Wir nutzen das Angebot von Nicko Cruises und lassen uns kostenlos auf die Nordseeinseln tendern. Nicht wie schon beschrieben im Zodiac – da schauen wir doch lieber nur aus der Ferne zu. Doch auch die Tenderboote bieten einmalige Blicke auf die Inseln. Das Schaukeln auf dem Wasser verhindert zwar ein- ums andere Mal einen tollen Schnappschuss, aber es bietet Spaß, den man im Urlaub auch haben möchte.

Borkum – grenzenlos frei

Wer über Borkum spricht, vergisst nicht, die mit 31 Quadratkilometern größte der sieben ostfriesischen Inseln als den „schönsten Sandhaufen der Welt“ zu charakterisieren. Das möge jeder für sich selbst entscheiden. Aber viel Natur, Wiesen, Felder, Flora und Fauna machen die Insel zu etwas Besonderem. Dazu der 26 Kilometer lange Sandstrand, Feuchtbiotope, kleine Seen, die Seehundsbank mit ihren vielen tierischen Bewohnern, die inseltypische Dünenlandschaft, eine Wattwanderung an frischer Nordseeluft – hier kann man tief durchatmen, die Seele bei einem Spaziergang baumeln lassen, den Alltag für eine Weile vergessen. Wir fühlen uns für einige Augenblicke grenzenlos frei, Erinnerungen werden wach, als wir an unsere Reisen nach Hiddensee dachten, wo wir zu DDR-Zeiten sehnsüchtig auf die Ostsee schauten und uns in die Ferne dachten.

Helgoland – die grün – weiß – rote Nordseeinsel

Und auch der Ausflug auf diese Hochseeinsel beginnt mit einer Tendertour bei bestem Wetter. Den geführten Inselrundgang eröffnet der Guide mit dem wohl bekanntesten Spruch über die Insel: „Grün ist das Land, rot ist die Kant, weiß ist der Sand – das sind die Farben von Helgoland“. Über die Jahrhunderte mit ihren wechselvollen Geschichten sind sie es geblieben. Helgoland ist ein einzigartiger Ort. Wir haben ihn gleich nach der Wende besucht, fanden ihn urig schön, zurückhaltende, freundliche Menschen mit vom Wetter durchfurchten Gesichtern und feinem Humor sind mir in Erinnerung geblieben. Und die farbigen Häuser am Hafen – auch wie Perlen an einer Schnur aufgefädelt.

Helgoland

Vom Schiff aus weithin zu sehen: Die kleine und die Lange Anna

Vieles hat sich seitdem verändert, nur zum Guten? Uns fielen die vielen Pflasterwege auf, die vielen Liegebänken in der Landschaft, die sicher zum Verweilen und Ausruhen nach einem Inselrundgang einladen und das Spazierengehen so angenehm wie möglich machen. Es ist gut zu hören, dass es wieder bezahlbaren Wohnraum für die Inselbewohner gibt und hoffentlich zukünftig auch bald wieder mehr Kinder die Krüss-Schule besuchen werden. Und hier Bekanntschaft mit Timm Taler schließen … Helgoland

