarte. Und wer schon auf Zietens Spuren wandelt, sollte auch die Kirche (geöffnet 10 bis 17 Uhr, Tel.03392/57 03 68) besuchen: An ihrer Nordwand hat Zieten seine letzte Ruhe gefunden.
Tanztheater auf der Seebühne
Von dort sind es auch nur wenige Schritte hinüber ins einstige Herrenhaus, das um 1750 erbaut wurde. Geöffnet ist das Schloss, das als Tagungsstätte der Deutschen Richterakademie Trier genutzt wird, Mittwochnachmittag. Doch in den nächsten Wochen ist es auch an den Wochenenden zugänglich, wenn das Tanztheaterstück „Oceane von Parceval“ nach dem Romanfragment von Fontane über die Bühne geht, genauer: auf der gegenüberliegenden Seebühne, eine der wenigen Seebühnen Deutschlands. Gespielt wird das Stück beispielsweise heute um 20.30 Uhr (Spielplan: www.seefestival.com , Karten im benachbarten Restaurant „Seeschlösschen“ oder Tel. 033925/88 03).
Bevor wir Wustrau wieder in Richtung Neuruppin verlassen, kehren wir noch im Café „Constanze“ am Alten Dorfanger ein.
Über naturbelassene Feldwege radeln wir anschließend durch das Gewerbegebiet Treskow und sind über den Uferweg schon wieder am Bahnhof.
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