Vor 150 Jahren starb Fürst Pückler
Am 4. Februar 2021 wird die Stiftung Fürst-Pückler-Museum in Branitz Fürst Pücklers 150. Todestag begehen, da wegen der Corona-Pandemie auf eine öffentliche Gedenkfeier an der Grabpyramide im Branitzer Park verzichtet werden muss. Die Gedenksteininsel wird traditionell von den Gärtnern mit Immergrün geschmückt, so dass, wie Parkinspektor Bleyer 1885 schrieb, „ein feierlicher Eindruck“ entsteht. Zu Ehren des genialen Parkschöpfers sollen von Bürgern, Freunden, Verehrern und Institutionen Kränze gestiftet werden, die dann – wie es die Branitzer Tradition will – zur Insel im Tumulussee übergesetzt werden. Dies wird in Bild und Film dokumentiert. So die Pressemitteilung der Stiftung Fürst-Pückler-Museum.
Spektakulär begraben liegt Preußens einstiger Dandy, einer der größten europäischen Gartenkünstler, internationaler Bestsellerautor, abenteuerdurstiger Reisender, ein Genießer alles Schönen und der Namensgeber einer weltberühmten Eisspezialität, in einer begrünten Erdpyramide, inmitten eines Sees im Branitzer Park. Diesen Park, den der geniale Landschaftsgestalter selbst als sein „Meisterstück“ bezeichnete, begann er vor 175 Jahren zu gestalten, nachdem er Muskau mit seiner Parkanlage aufgeben musste.
Pücklers Auseinandersetzung mit Leben, Tod und Wiedergeburt sowie seine Erinnerungen an seine Orientreise hat er in die Gestaltung des Branitzer Parks aufgenommen: Im östlichen Parkbereich geht jenseits der Parkschmiede, mit dem in ihr lodernden Feuer als Symbol für den Beginn allen Lebens, die Sonne auf. Gegen Mittag steht sie über dem Schloss Branitz, dem Ort des alltäglichen Lebens, um am Abend im Westen jenseits der Pyramidenebene unterzugehen.
In antiken Mythologien wurde der Osten mit Auferstehung und Erneuerung in Verbindung gebracht. Der Westen galt hingegen als Eingang in das Reich des Todes, was sich auch in der Lage der ägyptischen Pyramiden erkennen lässt, die sich ausnahmslos auf der Westseite des Nils befinden. Sein Vorhaben, in einer Pyramide in einem See begraben zu werden, äußerte Pückler schon 1850 in einem Brief an Fürstin Lucie. 1852 markierte er den Standort für den Tumulus und begann 1855 mit den Planungen für den Erdkörper. Gebaut wurde der Tumulus in nur knapp vier Monaten noch im selben Jahr mit einer Gesamthöhe von fast 14 Metern. 1859 wurde sie mit wildem Wein aus Sanssouci bepflanzt, der durch seine Herbstfärbung noch heute Ende September ein glutrotes Pyramidenfeuer entfacht. Der See um die Pyramide entstand nach und nach, wobei der Fürst die Spiegelwirkung des Tumulus im Wasser beachtete.
“…ersten: möchte er noch zehn Jahre leben; zweitens: daß das von ihm in der Gartenkunst geschaffene System, das wahrhaft deutsche, für künftige Zeiten immer weiter verbessert und vervollkommnet fortbestehen möchte; drittens: nach seinem Tode auf einem schöneren Weltkörper versetzt zu werden, wo er auf‘ s neue als Kunstgärtner wirken könne.“
(Diese drei Wünsche äußerte Pückler vor seinem Tode, wie seine Biographin Ludmilla Assing festhielt.)
