Erinnerungen an den Literaten zwischen Ostsee und Riesengebirge. Theodor Fontane ist vor allem mit seiner Heimat Brandenburg verbunden, der er in seinen Wanderungen und zahlreichen Romanen ein literarisches Denkmal setzte. Den Spuren des Schriftstellers und Journalisten kann man auch im benachbarten Polen folgen.

Am 30. Dezember 1819 geboren, zog Theodor als Siebenjähriger mit der Familie von Neuruppin nach Swinemünde,  dem heutigen/Swinoujscie, wo sein Vater fünf Jahre lang die einzige Apotheke des Ortes führte. „Ein unschönes Nest, aber zugleich ein Ort von besonderem Reiz“, fasst er in seinen Kindheitserinnerungen die ersten Eindrücke von Swinemünde zusammen. Während ihm der Platz rund um die väterliche Apotheke nicht behagte, begeisterte ihn das lebhafte Ufer der Swine. In dem damals kleinen Fischerdorf war erst kurz zuvor der Badebetrieb aufgenommen worden,. Der mehrmals aus Potsdam angereiste Gartenkünstler Peter-Joseph Lenné hatte gerade mit der Anlage des recht großen Kurparks begonnen.

Das Museum für Hochseeschiffahrt in Swinemünde war zu Fontanes Zeiten das Rathaus der Stadt

Heute ist Świnoujście eines der größten Seebäder Polens. Moderne Hotels reihen sich im Kurzviertel aneinander, die längste Strandpromenade Europas verbindet den polnischen Teil der Insel Usedom mit den Seebädern Ahlbeck, Bansin und Heringsdorf auf der deutschen Seite.

 

 

Wenig erinnert in Swinemünde mehr an die Zeit der unglücklichen Romanze zwischen Effi Briest und Major Crampas. Denn das alte Swinemünde stand Pate für den fiktiven Ort Kressin, in dem Fontane seinen berühmten Roman „Effi Briest“ spielen ließ.

 

 

 

Die Adler-Apotheke von Fontanes Vater am Kleinen Markt gegenüber der Christuskirche besteht heute nicht mehr. An ihrer Stelle erhebt sich an der ul. Marynarzy 7 ein moderner Wohnblock mit dem Café Sonata. Am Gebäude befindet sich eine zweisprachige Gedenktafel.

Swinemünde.Polen (

Die Kirche Christus König (polnisch Kościół Chrystusa Króla) wurde mit hoher Wahrscheinlichkeit auch fon Thedor Fontane besucht, gegenüber stand die Apotheke seines Vaters.

Erinnerung an den Aufenthalt von Theodor Fontane in Swinemünde

Platz der Freiheit/ Wolnosci in Swinemünde

Platz der Freiheit/ Wolnosci in Swinemünde

Fontane in der Neumark

Auf Fontanes Spuren kann man sich auch in der früheren Neumark begeben. Einst Teil des ersten polnischen Staates kam das Gebiet zwischen Oder und Warthe 1250 zu Brandenburg und gehört seit 1945 wieder zu Polen.  Ausführlich widmete sich Fontane in seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ der Festung Küstrin. Von dort wollte einst der junge Kronprinz Friedrich, der spätere König Friedrich II., fliehen, um sich dem strengen Regiment des Vaters zu entziehen. Die Flucht misslang, sein Freund und Mitwisser Hans Hermann von Katte wurde vor seinen Augen enthauptet. Gerne erzählt man auch heutigen Besuchern noch die tragische Geschichte. Von der Festung blieben nach dem Zweiten Weltkrieg nur noch Fragmente erhalten, als „polnisches Pompeji“ wird sie im heutigen Kostrzyn vermarktet. Das Barockschloss im nahe gelegenen Tamsel, dem heutigen Dąbroszyn, hatte zwar den Krieg überdauert, verfiel aber in den folgenden Jahrzehnten. Nach ersten Renovierungsarbeiten sucht die Gemeinde seit Jahren vergeblich einen Investor, der dem Gebäude neues Leben einhaucht. Ausführlich widmete sich Fontane „diesem schönen Landsitze“, der über Jahrhunderte „eine Pflegestätte der Künste“ war. Auch dieser verwunschene Ort ist eng verbunden mit dem späteren Preußenkönig Friedrich II., der nach der Enthauptung seines Freundes Katte auf Schloss Tamsel Zerstreuung bei der schönen und gebildeten Schlossherrin Luise Eleonore von Wreech suchte.

Hirschberger Tal und Riesengebirge

Zwar verbrachte Fontane die meiste Zeit seines Lebens in Berlin, doch in den Sommermonaten nutzte er gerne die Gelegenheit, dem Stadtmief zu entfliehen. Am liebsten zog es ihn ins Riesengebirge und das Hirschberger Tal, wo er sich zwischen 1868 und 1892 zehnmal aufhielt – meist für mehrere Wochen oder Monate. Hier könne er arbeiten, in die Berge gehen, mit freundlichen Menschen plaudern und habe die Möglichkeit, „bei jedem Atemzug mich erquickende Luft zu atmen“, notierte er 1865 in einem Brief. Schon die Dichter und Maler der Romantik hatten die Region bekannt gemacht, Europas Hochadel hatte sich am Fuße der Schneekoppe seine Sommerresidenzen bauen lassen. Fontane besuchte Erdmannsdorf, wo die preußischen Könige ihre Sommer verbrachten. Heute werden in dem von Karl Friedrich Schinkel umgebauten Schloss die Kinder der Gemeinde Mysłakowice unterrichtet.  Fontane war auch Gast in Buchwald, dem heutigen Bukowiec, wo vor einigen Jahren der romantische Landschaftspark der Grafen von Reden wiederhergestellt wurde.

Hirschberger Tal Polen

Schloss Erdmannsdorf im Hirschberger Tal Foto: Weirauch

Polen Hirschberger Tal

Blick auf Schloss Lomnitz Foto: Weirauch

Am häufigsten weilte Fontane in Krummhübel, schon damals eine beliebte Sommerfrische für betuchte Berliner. Hier fand er nicht nur Ruhe, sondern auch Anregungen für seine Arbeit. Die Geschichte vom Mord an einem Förster, der in der Nähe von einem Wilderer erschossen wurde, liefert die Vorlage für seinen Roman „Quitt“. Heute ist Karpacz eines der größten Ferienzentren im Südwesten Polens, doch viele der alten Villen aus Fontanes Zeiten blieben erhalten. Zum Beispiel das ehemalige Gasthaus „Zur Schneekoppe“, wo man sich gerne zum Kaffee, beim Konzert oder zum Tanz traf. Heute heißt es Nowa Królowa Karkonoszy und bietet noch immer preiswerte Gästezimmer an.

Weitere Informationen zum Reiseland Polen unter www.polen.travel

Weitere Tipps u.a. zum Hirschberger Tal findet ihr hier.