Die Großgarage Süd in Halle, errichtet 1928 von Bauingenieur und Bauunternehmer Walter Tutenberg, zählt zu den ältesten Parkhäusern Deutschlands. Es ist ein herausragendes Beispiel des Neuen Bauens, das der Architektur seiner Zeit weit voraus war. Das Gebäude aus Glas, Stahl und Beton zeichnete sich insbesondere durch die effiziente Ausnutzung und Funktionalität aus. Symbolisch stand es für eine neue, mobile Gesellschaft und die damals boomende Automobilindustrie.
Nach amerikanischem Vorbild besaß die Großgarage eine hochmoderne Aufzuganlage für die Verteilung der Wägen und konnte so äußerst platzsparend 150 Stellplätze bieten. Diese waren als verschließbare Boxen auf drei Parkdecks um einen Lichthof mit imposantem Glasdach angeordnet. Neben Parkplätzen bot die Garage zudem eine Vielzahl an Dienstleistungen, wie z. B. eine Reparaturwerkstatt, eine Waschanlage, zwei Tankstellen, diverse Verkaufsräume für Autozubehör, aber auch einen Frisiersalon, Schlaf- und Waschräume sowie einen Lotsendienst.
Besonders auffällig ist die gegensätzliche Fassadengestaltung. Die Fassade zur Liebenauer Straße lässt kaum erahnen, dass sich dahinter ein Parkhaus befindet. In der Materialwahl und Setzung der Fenster nimmt sie die Struktur der angrenzenden dreigeschossigen Wohnbebauung auf und fügt sich so unauffällig in das Straßenbild ein. Ganz anders zeigt sich dagegen die nördliche Hauptfassade, an der sich einst die Zufahrt befand: Mit ihrer großflächigen Verglasung besitzt sie einen industriellen Charakter und setzt sich deutlich von der gründerzeitlich geprägten Südlichen Innenstadt ab.
Aufgrund mangelnder Instandsetzung wurde die Garage mit den Jahren von zunehmendem Verfall gezeichnet. 1992 ließ der TÜV den Aufzug schließen, womit das vorläufige Ende des Betriebs besiegelt war. Zwischen 2007 und 2011 wurde die mittlerweile unter Denkmalschutz stehende Großgarage aufwändig saniert und der Aufzug durch einen Anbau mit Spiralrampe ersetzt. Von den ursprünglich 150 Boxen dienen heute daher nur noch 88 als Parkplätze und sind an Dauermieter vergeben. In einem der freigewordenen Stellplätze informiert seither eine kleine Ausstellung über den verkehrshistorisch wichtigen Bau und seine Entstehungszeit.
Ort der Grand Tour der Moderne
Die Giebichensteinbrücke zählt zu den bemerkenswerten Zeugnissen der historischen Brückenbaukunst. In konstruktiv-technischer und künstlerischer Hinsicht herausstechend, hat sie noch heute eine zentrale Bedeutung im halleschen Straßennetz. Errichtet wurde sie ab 1926. Die 261 Meter lange Stahlbetonmassivkonstruktion besteht aus vier unterschiedlich breiten Segmentbögen. Die Spannweite des Hauptbogens beträgt 60 Meter. Auf der Südseite finden sich zwei Großplastiken nach Modellen des Bildhauers Gerhard Marcks. Die Tierfiguren Kuh und Pferd thematisieren die Gegensätzlichkeit von Stadt und Land. Sie stehen im gewellten Wasser und verschmelzen auf diese Weise harmonisch mit ihrem Sockel. Trotz der Wucht des Betons passt sich die Giebichensteinbrücke durch ihre moderne, am Klassizismus orientierte Form makellos in das Saaletal ein. Sie setzt in der Szenerie ihrer Architektur einen Kontrastpunkt zur historischen Burganlage auf dem Giebichenstein.
Transformatorenstation
Erbaut: 1924, Architekt: Wilhelm Jost
Die Transformatorenstation am Hallmarkt befindet sich unterhalb der Westtürme der Marienkirche im Zentrum der Stadt. Sie gehörte in den 1920er-Jahren als Hauptumspannwerk zum wichtigsten Knotenpunkt des Stromversorgungsnetzes in Halle. Das Gebäude musste Niveauunterschiede überwinden und in Gestalt und Größe an den Hallmarkt angepasst werden, um die Wirkung der Marktkirche nicht zu beeinträchtigen. Stadtbaurat Wilhelm Jost wählte deshalb Muschelkalk und Kalksandstein als Baumaterial. Der zweigeschossige Baukörper präsentiert sich als mehrfach gestufte Terrassenanlage im neoromanischen Stil mit monumentalen Rundbögen. Die benachbarte Freitreppe überbrückt noch heute den Höhenunterschied zwischen Marktplatz und Hallmarkt. Durch seine barocke Gestaltung wertet der Funktionsbau die weiträumige Platzfläche des Hallmarktes repräsentativ auf. Bis heute befindet er sich äußerlich im originalen Zustand.
Hoteltipp:
Dorint-Hotel Charlottenhof Halle
06108 Halle/Saale, Dorotheenstraße 12
Im Internet: www.dorint.com/halle
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