Der Tumulussee spielt in der letzten Zeremonie, die Fürst Pückler in seinem Testament festgelegt hatte, eine entscheidende Rolle. In Anlehnung an die griechische Mythologie sollte Pücklers Leichnam von der Ägyptischen Treppe aus mit einem Nachen, einem Einbaum, über den See gebracht werden. Der See symbolisiert dabei den Fluss Styx, über den die Seelen der Verstorbenen von dem Fährmann Charon übergesetzt werden in die Welt der Toten (Hades), in diesem Fall den Tumulus. Doch die 1871 geplante Bestattungszeremonie konnte nicht in der gewünschten Form erfolgen, da der Tumulussee zugefroren war. So wurde der Leichnam des Fürsten, da das Eis nicht tragfähig genug war, stattdessen auf einer hölzernen Behelfsbrücke zum Tumulus gebracht. In einem Stollen im Innern der Pyramide wurde der Sarg des Fürsten aufgestellt, der Stollen mit Bohlen verschlossen und der Eingang von außen mit Erde überdeckt. Die Trauerfeier und Weihung des Grabes fand am 9. Februar 1871 statt. Seitdem wird der Fürst jährlich mit Kränzen und dem Aufziehen der Fahne auf der Landpyramide an seinen Todes- und Geburtstag geehrt. Als spektakuläres Symbol der Weltoffenheit des Fürsten sind die Pyramiden heute eines der bekanntesten Markenzeichen der Lausitz.
„Ewig alt und ewig neu flutet das Meer des Lebens ohne Anfang und ohne Ende. Leben ist nicht Streben nach Heimkehr zum Unendlichen, es ist Streben nach unendlichem Handeln im Endlichen.“
(Fürst Pückler an Gräfin Ida Hahn-Hahn in einem Brief vom 15.März 1845.)
Die Branitzer Parklandschaft wird 175 Jahre alt
Die stille Wiederholung der Branitzer Gedenkzeremonie ist Auftakt für ein besonderes Jubiläumsjahr: Vor 175 Jahren, exakt ab Mai 1846, begann Fürst Pückler in der baumlosen und sandigenUmgebung um Cottbus sein Gartenparadies Branitz zu gestalten. Der „Erdbändiger“ formte das Terrain, ließ Hügel, Berge und Pyramiden aufschütten, tausende Bäume anpflanzen und schuf so „aus der Wüste eine Oase“. Auf mehr als 600 Hektar erstreckt sich dieses Gartendenkmal von internationalem Rang, denn der Branitzer Park inmitten der
Parklandschaft gilt als letzter bedeutender Landschaftsgarten Europas. Mit dem Schlossensemble im Zentrum, umgeben vom Pleasureground, dem Innenpark und dem landwirtschaftlich genutzten, aber durchweg gartenkünstlerisch gestalteten Außenpark, der sog. Ornamental Farm von Branitz, ist dieses Gesamtkunstwerk fast vollständig erhalten und soll daher UNESCO-Welterbe werden.
Bevor Fürst Pückler in der Nacht vom 4. zum 5. Februar 1871 im Türkischen Zimmer im Obergeschoss seines Schlosses starb, sollen seine letzten Worte gewesen sein: „Man öffne mir den Weg in den Tumulus“. Sein Sarg wurde im Grünen Saal des Schlosses aufgebahrt, davor standen die Orden des Fürsten. Diese Branitzer Parklandschaft umfasst neben dem Innenpark unter Verwaltung der Stiftung den Außenpark mit Vorpark, Spreeauenpark und Tierpark und spannt sich von der Spree bis zum Ortsteil Kahren.
Zum 175-jährigen Jubiläum der Branitzer Parklandschaft sind zahlreiche Veranstaltungen geplant.
Höhepunkte werden:
- das Gartenfestival und die Sonderausstellung „Pückler industriös“ im Mai,
- der Festsonntag und die sog. Pückler-Karawane im Juni sowie
- der Pückler-Geburtstag im Oktober sein.
die Stiftung www.pueckler-museum.de
Hier schreibt Wolfgang Will über den umtriebigen Fürst Pückler
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