Das Mansfelder Land in Sachsen-Anhalt bietet überraschende Entdeckungen. Nicht nur der Reformator Martin Luther hat seine Wurzeln im Mansfelder Land, auch die Dichter Novalis (Friedrich von Hardenberg) und Gottfried August Bürger stammen aus der Region. Das Mansfelder Land hat mit Süßer See, Harzvorland, Luthergedenkstätten in den Orten Eisleben und Mansfeld, Mansfeld-Museum im Humboldt-Schloss von Hettstedt-Burgörner, Schaubergwerk Röhrig-Schacht Wettelrode und Europa-Rosarium Sangerhausen einige überregional bekannte Sehenswürdigkeiten.

Mansfelder Bergwerksbahn

Ausgangspunkt für einen Besuch des Mansfelder Landes ist das Mansfeld-Museum im Humboldt-Schloss in der Kupferstadt Hettstedt.

Mansfeld-Museum in Hettstedt-Burgörner, Foto: D.Weirauch

Mansfeld-Museum in Hettstedt-Burgörner, Foto: D.Weirauch

Dampfmaschine Hettstedt

Nachbau der Hettstedter Dampfmaschine in Hettstedt- Burgörner Foto: Weirauch

Hier erfahrt ihr mehr über die 1. deutsche Dampfmaschine /Feuermaschine auf dem europäischen Kontinent.

Dort, nur einige hundert Meter vom Museum entfernt am Eduard-Schacht, fährt an den Wochenenden die Mansfelder Bergwerksbahn und bringt ihre Gäste mit Dampf- oder Dieselloks bis zum Bahnhof Klostermansfeld/Benndorf. Flink geht es durch die von fast 1000 Abraumhalden des Kupferbergbaus geprägte imposante aber auch leicht hügelige Landschaft des Mansfelder Landes. Einige der imposanten in die Landschaft bis zu 150 Meter hoch ragenden Spitzkegelhalden werden auch gern als „Mansfelder Pyramiden“ bezeichnet. An einigen Wochenenden können einige Halden (zu erfahren über die Homepage des Röhrigschachtes Sangerhausen-Wettelrode) im Rahmen von organisierten Führungen auch bestiegen werden. Der Ausblick auf die Umgebung reicht weit.

Wandern Sangerhausen Harz Sachsen-Anhalt

Die „Hohe Linde“, Abraumhalde des Kupferschieferbergbaus am Rand von Sangerhausen

Wer sich mit der Geschichte der Eisenbahn im Mansfelder Land beschäftigt, kommt an die von Thomas Fischer und Sebastian Werner erarbeite „Eisenbahnchronik Mansfelder Land“ nicht vorbei. „Kaum ein Landstrich in Deutschland kann eine so große Vielfalt an Eisenbahnen aufweisen, wie das südöstlich des Harzes liegende Mansfelder Land“, beginnen die Autoren ihre Chronik. Die reich bebilderte Chronologie berichtet über die Mansfelder Bergwerksbahn, die Halle-Hettstedter Eisenbahn, die Elektrische Kleinbahn im Mansfelder Bergrevier und die „Wipperliese“ Klostermansfeld-Wippra.

Die Autoren sind stolz auf das Mansfelder Land mit seiner über 800-jährigen Bergbaugeschichte. Der Abbau des Kupfererzes und dessen Weiterverarbeitung gaben nicht nur tausenden Menschen einen Arbeitsplatz. Dieser Wirtschaftszweig sorgte auch für viele technische Innovationen. „Es kamen geistige Innovationen aus dem Mansfelder Land, die nachhaltig den Lauf der Welt veränderten!“

Fischer und Werner erinnern an Hans Luder – Vater des Reformators Martin Luther (1483-1546) – einen der ersten dynamischen und erfolgreichen Unternehmer des Mansfelder Landes. Er sorgte dafür, dass die Hüttenfeuer rund um die Uhr betrieben wurden, was zu einer Spezialisierung im Bergbau führte. Zunehmende Transporte zwischen Schächten und Hütten waren die Folge, die Eisenbahn machte es wirtschaftlich.

Mansfelder Bergwerksbahn e.V./ Fotograf: Markus Endt

Mansfelder Bergwerksbahn e.V./ Fotograf: Markus Endt

Hier geht es zur Mansfelder Bergwerksbahn, der ältesten Schmalspurbahn in Deutschland.