Farbenprächtige Insel

Die Farbenpracht der Hortensien, Stockrosen, des Lavendels besticht uns auch bei diesem Inselbesuch. Und auch die Schrebergärten sind ein Hingucker auf dem Weg zur „Langen Anna“ und der beeindruckenden roten Steilküste, 61 Meter über den Meeresspiegel gelegen. Die ein Quadratkilometer kleine/große, sehr charmante Insel lässt sich wirklich am besten zu Fuß erkunden. Von der Unterstadt führen 164 Steinstufen hinauf in die Oberstadt. Wer fußfaul oder -lahm ist, dem sei der Fahrstuhl empfohlen. In wenigen Sekunden ist man dann am Ausgangspunkt der Wanderung zur Felsnadel „Lange Anna“ und zum Lummenfelsen angekommen. Rechter Hand vom Fahrstuhl geht es los zu einem Naturschauspiel, das es so nur auf Helgoland zu bestaunen gibt. Der Lummenfelsen, eine riesige Klippe 70 Meter über dem Meeresspiegel beherbergt Tausende von Vögeln. Bei unserem Besuch waren es vor allem Basstöpel, die Lummen waren schon weitergezogen … Aber auch die Basstöpel boten ein Schauspiel seltener Art. Man möchte stehenbleiben und dem Schauspiel weiter zuschauen. Auf kleinstem Platz schnattern ununterbrochen sehr, sehr viele Vögel. Dem Gekreische nach scheint es manchmal auch Zwist zu geben. Von weitem sieht es aus, als ob die „Lange Anna“ mit einer Schneedecke belegt ist. Die gänsegroßen weißen Vögel, deren Flügelbreite durchaus 1,50 bis 1,80 Meter erreichen kann, scheinen sich auf der „Langen Anna“ wohlzufühlen. Genügend Futter scheinen sie auch zu finden, hoffen wir, dass es auch weiterhin so ist. Und an dieser Stelle wird uns auch sehr bewusst, wie wichtig saubere Meere sind, denn unser Guide erzählt uns, dass viele Vogelnester mit Plastikteilen aus dem Meer gebaut sind, sehr gefährlich und bedrohlich für die schönen weißen „Albatrosse“.

Gut ausgeschilderte Themenwanderwege (zur Geschichte, Natur, kreativen Köpfen, Architektur) mit sehr guten Informationskegeln lassen sicher manch eine Wanderung länger dauern als vorher ausgewiesen. Aber wissbegierige kleine und große Menschen dürfte das gefallen. „Eine Reise ist ein Trunk aus der Quelle des Lebens.“ (Christian Friedrich Hebbel)

Begegnung mit berühmten Persönlichkeiten

Wer weiß schon noch, dass auf dieser Insel der Ruf nach „Einigkeit und Recht und Freiheit“ entstand – der Text zur deutschen Nationalhymne, geschrieben von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben. Seine Büste im Hafen bringt uns auf weitere kreative Menschen, die die Insel als Quell ihres Schaffens nutzten. Für James Krüss „malt“ in seinem Buch „Mein Urgroßvater und ich“ ein eindrucksvolles literarisches Bild von seiner Heimatinsel, mittlerweile in 35 Ländern gelesen.Helgoland

Aber auch Goethe, Heine Kafka, Georg Christoph Lichtenberg, Heinrich von Kleist, Friedrich Hebbel und August Strindberg beschrieben die Insel als „hochgewölbten Himmel, der der Kuppel einer gotischen Kirche gleicht“ und „Meereswellen, die wie eine Wasserorgel rauschen“ (Heine). Aber auch Komponisten waren von der Insel angetan, etwa Anton Bruckner, mit seinem Werk „Helgoland“ für Männerchor und großes Orchester hinterließ er der Insel eine musikalische Erinnerung. Auch Franz Liszt und Hans von Bülow lauschten den Brandungswellen. Themenwanderwege führen auch zu Aussichtspunkten, die Maler zu Stift und Pinsel greifen ließen. Aus jüngster Zeit sei an dieser Stelle Horst Jansen genannt, dessen humorvolle Zeichnungen unvergessen sind. Aber auch Fotografen wie Franz Schensky machten mit den ersten Aquariumaufnahmen die Insel weltbekannt.

Helgoland

Denkmal für Heinrich Hoffmann von Fallersleben

Der Helgoländer „Städtebaulich-historischer Rundgang“, angeboten in der Tourist-Information am Hafen, erscheint uns auch lohnenswert. Von einigen Fachleuten wird die Architektur der Insel nämlich auch als „Blaue Mauritius der jungen bundesrepublikanischen Architektur“ bezeichnet. Das erscheint uns überhöht, aber über Geschmack kann man streiten oder auch nicht. Auf jeden Fall war Helgoland für uns ein stimmungsvoller Besuch mit wunderbaren Überraschungen. Und die Insel schürt wieder unser Fernweh … Doch erstmal geht es mit dem Tenderboot zurück zur World Voyager, wo die nächsten Wellnesserlebnisse mit Sauna- und Poolbesuch zur Entspannung einladen.

