Von Berlin oder Leipzig ist es nicht weit bis nach Stolberg. Ich war jetzt wieder einmal in dieser wunderschönen Fachwerkstadt. Viel zu kurz, aber ich komme wieder. Denn Stolberg ist so ziemlich das Schönste, was der Harz an komplett erhaltenen kleinen Fachwerkstädten zu bieten hat. Der Vorteil: über die Autobahn A 38 kommt man schnell von allen Ecken des Landes dorthin.

Spaziergang durch die Europastadt

Das mittelalterliche Städtchen kann man am besten bei einem Spaziergang erkunden, der natürlich auch hinauf zum Schloss führt.
Von der sogenannten Lutherbuche, auf der gegenüberliegenden Seite, ist der Blick noch atemberaubender. Claudia Hacker, die engagierte Chefin der  Touristinfo am Stolberger Markt weiß eine Menge über den Aufenthalt des Reformators Martin Luther in Stolberg zu erzählen. In Stolberg gibt es gleich drei der über 60 Lutherorte, die sich über das Bundesland Sachsen-Anhalt verteilen.

Hier erlebt ihr eine Rundreise durch das Mansfelder Land.

Blick auf Stolberg von Lutherbuche aus

Die komplett restaurierte Stadt auf 350 Metern Höhe ist romantisch in vier enge Täler eingebettet. Etwas ganz Besonderes ist das aus über 450 Fachwerkhäusern aus sechs Jahrhunderten bestehende geschlossene Stadtbild. Das brachte der Stadt 1993 den Titel „1. Historische Europastadt“ ein.

Blick auf Stolberg von der Lutherbuche aus

Blick auf Stolberg von der Lutherbuche aus

Mutter aller Oranier stammt aus Stolberg

An die vielfältige Geschichte von Stolberg erinnert der Name Thomas-Müntzer-Stadt. An der Deutschen Fachwerkstraße liegt der Geburtsort des Theologen Thomas Müntzer (um 1489-1525) und der Gräfin Juliana (1506-1580), der Ahnfrau des niederländischen Königshauses. Stolberg ist deshalb auch wichtige Station der von Schwerin und Hitzacker, über Oranienburg, Oranienbaum, Bad Arolsen und Nassau bis nach Den Haag in den Niederlanden verlaufenden „Oranierroute“.

Stolberg Harz Oranije, Sachsen-Anhalt

Bildhauer Bernd Göbel schuf das Bronze-Denkmal, das Juliana zu Stolberg als junges Mädchen zeigt. Foto: Weirauch

Schloss der Fürsten von Stolberg

Auf einem Bergsporn thront über der Stadt das Schloss Stolberg. Es war von 1210 bis 1945 Residenz der Grafen beziehungsweise später der Fürsten von Stolberg. Nach Jahren des Verfalls erwarb die Deutsche Stiftung Denkmalschutz in Bonn das Schloss und restauriert es umfangreich. Teile sind als Museum für Besucher geöffnet und vermitteln eindrucksvolle Geschichte in den restaurierten Räumen. Das klassizistische Interieur des Großen Empfangssaales ist nach Plänen von Preußens Baumeister Karl Friedrich Schinkel, von dem viele Bauten in Berlin und Potsdam stammen, gestaltet.

Blick auf Schloss Stolberg

Blick auf Schloss Stolberg Foto: Weirauch

Das Unternehmen betreibt bereits zwei renommierte Häuser in dem Harzstädtchen,  das vielfach preisgekrönte Naturresort Schindelbruch und das Freiwerk. Darüber dann hier ein ausführlicher Bericht.

Auf der "Straße der Lieder" vom Schindelbruch zur Josephshöhe

Blick auf das „Freiwerk“ Foto: Weirauch

 Rathaus ohne Treppenhaus

Sehenswert ist auch das Rathaus aus dem Jahre 1452. Es ist ein einzigartiges Baukuriosum, denn es hat kein Treppenhaus. Den Zugang zu den oberen Stockwerken erreicht man nur über eine äußere Treppe, die gleichzeitig zur benachbarten Kirche St. Martini führt. Am 21. April 1525 predigte in dieser Kirche Martin Luther gegen die aufständischen Bauern und Handwerker der Region. Am 21. April 2016  wird  in Stolberg die Lutherroute Sachsen-Anhalts komplettiert.