Kaum einer weiß, dass die erste von Deutschen jemals selbst gebaute Dampfmaschine Watt’scher Bauart im Mansfelder Land ihren Betrieb aufnahm. Am 23. August 1785 nahm sie auf dem König-Friedrich-Schaft im preußischen Hettstedt ihren Betrieb auf und löste zwei bis dahin genutzte Pferdegöpel ab. Nun konnte das Wasser in großen Tiefen mit Dampf aus den Kupferschächten transportiert werden. „Welch eine technische Revolution!“ – so Fischer und Werner. Für viele Eisenbahnfreunde ist z. B. das Viadukt in Mansfeld oder die Blankenheimer Rampe noch heute ein Begriff. Funktionierende Konstruktionen wie Waggonkippen, die Entladungsprozesse wirtschaftlicher gestalteten, gab es im heutigen Klostermansfelder Bahnhof sowie auf dem Gelände der August-Bebel-Hütte in Helbra. Und die Mansfelder sind stolz auf ihre 1880 in Betrieb genommene schmalspurige Mansfelder Bergwerksbahn. Sie ist die heute älteste Schmalspurbahn Deutschlands und dient nahezu ausschließlich touristischen Zwecken. „Die Werksbahn war die Lebensader des Kupferbergbaus und der gesamten damit verbundenen Industrie im Mansfelder Land.“

Auf mehr als 200 Seiten mit 450 Abbildungen wird ein detaillierter, umfassender Überblick über das Eisenbahnwesen im Mansfelder Land gegeben, der zugleich die einstige wirtschaftliche und verkehrstechnische Bedeutung dieser Region widerspiegelt.

Thomas Fischer, Sebastian Werner: Eisenbahnchronik Mansfelder Land, EK-Verlag Freiburg 2023. ISBN 979-3-8446-6432-4. www.eisenbahn-kurier.de

Mansfelder Bergwerksbahn

Lok der Mansfelder Bergwerksbahn Foto: Weirauch

Die von einem Verein betriebene Mansfelder Bergwerksbahn verband einst alle größeren Schächte und Hütten des Mansfelder Landes untereinander. Auf der ältesten deutschen Schmalspurbahn kann man sich übrigens zum Ehrenlokführer ausbilden lassen.

Informationen dazu gibt es hier.

Wiederentstandenes Kloster Helfta

Unbedingt hinfahren: Am Rand von Lutherstadt Eisleben befindet sich Kloster Helfta, ein Zisterzienserinnen-Kloster mit langer Geschichte und ein Beispiel für bürgerschaftliches Engagement. Es ist heute ein selbständiges Priorat des Zisterzienserordens. Im 13. Jahrhundert war das Kloster Helfta unter der Äbtissin Gertrud von Hackeborn (1232–1292) das Zentrum der deutschen Frauenmystik und galt durch die Mystikerinnen und Theologinnen Mechthild von Magdeburg (um 1207–1284/92), Gertrud von Helfta (1256–1301/02) und Mechthild von Hackeborn (1241–1298/9), als Perle und Krone der deutschen Frauenklöster.

Kloster.Helfta.Romanik.Sachsen-Anhalt

Schwester Gracia von den Zisterzienserrinnen des Klosters Helfta Foto: Weirauch

Schwester Gracia von den Zisterzienserrinnen des Klosters Helfta Foto: Weirauch

Nach der Reformation wurde das Kloster 1542 säkularisiert, später als preußische Domäne und in der Zeit der DDR als volkseigenes Gut für Lagerzwecke genutzt und verfiel. Seine 1988 geplante Sprengung wurde durch Eingaben des Kunstlehrers Joachim Herrmann verhindert. Nach der Wende 1991 sorgte ein Verein für die Revitalisierung und schließlich die bis zur Wiedereröffnung im Jahr 1999. Heute ist das Kloster auch ein Bildungszentrum und eine Station an der Straße der Romanik.

Novalis in Oberwiederstedt 

Ein Mansfelder Kind ist auch Friedrich von Hardenberg, der sich Novalis nannte und einer der bekanntesten Dichter der Romantik ist. Drei Kilometer hinter Hettstedt (Richtung Sandersleben) befindet sich das einstige Rittergut der Familie von Hardenberg. Heute ist es Sitz der Forschungsstätte für Frühromantik und des Novalis-Museums. In dem Renaissanceschloss kam Novalis 1772 zur Welt.

Novalisschloss in Wiederstedt Hettstedt Sachsen-Anhalt

Novalisschloss in Wiederstedt Foto: Weirauch

Um ein Haar wäre das im Wippertal gelegene Geburtshaus der Abrissbirne zum Opfer gefallen. Mitte der 1980er Jahre strich die DDR es von der Liste der zu erhaltenden Baudenkmäler. Eine von dem Wiederstedter Gerald Wahrlich (✝︎ 2021) gegründete „Interessengemeinschaft Novalis“ wehrte sich dagegen und stoppte den bereits begonnenen Abriss. Mit Spendenmitteln wurde nach 1990 die bereits zerstörte Hälfte des einstigen Gutshauses wieder errichtet.

