Brandenburger Notizen: Fontane – Krüger – Kienzle

Noch bis zum 30. Juni 2019 ist die Ausstellung Brandenburger Notizen: Fontane – Krüger – Kienzle im Museum und Galerie Falkensee zu sehen. Nicht mehr viel Zeit, um Fontanesche Wanderorte in einer reizvollen fotografischen Ausstellung erleben zu können. Wer es nicht mehr schaffen sollte, sich bis zum Ende der gelungenen schwarz-weiß Fotoausstellung den Fontaneschen Wanderungen auf diesem Wege zu nähern, dem empfehle ich den gleichnamigen Begleitband zur Ausstellung in die Hand zu nehmen.

Klosterruine Lindow, Foto: Weirauch

Dem Autor Lorenz Kienzle ist es in Zusammenarbeit mit Gabriele Radecke (Theodor Fontane-Arbeitsstelle, Universität Göttingen) und Gabriele Helbig (mg Falkensee) und Bert Krüger (mg Falkensee) gelungen, Fontanes Wanderungen visuell erlebbar zu machen. Grundlage dafür ist der umfangreiche Fotonachlass des Falkenseer Fotografen Heinz Krüger (1919–1980), der zwischen 1963 und 1970 auf Fontanes Spuren wandelte.

Brandenburger Notizen: Fontane – Krüger – Kienzle

Diesen Fotonachlass sichtete der Berliner Fotograf Lorenz Kienzle. Und Gabriele Radecke stellte Ergebnisse der digitalen Editionsarbeiten von Fontanes Notizbücher für die Ausstellung und Publikation zur Verfügung. Fontanes Notizen und Krügers Fotografien folgte Kienzle „mit dem Fahrrad und einer Plattenkamera“ durch das heutige Land Brandenburg. Aber auch an Orte, die Krüger nicht aufsuchen konnte: Dąbroszyn (deutsch Tamsel) östlich der Oder sowie das „geheimnisvolle“ Gentzrode im Norden Neuruppins, der nach 1945 bis 1991 der sowjetischen Armee als Militärstandort diente.

Schwäne auf einer Wiese im Havelland Foto: Weirauch

Schwäne auf einer Wiese im Havelland Foto: Weirauch

Museologe Bert Krüger schreibt im Vorwort: „Kienzles Aufnahmen von Landschaften, Seen, Orten, Menschen und immer auch von Tieren sprechen meist für sich. Im Zusammenspiel mit den Fotografien von Heinz Krüger und Theodor Fontanes Notizen und Texten aus den Wanderungen entsteht ein Geflecht von Bezügen, das von der Vergänglichkeit, aber auch der Zeitlosigkeit von Orten erzählt – Orte, die man immer wieder neu entdecken kann.“

Hatte Fontane stets ein Reisekonzept ?

Wanderte Fontane „ganz nach Lust und Laune?“ wie im Abschluss der Wanderungen 1889 zu lesen ist? Oder gab es ein Reisekonzept? Warum suchte Fontane wiederholt Orte auf? In ihrem Nachwort über Theodor Fontanes Notizbücher geht Gabriele Radecke auf viele Fragen ein. Sie macht u.a. auch darauf aufmerksam, dass die Notizbücher „Einblicke in Gegenstände und Sichtweisen, die in den Wanderungen verborgen bleiben“ geben. Mit ihren Notizen, Skizzen, Gliederungen und Niederschriften dokumentieren die Notizbücher schließlich ein Letztes: den lang andauernden, mit vielen Reisen verbundenen aufwendigen Entstehungsprozess der gesamten Wanderungen, von der ersten Idee über die praktischen Vorbereitungen und Unterwegsaufzeichnungen bis hin zu den ausformulierten längeren literarischen Textpassagen. Ein Schatz sind auch die in den Notizbücher enthaltenen 600 Skizzen Fontanes. Kirchen, Herrenhäuser, Grabdenkmäler, Stadtmauern, Gemälde – in Ausschnitten skizziert – sind für die Fontaneforscherin Radecke ein weiterer Beweis seiner strategischen Reiseplanung.

Die Zugbrücke von Altfriesack Foto. Weirauch

Die Zugbrücke von Altfriesack Foto. Weirauch

Allen an dem Ausstellungsprojekt und Begleitband Beteiligten – von der Idee über die grafische Gestaltung, Satz und Produktion – sei auf diesem Wege gedankt. Es überrascht immer wieder auf’s Neue, wie facettenreich Fontanes Wanderungen erlebbar gemacht werden können. Die Zeitlosigkeit der Orte und Landschaften erstaunt mich immer wieder, es wird nie langweilig, wenn man Fontanes Spuren folgt. Anreize dafür geben die Ausstellung und der fulminante Begleitband (160 Seiten und zahlreiche Abbildungen) mehr als genug.

Ziegelringofen Glindow Foto: Weirauch

Ziegelringofen Glindow am Glindower See bei Potsdam, Foto: Weirauch

Lorenz Kienzle, Brandenburger Notizen. Fontane – Krüger – Kienzle. Verlag für Berlin-Brandenburg. Berlin 2019. ISBN 978-3-947215-42-3, 25 Euro.

www.verlagberlinbrandenburg.de

Informationen zur Ausstellung

  • Museum und Galerie Falkensee
    Falkenhagener Straße 77, 14612 Falkensee
  • Ausstellungsdauer: bis 30. Juni 2019
    Öffnungszeiten: Samstag, Sonntag: 14 – 18 Uhr,
  • Dienstag, Mittwoch: 10 – 16 Uhr, Donnerstag: 10 – 18 Uhr

Im Verlag für Berlin Brandenburg erschienen mehrere Bänder zu fontane 200,

u.a.

Fontane in Brandenburg Bilder und Geschichten

sowie

Fontanes Sommerfrischen

und

Von Dorf zu Dorf, von Kirche zu Kirche