Nicht nur Kaiser Wilhelm II. fuhr mit einem Sonderzug zu seinen Besuchen und Terminen in Europa. Auch Reichskanzler Otto von Bismarck hatte einen eigenen Salonwagen. Meist wurde dieser an einen Personenzug angehängt. Manchmal auch war er auch als Sonderzug unterwegs. Bismarck fuhr schon mal dem Kaiser Wilhelm I. entgegen, um ihm Bericht zu erstatten. So die Eisenbahnhistoriker.

Bismarcks Salonwagen in Nürnberg

Frau Dr. Ursula Bartelsheim vom DB Museum Nürnberg steuerte für einfachraus  viele Informationen zum Salonwagen bei. Demnach ist der Salonwagen ein Geschenk des Vereins Deutscher Eisenbahn-Verwaltungen an Otto von Bismarck. Die Schenkung war eine Anerkennung für die Verdienste Bismarcks um die Reichsgründung 1871. Sicherlich wollten die in dem Verein zusammengeschlossenen Privatbahnen aber auch ihre Interessen in der beginnenden Diskussion um die Verstaatlichung der Eisenbahnen gewahrt sehen.Bismarcks Salonwagen steht neben dem königlichen Salonwagen

Bevor der Verein den Bau des Wagens in Auftrag gab, entsandte man eine Delegation zu Bismarck. Sie sollte sicherstellen, dass er die Schenkung auch annehmen würde. Ob Bismarck dabei Wünsche zur Ausstattung des Wagens äußerte, ist nicht bekannt.

 Erfreut über Komfort

Bei der feierlichen Übergabe am 14. Januar 1872 zeigte er sich „sehr erfreut über den Komfort und die mannigfachen Bequemlichkeiten“. Der Bismarckwagen besitzt vier Abteile: ein Abteil für die Dienerschaft, ein Arbeits- und Schlafkabinett, ein Toiletten- und Waschkabinett und den Salon. Zu den Besonderheiten des Wagens zählen das aus Mahagoni-Holz gefertigte Mobiliar und praktische Vorrichtungen wie ein Kühlfach und ein beheizbarer Tisch zum Anrichten von Speisen. Von außen war der Wagen kaum von einem normalen Reisezugwagen zu unterscheiden.

Salonwagen Otto von Bismarck Foto: DB Museum Nürnberg

Salonwagen Otto von Bismarck Foto: DB Museum Nürnberg

Dienerschaftsabteil

Im Fußboden des Dienerschaftsabteil ist ein Fach eingelassen, in dem ein Eisbehälter zum Kühlen von Wein und anderen Getränken verstaut werden konnte. Das Fach ist unter einer Klappe im Fußboden versteckt.

Aufschrift „Station Friedrichsruh“

Die Aufschrift an den Wagenenden bezeichnet den Heimatbahnhof des Salonwagens. Kaiser Wilhelm I. hatte Bismarck 1871 das Jagdschloss Friedrichsruh im Sachsenwald bei Hamburg geschenkt. Das Schloss lag unmittelbar an der Bahnlinie Berlin-Hamburg. Auf Grund dieser hervorragenden Verkehrsanbindung hielt sich Bismarck nach 1871 sehr häufig dort auf.

Salonwagen Otto von Bismarck Foto: DB Museum Nürnberg

Salonwagen Otto von Bismarck Foto: DB Museum Nürnberg

Bismarcks Fahrten mit dem Salonwagen

Bismarck hat seinen Salonwagen regelmäßig benutzt. Er fuhr mit ihm häufig auf nach Friedrichsruh, von wo aus er über Monate die Regierungsgeschäfte verrichtete. Des Weiteren nutzte er den Wagen bei Fahrten auf sein Landgut Varzin und zu Erholungsreisen nach Bad Kissingen und Bad Gastein. In der Regel wurde der Wagen dabei an einen regulären Schnellzug angehängt, der wenn nötig einen außerplanmäßigen Halt einlegte. Die wohl berühmteste Fahrt mit seinem Salonwagen machte Bismarck 1890. Nach seiner Entlassung als Reichskanzler fuhr er am 29. März 1890 von Berlin nach Friedrichsruh. Am Lehrter Bahnhof wurde er von einer großen Menschenmenge verabschiedet – er selber nannte das Ereignis später spöttisch „ein Leichenbegängnis erster Klasse“.

DB Museum Nürnberg

Lessingstr. 6
90443 Nürnberg

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Bismarck war oft in Bad Kissingen