Rathaus von Stolberg

Rathaus von Stolberg

Denkmal für Thomas Müntzer

An der Restaurierung der dreischiffigen Basilika aus dem 15. Jahrhundert beteiligt sich, wie auch beim Schloss, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz. Direkt vor dem Rathaus wurde in Erinnerung an den 1989 gefeierten 500. Geburtstag Thomas Müntzers ein Denkmal für den Theologen errichtet.

Stolberg Harz Sachsen-Anhalt

Blick auf das Rathaus von Stolberg, davor das Denkmal für Thomas Müntzer Foto: Weirauch

Hier geht es zum Bauernkriegjubiläum 2025.

Eigenen Silbertaler prägen

Ebenso sehenswert ist das in einem großen Renaissancefachwerkhaus in der Nähe des Seigerturmes untergebrachte Museum „Alte Münze“. Es beherbergt eine europaweit einmalige, komplett erhaltene historische Münzwerkstatt. Wer will, kann sich dort auf einer großen Spindelpresse einen Silbertaler prägen lassen.

Tilemann PLathner Stempel

Luther: Stadt sieht wie ein Vogel aus

Den besten Blick auf die Stadt hat man aber von der Lutherbuche aus. Von hier aus soll der Reformator über die Schönheit des Harzes philosophiert haben. Martin Luther predigte in Stolberg am 21. April 1525 in der St.-Martini-Kirche gegen die Aufständischen. Jedoch ohne Erfolg: Aufständische Bauern und Handwerker drangen am 2. Mai 1525 ins Schloss ein und zwangen Graf Botho zu Stolberg zur Annahme ihrer Forderungen. An einem Berghang über der Stadt steht die so genannte Lutherbuche, die an den Reformator erinnert. Am Freitag nach Ostern 1525 sollen, der Überlieferung zufolge, Luther und sein Freund Wilhelm Reifenstein einen Spaziergang in die Stolberg umgebenden Berge gemacht haben. Die Buche markiert den Punkt, an dem die beiden auf die Stadt blickten.

Blick auf Stolberg

Dabei soll Luther das Stadtbild mit einem Vogel verglichen haben, wonach das Schloss Stolberg der Kopf, der Marktplatz der Rumpf und die drei zum Markt führenden Gassen die Flügel und der Schwanz seien. Aber auch kulinarisch ist Stolberg eine Entdeckerreise wert. Originell sind beispielsweise die „Stolberger Lerchen“ (dünne, angeräucherte Bratwürste im Ziegendarm, mit Kartoffeln und Grünkohl oder mit Salat) – das Gericht bekommt man nur im Gasthaus Kupferin Marktnähe. In der Fleischerei am Seigerturm heißen diese Dauerbratwürste „Stolberger Peitschen“. Auch die sogenannten FRIWI-Kekse gibt es nur in Stolberg, die Gebäckmischungen aus der 25 Mitarbeiter zählenden Traditionskonditorei (von 1891) genießen über die Region hinaus Kultcharakter.

Spitzengastronomie im Hotel Schindelbruch

Sieben Kilometer von Stolberg entfernt befindet sich mit dem Naturresort Schindelbruch das erste klimaneutrale Hotel Mitteldeutschlands. Das Wellnesshotel wird vom renommierten „Relax Guide“ als eines der besten in Sachsen-Anhalt bezeichnet.

Das Restaurant Silberstreif, Foto: Schindelbruch

Das Restaurant Silberstreif, Foto: Schindelbruch

die besten Wellnesshotels findet ihr hierauf dem relax guide

Ein Hideaway von Rang

Vom Schindelbruch aus kann man über die sogenannte „Straße der Lieder“ auf gut ausgeschilderten Wanderwegen hinauf auf den 580 Meter hohen Großen Auerberg wandern. Liederpapst Gotthilf Fischer weihte einst diesen originellen Wanderweg mit seinen Chören ein. An jeder Wegegabelung stehen Tafeln mit deutschen Volksliedern, oft bleiben Wanderer stehen, um aus vollem Hals zu singen.

