Noch bis zum 17. Januar 2021  zeigt das Amsterdamer Museum Het Schip die Ausstellung „Bruno Taut: An der Fantasie vorbei“ über den berühmten deutschen Architekten und Stadtplaner. Zuletzt hatte ich im letzten Jahr über Bruno Taut bei einem Besuch in Magdeburg eine Menge erfahren.  Nun wird das Wirken von Bruno Taut auch in den Niederlanden vorgestellt. In dieser inspirierenden Ausstellung mit umfangreichem Begleitprogamm macht der Besucher Bekanntschaft mit der wunderbaren und farbenfrohen Welt des kreativen und einflussreichen Architekten, Stadtplaners und „Totalkünstler“, der in Deutschland, Japan und der Türkei arbeitete und eine besondere Verbindung zu den Niederlanden hatte. Vier von ihm entworfene Siedlungen in Berlin sind inzwischen UNESCO Weltkulturerbe.

Bruno Taut und die Niederlande

In den Niederlanden ist Bruno Taut (1880-1938) vor allem bekannt durch das Regenbogenviertel in Almere, welches eine Hommage an den großen deutschen Architekten und Stadtplaner ist. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts schuf Bruno Taut ähnlich bahnbrechende und farbenfrohe Arbeiter- und Stadtviertel wie die berühmte Gartenstadt Falkenberg in Berlin und „Das bunte Magdeburg“. Der Einfluss von dieser kreativen Schlüsselfigur der deutschen Avantgarde, die sich von der Natur inspirieren ließ, wirkt bis zum heutigen Tag nach und dies weltweit.

Das Museum Het Schip in Amsterdam Foto: Museum Het Schip

Das Museum Het Schip in Amsterdam Foto: Museum Het Schip

Nach dem Reichstagsbrand im Februar 1933 musste Bruno Taut vor den Nationalsozialisten aus Deutschland fliehen und kam über Russland nach Japan. Die prächtigen Gebrauchsgegenstände, die er dort aus natürlichen Materialien anfertigte, waren und sind noch immer eine große Quelle der Inspiration für Generationen japanischer Toparchitekten. So betrachtet der weltbekannte Kengo Kuma ihn als sein großes Vorbild. Taut hinterließ auch in der Türkei seine Spuren, wo er seine letzten Lebensjahre verbrachte. Er arbeitete für Präsident Kemal Atatürk, lehrte an der Akademie der Künste und entwarf eindrucksvolle Monumente und Gebäude.

Bewunderer von „De Stijl“ und „Amsterdamer Schule“

In der Ausstellung „Bruno Taut: An der Fantasie vorbei“ kommen alle diese Facetten und viel mehr zur Sprache. Berühmte und erfinderische Gebäude und Siedlungen wie das Glashaus der Kölner Werkbundausstellung, die Hufeisensiedlung und die Siedlung „Onkel Toms Hütte“ in Berlin sind durch internationale Leihgaben, Architekturmodelle, Fotos und Bauzeichnungen zu bewundern wie auch viele Inneneinrichtungs- und Gebrauchsgegenstände. Bruno Taut war ein „Totalkünstler“, der auch zeichnete, Szenenbilder für Filme entwarf und Szenarios für Film und Theater schrieb. Natürlich beleuchtet die Ausstellung auch seine enge Beziehung zu den Niederlanden – immerhin war Bruno Taut ein großer Bewunderer von „De Stijl“ und der „Amsterdamer Schule“ sowie von dem Architekten des Gebäudekomplexes „Het Schip“ – Michel de Klerk. Das „Amsterdamer Schule Museum Het Schip“ ist daher auch genau der richtige Ort für diese inspirierende Ausstellung und das vielfältige Begleitprogramm.

Foto: Museum Het Schip

Foto: Museum Het Schip

Das Begleitprogramm zu dieser Ausstellung umfasst unter anderem geführte Busfahrten zum Regenbogenviertel in Almere und Lesungen, berichtet uns Alice Roegholt, die Direktorin von Het Schip. Für Kinder gibt es spezielle Taut-Workshops und Taut-Führungen.

