Die Zahlen hören sich gewaltig an. 500 Tonnen Spundwandstahl und 300.000 Tonnen Wasserbausteine wurden für den Ausbau des am Nordrand von Potsdam entlang führenden Sacrow-Paretzer Kanales verbaut. Allein der Transport der Steine entspricht einem Volumen von 300 Güterzügen. Dazu wurden an dem 12 Kilometer langen Kanal zwischen Paretz, Marquardt und Nedlitz 625.000 Kubikmeter Bodenaushub gewonnen und wieder verwertet.
Neue Heimat für den Biber
Auch an eine neue Heimat für die am Sacrow-Paretzer-Kanal lebenden Biber wurde gedacht. Drei Ersatzburgen für Biber und drei Quartiere für Zauneidechsen wurden angelegt und artgerecht „bezogen“. Außerdem wurden baubegleitend umfangreiche Leistungen zur Kampfmittelsuche und -räumung erforderlich, obwohl in dem Gebiet während des Zweiten Weltkrieges weder Bombardierungen noch umfangreichere Kampfhandlungen stattgefunden haben und vor Baubeginn eine Kampfmittelfreigabe erteilt wurde.
Am 7. Dezember 2021 fand an der neu errichteten Wartestelle Paretz (Havelland) die Abnahme und Inbetriebnahme für das letzte große Baulos zum Ausbau des Sacrow-Paretzer Kanals im Zuge des Verkehrswegeprojektes Deutsche Einheit 17 (VDE17) statt. Rolf Dietrich als Leiter des Wasserstraßen-Neubauamtes lobt die Arbeit des Generalauftragnehmers, die Hülskens Wasserbau GmbH & Co. KG aus Wesel. „Mit der Fahrrinnenanpassung an dem 12 Kilometer langen Sacrow-Paretzer Kanal schließen wir eines der wichtigsten Schlüsselbauvorhaben im Zuge des VDE17 ab. Ein dafür vor dem Bundesverwaltungsgericht mit dem BUND e. V. geschlossener Vergleich zu einer bedarfsgerechten und umweltverträglichen Ausbauplanung war auch richtungsweisend für die inzwischen bestandskräftig planfestgestellte Ausbauplanung für das VDE17 in der Stadtstrecke Berlin.“
Der Ausbau des Sacrow-Paretzer Kanales kostete 62 Mio. Euro. Die Finanzierung erfolgte mit 35 Mio. € durch den Bund und mit 27 Mio. € aus Baukostenzuschüssen der Europäischen Union.
Über den Kanal bis nach Stettin
Der Sacrow-Paretzer Kanal ist integraler Bestandteil der internationalen Wasserstraße E70 von Rotterdam bis nach Klaipeda und damit Teil des Transeuropäischen Verkehrsnetzes. Die E70 ist dabei die einzige transeuropäische Wasserstraße zur Hinterlandanbindung eines Ostseehafens (Szczecin-Swinoujscie) an das westeuropäische Binnenwasserstraßennetz.
Hier geht es zum Schiffshebewerk Niederfinow.
Nachdem bereits auch alle Brücken über den Sacrow-Paretzer Kanal durch Neubauten ersetzt und dabei angehoben wurden, sind nun alle Bauarbeiten zur Umsetzung des VDE17 im Stadtgebiet von Potsdam abgeschlossen.
Für die durchgängige Fahrrinnenanpassung der Wasserstraßenverbindung von Hannover bis zum City-GVZ im Berliner Westhafen im Zuge des VDE17 sind nun nur noch offen:
– die Anpassung der Vorhäfen an der Schleuse Brandenburg
– die Fahrrinnenanpassung für einen 22 km langen Streckenabschnitt zwischen Ketzin/Havel und Brandenburg an der Havel
– die Dammnachsorge und die Fahrrinnenanpassung für einen 10 km langen Streckenabschnitte des Havelkanals zwischen Paretz und dem GVZ Berlin West im Binnenhafen Wustermark
– die Fahrrinnenanpassung für einen insgesamt 10 km langen Streckenabschnitt der Spandauer Havel und der Charlottenburg Spree in Berlin
Für den Streckenabschnitt zwischen Ketzin/Havel und Brandenburg an der Havel erwartet das WNA Berlin den ausstehenden Planfeststellungsbeschluss für das Jahr 2022. Ebenfalls im Jahr 2022 soll das letzte Planfeststellungsverfahren für den Havelkanal beantragt werden. Für den Streckenabschnitt in Berlin liegt bereits Baurecht vor. Nach ersten bauvorbereitenden Maßnahmen erfolgt dort demnächst die Ausschreibung des ersten von vier Baulosen für die Bauausführung.
Wikipedia schreibt zum Kanal u.a.: „Anfang der 1990er Jahre in Auftrag gegebene Untersuchungen über eine Steigerung des Frachtschiffsverkehres haben sich bis jetzt nicht bestätigt. Im Herbst 2008 haben die Stadt Potsdam sowie Umweltverbände vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig Klage gegen die Kanalverbreiterung eingereicht. Diesbezüglich wurde im Januar 2010 ein Vergleich geschlossen, bei dem der Kanal zwar vertieft, die Ufer neu befestigt, die Kanalsohle geglättet, er aber nicht verbreitert wird.“
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