Blick in den Pool im Resort Schindelbruch im Harz, Foto: Schindelbruch

Blick in den Pool im Resort Schindelbruch im Harz, Foto: Schindelbruch

Josephskreuz: größtes eisernes Doppelkreuz der Welt

Das Josephskreuz gilt als das größte eiserne Doppelkreuz der Welt. Es ist 38 Meter hoch und 123 Tonnen schwer. Von dem einst nach Entwürfen von Schinkel gebauten Aussichtsturm hat man einen unbeschreiblichen Blick über die Harzberge, zum Kyffhäuser in Thüringen und bis hinüber zum ca. 50 Kilometer entfernten Brocken.

Harz.Stolberg Schindelbruch Josephskreuz

Der 1896 eingeweihte Turm wurde in Form eines aufrecht stehenden vierzählig drehsymmetrischen Lateinischen Kreuzes (Doppelkreuz) aus Stahlfachwerk errichtet. Die 38 Meter hohe Konstruktion wiegt 125 Tonnen und wird von etwa 100.000 Nieten zusammengehalten

Auch für Familienurlaub ist Stolberg geeignet. Neben Aussichtspunkten und originellen Gaststätten gibt es im Freizeitbad Thyragrotte verschiedene Saunen und Wasserattraktionen.

Großer Dom in der Heimkehle, Touriinfo Stolberg

Großer Dom in der Heimkehle, Foto: Stolberg-Tourismus

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Besuchergruppe in der Heimkehle bei Uftrungen im Harz Foto: Weirauch

Einen Abstecher sollte man unbedingt zur Heimkehle bei Uftrungen machen, es ist die größte Gipsschauhöhle Deutschlands. Am Ende des Zweiten Weltkrieges mussten Zwangsarbeiter der Junkerswerke dort Fahrgestellteile für das Kriegsflugzeug Ju-88 produzieren – bei 90 Prozent Luftfeuchtigkeit und konstant acht Grad Celsius. Eine Menschenschinderei.

Mansfeld – Südharz für Entdecker

In 30 Minuten kann man weitere Stätten besichtigen: Wippra mit einer der ältesten Brauereien in Mitteldeutschland, in der Museumsbrauerei brauen die Gebrüder Gehring nach altem Rezept das weit über die Region hinaus bekannte „Kupferbier“.

Durch das idyllische Wippertal führt die „Mansfelder Kupferstraße“ weiter in die Kupferstadt Hettstedt mit dem Mansfeld Museum und dem dort gezeigten Nachbau der 1. deutschen Dampfmaschine.

Röhrigschacht Wettelrode

Wer in die Tiefen des Berges einfahren will, dem bietet das einzigartige Besucherbergwerk „Röhrigschacht“ in Wettelrode (bei Sangerhausen) Gelegenheit. Und die weltweit größte Rosensammlung befindet sich mit dem Europa-Rosarium ebenfalls in Sangerhausen.

Röhrigschachte Welttelrode bei Sangerhausen Foto: Andreas Otto

Röhrigschacht Wettelrode bei Sangerhausen Foto: Andreas Otto

Informationen zu Stolberg im Harz und Buchtipp: Alfred Roth: Stolberg (Harz), Verlag Janos Stekovics, 19.80 Euro

Infos zu Stolberg und Naturresort Schindelbruch
  • Naturresort Schindelbruch
    Schindelbruch 1
    06536 Südharz / OT Stolberg
    www.schindelbruch.de
    info@schindelbruch.de
    Hotel FreiWerk
    Tyrahöhe 24
    06536 Südharz / OT Stolberg
    www.hotelfreiwerk.de
    info@hotel-freiwerk.de

Harz im Internet: harzinfo.de

Mitten im Harz: Das Hotel Schindelbruch in der Nähe von Stolberg/Harz, Foto: Hotel Schindelbruch

Weiter geht unsere Harzreise nach Quedlinburg