Neben dem Fürst Pückler-Park in Branitz bei Cottbus und den Franckeschen Stiftungen in Halle/Saale fand das Novalis-Museum in das Blaubuch der kulturellen Gedächtnisorte in Deutschland Eingang.

Sandersleben im Wippertal

Weiter geht es von Wiederstedt aus, an einer Zufahrt zum einstigen Kalksteinbruch (ein Abstecher lohnt dorthin) nachSandersleben- Eine der ältesten Städte im Mansfelder Land und in Sachsen-Anhalt ist Sandersleben. Zu Zeiten, als Martin Luther in Mansfeld lebte, erlangte Sandersleben durch den Bergbau und als Kreuzungspunkt mehrerer Handelsstraßen zu Reichtum und Ansehen.

Rathaus in Sandersleben/Anhalt Harz

Rathaus in Sandersleben/Anhalt

An die Glanzzeiten erinnern heute unter anderem das prächtige Rathaus und die St. Marienkirche. Die gotische Kirche konnte nach Verfall zu DDR-Zeiten ab 1990 auf Initiative des Pfarrers Mathias Kipp und Gemeindemitgliedern mittlerweile saniert werden. Im neben dem Rathaus befindlichen einstigen Gerichtsgefängnis informiert ein kleines  Heimatmuseum über tätigen Bürgersinn in dem einst zum Fürstentum Anhalt gehörenden Städtchen. Auch der Kleinstadt im Wippertal entstammende Personen werden dort vorgestellt. Beispielsweise Georg Heinrich von Berenhorst, wichtiger Berater Friedrich des Großen im Siebenjährigen Krieg (1756-1763). Berenhorst war ein unehelicher Sohn des Fürsten Leopold von Anhalt-Dessau, bekannt auch als „Alter Dessauer“.

Leider warten das Schloss von Sandersleben und der Stadtpark auf bessere Zeiten. Im Ort ist der demografische Wandel – wie im gesamten Mansfelder Land – noch deutlich zu spüren.

Schlacht am Welfesholz

Drei Kilometer hinter Sandersleben (vorbei an der einstigen Ludwigshütte), auf der sogenannten Eislebener Platte, tobte 1115 eine der bedeutendsten Schlachten des Mittelalters: die Schlacht am Welfesholz. Ein Gedenkstein, zu finden mit der Ausschilderung „Zum löchrigen Stein“, erinnert daran. Zu den Toten zählte auch Graf Hoyer von Mansfeld. 2015 erinnerte ein von Baron Edgar von Stromberg, der nach 1990 die Besitzungen seiner Familie im kleinen Ort Welfesholz zurück erwarb, gegründeter Verein an die Schlacht und stellte einen neuen Gedenkstein auf. Welfesholz liegt 4 Kilometer östlich von Hettstedt und 14 Kilometer nördlich von Eisleben an der Kreuzung der L72 und der L158.

Hoyerstein Welfesholz Mansfeld Harz

alter Hoyerstein Welfesholz Foto: Weirauch

 

Schlüsselstollen zur Entwässerung

Von Welfesholz ist es nicht weit bis zum Mundloch des Schlüsselstollens. Dieser um 1870 zur Entwässerung der Schächte im Kupferbergbau des Mansfelder Landes angelegte Stollen ist mit 32,3 Kilometern einer der längsten seiner Art in Europa. Der Stollen führt in einer Tiefe von 185 Metern noch heute das aus den seit den 60er Jahren stillgelegten Schächten des Kupferbergbaues abfließende Wasser in die Schlenze, einen Nebenfluss der Saale, ab. Das Mundloch des Stollens kann in der Nähe des Ortes Friedeburg von außen besichtigt werden, es ist Teil der Bergbaulandschaft Mansfelder Land. Eine Befahrung für Touristen ist nicht möglich. Weitere Informationen dazu auf Harzlife.

 

Ich empfehle einen Besuch des Besucherbergwerkes Röhrigschacht in Wettelrode. Dort gibt es Kanutouren untertage.