In den Bunkern von Helgoland

Helgoland, auf dem Oberland, in einer Wohnsiedlung. Eine Laterne wirft schwaches Licht in die beginnende Dämmerung, hinter einem Geländer führt eine Treppe in den Untergrund. Würde sich hier nicht eine Gruppe Leute für eine geführte Tour treffen, man ginge daran vorbei. Weitere Treppen führen tiefer in den Untergrund der Insel, Leuchtstoffröhren werfen hartes Licht ins Treppenhaus und die Stollen – es ist der Luftschutzbunker der einstigen Inselfestung, 14 Kilometer Gänge gab es gegen Endes des Zweiten Weltkriegs. Im Rahmen einer geführten Tour kann man einen Teil davon besichtigen. An der Wand hängt ein roter Feuerlöscheimer und eine Bekanntmachung des Reichskriegsministers von 1936 verbietet das Fotografieren und Skizzieren.

An manchen Stellen bröckelt der Putz, die Wände sind mitunter fleckig, grau, braun, schwarz, grün bewachsen von Algen – es ist beklemmend und faszinierend zugleich, hat den Charakter eines lost-place. Aber: Verloren wirkt es einerseits, konservierte Geschichte ist es andererseits. Was dem Gast heute neben den Erklärungen und Anschauungen zusätzlich vielleicht ein schauriges Empfinden beschert, war für die Menschen vor 80 Jahren bisweilen blanker Horror: die See-Festung Helgoland war Ziel massiver, alliierter Bombardierungen. Wie oft werden die Menschen auf den langen Holzbänken, sie stehen noch heute im Stollen, gesessen haben und um ihr Leben gebangt haben? Fotos an den Wänden zeigen die Zerstörungen, Plakate aus der Kriegszeit die Propaganda. Geschosse und Stahlhelme sind ausgestellt.

An der Wand hängt ein altertümliches Telefon mit eingehängtem Hörer, „… 0 wählen bis Amtszeichen ertönt“, dazu die Durchwahlnummern von Ärzten, Krankenhaus und Polizei – es ist ein Grubentelefon aus den 1960er Jahren, als die verbliebenen Anlagen für den Kalten Krieg hergerichtet wurden. In die langen Gänge werfen Lampen weißes und bläuliches Licht, in einer Kammer die Latrine (auch aus dem Kalten Krieg), später ein Hinweisschild auf die Luftschutz Hausapotheke in großen roten Lettern. Geheimnisvoll und verborgen: Denn welch einsamer Mann griff einst hier unten im Stollen zu den Buntstiften und malte ein Graffiti an die Wand? Schnell skizziert offenbar, aber recht gelungen ist die Darstellung eines Frauenkopfes mit rotem, gelbem Haar.

Damit auch Tagesgäste (die oft nicht die Zeit für eine Exkursion durch die Anlagen im Fels des Oberlandes mitbringen) eine Möglichkeit haben, sich ohne Führung Bunker-Geschichte zu vermitteln, gibt es im Unterland einen Bunkermuseum. In einem restaurierten Original-Standort, und eindrücklich auch dies.

„Eine Reise ist ein Trunk aus der Quelle des Lebens.“ (Christian Friedrich Hebbel) – So lautete das Tagesmotto auf dem täglichen Programmzettel für den Helgoland-Besuch. Für uns war es sehr passend.

  • Helgoland Tourismus-Service
    Tourist Information
  • Lung Wai 27 (im „atoll“), 27498 Helgoland
    www.helgoland.de

Und World Voyager warte bereits auf uns. doch zuvor wurde wieder getendert.

World Voyager auf Reede vor Helgoland

World Voyager auf Reede vor Helgoland

Tenderboot legt im Hafen auf Helgoland an

Tenderboot legt im Hafen auf Helgoland an

Die nächste Reise ging nach Bremen, hier lest ihr mehr.