Von Ilsenburg, der romantischen Kleinstadt am Fuße des Brockens, nur 25 Kilometer von Goslar entfernt gelegen, hatten wir in der Harzreise Heinrich Heines gelesen. Die schmucke Kleinstadt Ilsenburg nehmen wir als Ausgangspunkt unserer Wanderung hinauf zum Brocken. Dabei gibt es eine Menge zu erleben.
Was man in Ilsenburg erleben kann
Am schmucken Rathaus vorbei führt der Weg zum einstigen Benediktinerkloster auf dem Berg. Der im 11. Jahrhundert errichtete und derzeit sorgsam restaurierte Gebäudekomplex gilt als wichtige Station der Straße der Romanik.
Die Reste des in Deutschland einzigartigen Gips-Estrichfußbodens der Kirche mit wertvollen Inkrustrationen bereiten Historikern noch heute Kopfzerbrechen. Das benachbarte, um 1862 errichtete neoromanische Schloss stand zum Zeitpunkt unseres Besuches leer. Rettung ist aber in Sicht. Der Weg führt weiter an dem von den Künstlern Elise und Georg Heinrich Crola im 19. Jahrhundert der Stadt gestifteten Wohnsitz vorbei, viele Berühmtheiten waren zu Gast in der Künstlerkolonie.
auf dem Friedhof entdecken wir die Gräber der Familie des Oberhütteninspektors Schott, der Sohn als Bildhauer ist den Berlinern gut bekannt (so schuf er u.a. Plastiken für den Park des Eisenhändlers Ravene in Marquardt – heute ein Ortsteil von Potsdam.)
Am Nationalparkhaus beginnen geführte Wanderungen entlang des 230 Kilometer umfassenden Wanderwegenetzes rund um die kleine Stadt. Wir haben die Harzreise von Heinrich Heines im Gepäck und folgen dessen Empfehlung. Kräftig begrüßt uns „Prinzessin Ilse“ mit einem glucksenden und freudigen Dahinplätschern. Bei einem Abstecher auf den 150 Meter über dem Flüßchen steil aufragenden Ilsestein, wo die „Prinzessin Ilse“ der Sage nach gewohnt haben soll, finden sich noch erkennbare Reste der Burg der Schutzvögte des Klosters. Das auch aus dem Tal sichtbare, gußeiserne 15 Zoll hohe Kreuz wurde 1814 zum Gedenken an die in den Befreiungskriegen Gefallenen von Graf Anton zu Stolberg-Wernigerode aufgestellt. Der Blick vom Ilsestein zum knapp zehn Kilometer Luftlinie entfernten Brockenmassiv ist atemberaubend.
Aufstieg zum Brocken
Bei Eingeweihten gilt der Aufstieg zum Brocken als Geheimtipp. Alle Lebensräume vom Harzrand bis zur Brockenkuppe können ohne den brockentypischen Rummel erlebt werden. Linkerhand ist die Ilse greif- und hörbar, flankiert von prächtigen Rotbuchen. Ab und an entdecken wir knorrige Traubeneichen, darunter Gräser, Moose und Flechten. War da nicht ein Feuersalamander, der sich im Unterholz verkroch? Solche Überraschungen gibt es. Schon hören wir die Ilsefälle, ein Naturschauspiel, von dem Heinrich Heine schwärmte. „Es ist unbeschreibbar, mit welcher Fröhlichkeit, Naivität und Anmut die Ilse sich hinunterstürzt über die abenteuerlich gebildeten Felsstücke, die sich in ihrem Lauf finden, so daß das Wasser hier wild empor zischt oder schäumend überläuft. Wir wandern der plätschernden Ilse folgend zurück ins Tal.
Wie einst auch Christian Andersen, der in „Schattenbilder einer Reise“ Ilsenburg ein Denkmal setzt, kehren auch wir in das gastliche, heute zur noblen Vereinigung Relais & Châteaux gehörende Landhaus ein. Wie Zar Peter der Große, der 1697 in der Fürst Stolberg Hütte die Kunst des Eisengießens studierte und während seines Aufenthaltes in den „Rothen Forellen“ nächtigte.
Am Abend wieder im Gasthaus „Rothe Forellen“ eine Überraschung: Die große Auswahl an Weinen zeugt von Kennerschaft des Restaurantleiters Holger Steffmann, der mit einem 2002er Jahrgang eines Weißburgunder Spätlese vom heimischen Weingut Kirmann in Westerhausen bei Quedlinburg einen Volltreffer landete.
Informationen zu Ilsenburg
Anreise: A 2 bis Braunschweig und dann auf die A 395, über das Dreieck Vienenburg nach Ilsenburg. Mit der Bahn per ICE bis Braunschweig und weiter mit dem Regio bis Ilsenburg.
Hoteltipp: Landhaus „Zu den Rothen Forellen“, Herbstangebot: Vier Übernachtungen inkl. drei Drei-Gang-Menüs für 440 Euro pro Person. Marktplatz 2, 38871 Ilsenburg, Tel. 039452/93 93, Fax: 039452/93 99, www.rotheforelle.de
Auskunft: Nationalpark-Information Ilsenburg, Tel. 039452/894 94
Tourist-Info Ilsenburg, Tel. 039452/194 33, www.ilsenburg-tourismus.de
Hier noch ein Tipp zur Einkehr: Waldgasthaus Plessenburg im Ilsetal
weitere Stationen der Harzreise von Heinrich Heine war u.a. Goslar, hier erfahrt ihr mehr über Goslar.
Hier der Baedeker Harz von Miriam Fuchs, der excellenten Kennerin von Ost- und Westharz
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