Foto: Het schip Amsterdam

Foto: Het schip Amsterdam

Museum der Amsterdamer Schule

Museum Het Schip ist das Museum der Amsterdamer Schule, einer Stilrichtung in der Architektur, des Designs und des sozialen Wohnungbaus. Das Museum befindet sich im expressionistischen Wohnkomplex Het Schip (dt: das Schiff). Architekt ist Michel de Klerk. Das Gebäude von Het Schip gilt unter Experten als eines der wichtigsten und berühmtesten Gebäude im Stil der sogenannten Amsterdamer Schule (Amsterdamse School). Das Museum befindet sich in der alten Grundschule vom Wohnkomplex „Het Schip“.

Auf der ersten Etage des Museums ist die Dauerausstellung ‘‘Amsterdamer Schule: Erträumte Ideale“ über die Gebäude, dekorative Kunst aus der Amsterdamer Schule und dem öffentlichen Wohnungsbau zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu sehen. Im zweiten Stock werden wechselnde Ausstellungen gezeigt. Das Museum hat auch ein Museumscafé mit einem großen Innenhof und einen Museumsshop.

Führung durch und im Museum Het Schip

Führungen finden stündlich statt. Es beginnt mit unserer rekonstruierten Arbeiterwohnung aus dem 19. Jahrhundert, in der die Besucher mehr über das Leben unter den damals schlechten Bedingungen erfahren. Anschließend besucht man die ehemalige Post und eine Museumswohnung innerhalb der Wohnanlage. Die Führungen sind gegen Vorlage der Eintrittskarte kostenlos. Das Museum Het Schip organisiert viele verschiedene Aktivitäten in der Stadt Amsterdam, um die Bewegung der Amsterdamer Schule weiter hervorzuheben

Adresse

  • Museum Het Schip
  • Oostzaanstraat 45
  • 1013 WG Amsterdam
  • Tel: +31 (0) 20 68 68 595
  • E-Mail: info@hetschip.nl

das Museum im Internet

Geöffnet: Dienstag bis Sonntag 11.00-17.00 Uhr (Ostermontag und Pfingstmontag geöffnet!). Geschlossen am 1. Januar, 27. April (Königstag) und 25. Dezember.

  • Eintritt
  • Normal: 15 Euro, mit Museumkaart gratis, Ermäßigungen u.a. für Studenten, Amsterdam city card  u.a. gratis,
  • Parkmöglichkeiten: gebührenpflichtig auf der Straße oder im  Parkhaus
  • Museum Het Schip (Google Maps) ist ungefähr 30 Gehminuten vom Hauptbahnhof Amsterdam entfernt.
  • Öffentliche Verkehrsmittel
  • Bus 22 (Richtung Sloterdijk) ab Amsterdam Hauptbahnhof. Haltestelle „Spaarndammerstraat¨.
  • Bus 22 (Richtung Muiderpoortstation) ab Bahnhof Sloterdijk. Haltestelle „Spaarndammerstraat¨.
  • Bus 48 (Richtung Houthavens) ab Amsterdam Hauptbahnhof. Haltestelle „Spaarndammerstraat¨.
  • Bus 21, Haltestelle „Van L. Stirumstraat¨
  • Straßenbahn 3 (Richtung Zoutkeetsgracht), Haltestelle „Haarlemmerplein“
  • Straßenbahn 5 (Richtung Westergasfabriek), Haltestelle „Van L. Stirumstraat“

Besucherzentrum De Dageraad

Die Zweigstelle des Museums Het Schip befindet sich im Süden von Amsterdam. Im sogenannten Stadtentwicklungsplan Plan Zuid, der vom Architekten Berlage entworfen wurde, entwickelte die Wohnungsbaugesellschaft De Dageraad eine Wohnanlage, die von den Architekten Michel de Klerk und Piet Kramer entworfen wurde. Dieser Komplex ist auch eines der wichtigsten und expressionistischsten Gebäude der Amsterdamer Schule. Im Besucherzentrum von De Dageraad (die Morgendämmerung) können Sie die Ausstellung Living in Icons kostenlos besichtigen. Sie können hier den Film Living in Beauty anschauen und jede Stunde an einer Architekturführung in der Nachbarschaft teilnehmen. Während der Tour erfährt man mehr über die Architektur von Piet Kramer und Michel de Klerk sowie über der Geschichte des Stadtviertels.

Adresse

  • Bezoekerscentrum De Dageraad
    Burgemeester Tellegenstraat 128
    1073 KG Amsterdam
  • Öffnungszeiten: Donnerstag bis Sonntag 13.00-17.00 Uhr

Hier geht es zu meinem Beitrag über Magdeburg und die Moderne