Heute zieht es uns nach Schokland, dem ersten Kulturdenkmal der Niederlande, das 1995 Eingang in die Liste der UNESCO-Weltkulturerbestätten fand. Wer den Beziehungen der Niederländer zum Wasser und vor allem ihrem Kampf gegen das Wasser näher kennenlernen will, für den ist ein Besuch des UNESCO Weltkulturerbes Schokland mit seiner einzigartigen Natur- und Kulturgeschichte ein Muss. Dieser Ort zwischen Land und Wasser mitten im Nordostpolder birgt Spuren menschlicher Siedlungen, die bis zu 10 000 Jahre zurückliegen.
Das Museum Schokland
befindet sich auf einem altem Siedlungshügel des UNESCO Weltkulturerbes Schokland. Der Ort war früher eine Insel in der Zuidersee – einer Meeresbucht der Nordsee. Ständig war die Insel durch die Naturgewalt Wasser bedroht. Im Laufe der Zeit wurde die Insel immer kleiner. Die Fischerei, von der die Inselbewohner lebten, reichte bald nicht mehr aus. Dazu die ständigen Hochwasser, Mitte des 19. Jahrhunderts war die Armut auf der Insel so groß, dass die niederländische Regierung 1859 die Räumung der ärmsten Gemeinde der Niederlande anordnete.
Alle 635 Bewohner verließen die Insel mit einer finanziellen Unterstützung der Regierung. Ihre Häuser wurden in umliegende Dörfer auf dem Festland an der Küster der Zuidersee versetzt. Die so entstandenen neuen Viertel erinnern mit ihrem Namen noch heute an den ursprünglichen Herkunftsort ihrer Bewohner: Schokkerviertel.
Die Waterstaatskerk von 1834
Ihre Vorgängerkirche von 1717 war bei der Sturmflut von 1825 stark beschädigt worden und musste abgerissen werden. 1834 wurde die heutige Kirche fertiggestellt. Die Kosten für den Bau hatte das niederländische Ministerium für Wasserwirtschaft („Waterstaat“) übernommen, daran erinnert der Name der Kirche.
Die große gusseiserne Hochwasserkanone gehörte ursprünglich der Wasserbehörde Vollenhove. Mit solchen Kanonen hatte man früher bei einem drohenden Deichdurchbruch Warnschüsse abgegeben. 1948 wurde die Kanone dem damals gegründeten Museum Schokland geschenkt.
1942 wird der Nordostpolder trocken gelegt. Nun ist die ursprüngliche Insel Festland: eine Insel auf dem Trockenen. Nur wenig ist von der letzten Besiedelung der Insel übrig geblieben, doch diverse Funde von den einstigen früheren Bewohnern der Insel aus der Frühgeschichte und dem Mittelalter dafür umso mehr. Von Jägern und Sammlern, dann Bauern und Inselbewohnern, heute Polderbewohnern. Im Boden fand man Töpferwerk und Geräte aus urgeschichtlicher Zeit, auch komplette Gräber und Überreste von Häusern, Wohnhügeln, Kirchen und Deichsystemen.
Die ständige Ausstellung im Museum Schokland vermittel einen eindrucksvollen Überblick über die abwechslungsreichen Geschichte von Schokland. Uns gab sie auch wichtige Hinweise für eine interessante Entdeckungstour über die „verlandete“ Insel. Im Museumsshop bekommt man eine Übersicht der Wander- und Radtouren. Das Tourismusbüro auf Schokland bietet spezielle Arrangements an. Unser Kurzaufenthalt beschränkte sich vor allem auf das Museum. Von dort ging es mit dem Auto in den Süden der Insel zur Kirche von Ens, deren Grundriss heute noch zu erkennen ist. Von dort fuhren wir über das Besucherzentrum De Gesteentetuin Het Flevo-landschap zum vormaligen Hafen und der Wohnung des Leuchtturmwächters.
Die Wanderroute um die Insel beträgt etwa 11 Kilometer, für die Fahrradroute sind es 10 Kilometer. Das Restaurant im Museumsgelände bietet mit seiner Außenterrasse nicht nur einen idealen Blick über die Insel, das Imbissangebot überzeugt – für Leib und Seele ist gut gesorgt.
Kontakt
Museum Schokland
Middelbuurt 3, 8319 AB Schokland
www.museumscholkland.nl
Öffnungszeiten
April bis Oktober: Dienstag bis Sonntag 11 – 17 Uhr, Juli und August täglich von 10 – 17 Uhr,
November bis März: Freitag bis Sonntag 11 – 17 Uhr (geschlossen 1.1. und 25.12.)
Het Flevo-landschap
Besucherzentrum De Gesteentetuin
Keileemweg 1, 8319 AC Schokland
www.flevo-landschap.nl
Öffnungszeiten
März bis Oktober: Samstag und Sonntag von 12 – 17 Uhr
November bis Februar: Samstag und Sonntag von 12 – 16 Uhr
während aller Schulferien sowie im Juli und August täglich von 12 – 17 Uhr
Fotos: Weirauch
Wo es in den Niederlanden überall UNESCO-Welterbestätten gibt, erfahrt ihr hier.
Die niederländischen Welterbestätten
Die niederländischen UNESCO-Welterbestätten reichen von einzigartigen Naturschutzgebieten bis hin zu einmaligen Bauwerken und bemerkenswerter Architektur. Die vollständige Liste umfasst den Niedergermanischen Limes, die niederländische Wasserschutzlinie, die Kolonien der Barmherzigkeit in Drenthe und Friesland, die Van-Nelle-Fabrik in Rotterdam, das Wattenmeer, das Rietveld-Schröder-Haus in Utrecht, den Beemster-Polder, das Dampfpumpwerk Woudagemaal bei Lemmer in Friesland, das Naturschutzgebiet Schokland und den Noordoostpolder in der Provinz Flevoland, die Grachten von Amsterdam sowie die Windmühlen von Kinderdijk-Elshout. Zum Königreich der Niederlande gehört eine weitere UNESCO-Stätte, nämlich das historische Zentrum von Willemstad auf Curaçao, bei dem es sich um ein autonomes Land innerhalb des Königreiches handelt.
Hier zeigen wir euch ein weiteres UNESCO-Weltkulturerbe in Friesland
Hinterlasse einen Kommentar