Röhrigschacht Wettelrode Bergwerk

Foto: Bergwerksmuseum Röhrigschacht

Doch zuvor besuchen wir in Friedeburgerhütte

Kornflaschen Friedeburgerhütte

Kornflaschen Friedeburgerhütte

die seltenen Kornflaschen. Was es damit auf sich hat, erklärt Wikipedia: “ Die Kornflaschen sind Speicher in der Ortschaft Friedeburgerhütte der Stadt Gerbstedt im Landkreis Mansfeld-Südharz in Sachsen-Anhalt. Die Kornflaschen befinden sich an der Schlenzetaler Straße (Landesstraße 154 / 158) am westlichen Ortseingang. Der hier anstehende Lößlehm eignete sich gut für den Einbau der Silos. Die Verfugung ermöglichte eine wasserdichte Lagerung, zudem ist die Schlacke selbst wasserabweisend. Die Deckel waren unterirdisch in einem Meter Tiefe, so dass eine konstante Temperatur herrschte. Dadurch blieb das Getreide über Jahre hinweg nutzbar, zumal auch Ungeziefer ferngehalten werden konnte. In den Jahren 1825 bis 1841 entstanden in Friedeburgerhütte zehn unterirdische Silos, die 4,5 bis 9,5 Meter hoch waren. Errichtet wurden sie von dem Kupferbergwerk für jene Familien, die dort auch beschäftigt waren. Untergebracht wurde in den Kornflaschen Getreide, das sie als Deputatlohn erhalten hatten. Eine Informationstafelweist die Kornflaschen als Geopunkt 7 der Landmarke 19 des Geo-Naturparks Harz aus.

Highlight – Besucherbergwerk Röhrigschacht Wettelrode

Röhrigschachte Welttelrode bei Sangerhausen Foto: Andreas Otto

Röhrigschacht Welttelrode bei Sangerhausen Foto: Andreas Otto

Wer einmal Bergmann sein will, der kann dies im Schaubergwerk und Bergbaumuseum „Röhrigschacht“ in Wettelrode bei Sangerhausen erleben. Der Schacht mit einer Tiefe von fast 300 Metern gehört zur historischen Bergbaulandschaft des südöstlichen Harzvorlandes und ist rund 20 Kilometer von der Stadt Mansfeld entfernt. Schon von weitem sieht man das aus dem Jahr 1888 stammende stählerne Schachtfördergerüst, eines der ältesten Europas. Im 1991 eröffneten Schaubergwerk können Besucher im Rahmen von Führungen mit dem Förderkorb bis zur Sohle von 283 Metern hinab und dann weiter mit einer kleinen Grubenbahn zu einem etwa einen Kilometer entfernten Kupferschieferflöz in einem Abbaufeld des 19. Jahrhunderts fahren. Dort wird anhand von Schauobjekten der einstige körperlich sehr anstrengende Abbau von Kupfer im Mansfelder Land von den Anfängen bis zur Neuzeit vorgeführt und erläutert. Ein einmaliges Erlebnis für Jung und Alt. Schaut einfach auf die Facebookseite des Röhrigschachtes.

Zwischen der Nordharzautobahn A36 und der Südharzautobahn A38 gelegen, sind die Lutherstädte Eisleben und Mansfeld unmittelbar an die Ballungszentren Leipzig-Halle, Göttingen und Magdeburg sowie die Tourismusregion Harz angeschlossen.

Von Sangerhausen aus rund 15 Kilometer entfernt, besuchten wir den kleinen Ort Questenberg.

Bekannt ist das Dorf für das jährlich am Pfingstwochenende auf dem westlich des Dorfes gelegenen Questenberg gefeierte Questenfest. Dabei wird am Pfingstmontag zum Sonnenaufgang der Kranz der Queste aus Birken- und Buchengrün mit zwei so genannten Quasten von einem mehrere Meter hohen Eichenstamm abgenommen und zur Nachmittagszeit mit frischem Grün beschmückt wieder heraufgezogen. Vermutet werden dahinter Überbleibsel eines Festes des heidnischen Festes zur Sommersonnenwende.

hoch über Questenberg thront die Queste Foto: Weirauch

hoch über Questenberg thront die Queste Foto: Weirauch

Blick von der Queste auf Questenberg Foto: Weirauch

Blick von der Queste auf Questenberg Foto: Weirauch

Unbedingt anschauen

„Sonnenschloss Walbeck“, einst machte Kaiser Otto I. dort Station, denn Walbeck war eine Kaiserpfalz. 

Walbeck.Romanik Sachsen-Anhalt

Blick auf Schloss Walbeck am Rand von Hettstedt in Sachsen-Anhalt Foto: Weirauch

Teil der Otto-Ausstellung im "Sonnenschloss" Walbeck bei Hettstedt im Mansfelder Land

Einige Infos über das Mansfelder Land

Novalis-Museum Schloss Oberwiederstedt
OT Wiederstedt, 06333 Arnstein

www.novalis-museum.de

Schaubergwerk & Bergbaumuseum „Röhrigschacht“
OT Wettelrode, Lehde, 06526 Sangerhausen

www.roehrig-schacht.de

Kennt ihr das Brummtal bei Quenstedt, nahe des Ringheiligtums Schalkenburg ? Hier erfahrt ihr mehr darüber.