Von Kärstin Weirauch
Kołobrzeg/Kolberg hat wunderschöne lange Strände, einen malerischen Leuchtturm, einen Passagier-, Yacht- und Wirtschaftshafen, über die auch mal eine ordentliche Meeresbrise hinwegziehen kann, ein für unsere Ansprüche sehr gutes Hotel und natürlich sehr freundliche Menschen. Gute Gründe für uns, um uns in dieser Stadt an der Ostsee vor Ostern umzusehen. Es ist nicht das erste Mal, dass wir nach Kolberg fahren. Die etwa dreistündige Autofahrt nehmen wir gern in Kauf. Meist fahren wir die letzten Kilometer an der Küste entlang, in der Vor- und Nachsaison ist das kein Problem, im Sommer würden wir die Straße meiden. Aufpassen, die Geschwindigkeit wechselt sehr oft, nicht immer kommt Google mit, so dass man auch mal Bekanntschaft mit der Polizei macht. Aber auch das sind Begegnungen, die nicht frustrieren. Es waren junge Polizisten, die sehr gut Deutsch sprachen und sich fast noch entschuldigten, dass wir sofort 50 Złoty zu zahlen hätten. Das war sozusagen unser diesjähriges überraschende Osterei.
In Kolberg angekommen, ging es sofort in unser Lieblingshotel „Shuum“. Wie immer wurden wir freundlich begrüßt, das sehr saubere und modern eingerichtete Premium-Zimmer mit Blick auf die rund 70 Meter entfernte Ostsee war auch diesmal wieder sehr einladend. Als dann noch am späten Abend die Käuzchen riefen und bei einem Glas Wein das Wellenrauschen einen schönen Musikhintergrund bot, waren wir wieder „angekommen“. Einige Tage Verwöhnurlaub mit einem wunderbaren Frühstücksbuffett, mit morgendlicher Wassergymnastik, Yoga und anderer sportlicher Betätigung sowie kosmetischer Behandlungen warteten auf uns.
Diesmal wollten wir aber auch die Gegend mit dem Fahrrad erkunden. Die Fahrradwege hatten wir schon auf unseren vorherigen Wanderungen kennengelernt, alle sehr gut ausgebaut. Genügend breit, um Fußgänger und Radler ein gutes Auskommen zu garantieren. Ausschilderungen gibt es auch und viele Sehenswürdigkeiten sind mit Infotafeln (meist polnisch und englisch, oft auch deutsch) versehen, so dass man über die Landschaft und ihre Bewohner viel erfahren kann, wenn man sich die Zeit nimmt.
Die Fahrräder liehen wir uns im Hotel aus. Keine Gurken, wie wir es sommers häufiger an der deutschen Ostsee erlebt haben, sondern sehr gepflegt und einladend. Sicherheits-Schloss und Einstellen der Sattelhöhe gab es dazu und so radelten wir nach wenigen Minuten los. Ein erstes Ziel war die Gemeinde Ustronie Morskie (Henkenhagen), rund 12 Kilometer von der Kolberger Kurpromenade entfernt. Auf dem sehr gut ausgebautem Radweg, dem RE 10, bei Sonnenschein und einer kleinen Brise Meeresluft eine erholsame Fahrt, vorbei am Naturschutzgebiet Eko-Park, einigen Aussichtspunkten, die weite Blicke auf die Ostsee oder in die moorige Landschaft mit ihren Bewohnern ermöglichen. Und immer die Ostsee im Blick, da bleibt Zeit zum Entspannen, die Seele baumeln zu lassen und die Sonnenstrahlen hüllen uns in ein Wärmebad.
Die Gemeinde Ustronie Morskie hat sich vom kleinen Fischerdorf zum touristischen Hotspot entwickelt. Noch gibt es viele Baustellen, Baukräne und Rammen für das Fundament neuer Hotelanlagen künden vom scheinbar nie aufhörenden Bauboom, es wird nahe an der Ostseeküste gebaut, die hier steil zum Strand abfällt. Diese Kliffküste hat ihre Reize, ist aber auch durch die Ostsee gefährdet.
Und je mehr Urlauber kommen, um so mehr muss sie geschützt werden. Jede Medaille hat zwei Seiten. Der Bauboom an der Ostsee in Polen, die riesigen Hotels und Ferienanlagen, die schon entstanden sind und noch entstehen, machen uns zum Teil fassungslos.
Auf dem Rückweg suchen wir noch einen aufgelassenen Friedhof im kleinen Dorf Bagicz, gleich neben dem heute als Eventlokation und Sportflugplatz genutzten Flugplatz, auf. Alte Grabsteine, die Inschriften sind kaum noch lesbar. Eine Tafel erinnert an die einstigen deutschen Einwohner, die hier ruhen. … Hier noch die Inschrift von der Tafel bringen.
Am nächsten Tag geht unsere Fahrradtour in die andere Richtung. Wir sind auf der Suche nach den „neuen“ uns bisher unbekannten Marianen, den Lieblingstieren der Kolberger Einwohner und Touristen. Eine tolle Idee, eine Stadt mithilfe der Mariane (Möwen) zu erkunden. Ob als Urlauber, Rettungsschwimmer, Skater, Fahrradfahrer, Astronomieliebhaber, Pirat, Musiker oder Fußballer mehr als 20 Mariane bilden einen Marianen-Weg, führen Neugierige an die verschiedensten Orte in Kolberg. Die meisten stehen an dem 3,5 Kilometer langen Panoramaweg. Es sind kleine fotografische Blickpunkte, vor denen man sich gern fotografieren lässt. Eine schöne Urlaubserinnerung.
Wir finden diesmal Marian Ratownik (Rettungsschwimmer) am Strandaufgang Nr. 23, an einem Aussichtspunkt, von dem man hinunter zum weißen Strand kommt oder hinauf zum Marian, der hier die im Sommer Badenden beaufsichtigt. Und alle, die hier vorbeigehen, berühren ihn. Ein Glücksbringer …
Unweit von ihm kommen wir an einem weiteren Platz vorbei, der ursprünglich ein kommunaler Friedhof war. Heutige Kolberger Einwohner und der Heimatkreis ehemaliger kolberger haben eine Mauer aus alten Grabsteinen errichtet als Denk- und Mahnmal an eine Geschichte, die viel Leid über die Menschen gebracht hat.

Marian – der Rettungsschwimmer
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