Der Harz ist reich an Burgen, Schlössern, Stiftskirchen, Klöstern sowie Kaiserpfalzen. Meist sind die Bauten viele hundert Jahre alt. Einige Parks gehören zu den „Gartenträumen“. Der Verein begeht im Jahr 2020 seinen 20. Geburtstag. einfachraus.eu stellt in loser Folge verschiedene Anlagen, die zum Netzwerk der Gartenträume gehören, vor. Von A wie „Parks in Aschersleben“ bis Z wie „Schlosspark Moritzburg Zeitz“: 50 wunderschöne Anlagen gehören zu den „Gartenträumen“. Zu finden sind sie im gesamten Land Sachsen-Anhalt – von der Altmark bis hinunter in den südlichsten Zipfel des Bundeslandes.
Roseburg bei Ballenstedt
Mit Abstand das jüngste Schloss im Harz ist die auf einem Felsrücken aus Muschelkalk in Rieder, einem Ortsteil von Quedlinburg, errichtete Roseburg. Vom Lenne´park (auch ein Teil der Gartenträume) des Schlosses Ballenstedt, kann man bei gutem Wetter die Roseburg sehen. Das weiträumige Areal mit den aus verschiedenen Baustilen zusammengewürfelten Gebäuden mutet wie ein Märchenschloss an. Es stammt aber aus der Neuzeit, wurde ab 1907 von einem bekannten Berliner Architekten errichtet. Bernhard Sehring galt zu Lebzeiten (1855-1941) als einer der Großen seiner Zunft in Deutschland. Von Sehring stammen unter anderem das Theater des Westens in der Nähe des Berliner Bahnhofes Zoo, das Staatstheater in Cottbus, das Schauspielhaus in Düsseldorf sowie die Stadthalle in Görlitz. Für seine Entwürfe für die Berliner Museumsinsel erhielt der 1855 geborene Architekt im Jahr 1881 den renommierten Schinkelpreis. In Berlin gestaltete er auch das Künstlerhaus St. Lucas in Charlottenburg.
Harzer Schloss Neuschwanstein
Dem Harz und der Gegend um Quedlinburg war der Architekt sehr verbunden. So entwarf Sehring auch die Walpurgishalle auf dem Hexentanzplatz bei Thale. Dass Sehring mit der zwischen Gernrode und Ballenstedt gelegenen Roseburg sein Märchenschloss schuf, ist nur wenigen bekannt. Es ist eine Sensation, was man zu sehen bekommt, wenn man den Aufstieg zur Schlosspforte geschafft und den Eingang der eineinhalb Kilometer langen Umfassungsmauer durchschritten hat. Die Burganlage hat keinerlei Vorbild in der Harzlandschaft. Sie ist eine Erinnerung an das 11. bis 13. Jahrhundert und zugleich Sehrings private Synthese des Stilpluralismus mit den typischen Elementen romanischer Baukunst (Halle des Palas) und mittelalterlichen (Wehrgang) wie spätmittelalterlichen Baugliedern (Georgsturm, Burgkapelle).
1907 ließ Sehring einen Palas, das Torhaus und einen Wartturm mit aufsteigendem Wehrgang bauen. Über einer gestaffelten Vorburg entstand ein Bergfried mit Zinnen, zahlreiche Anbauten, ein Wohnturm im Stil eines normannischen Donjon und mehrere Burghöfe nach dem Vorbild (anderer) alter Burganlagen.
2. Weltkrieg und Roseburg ?
Bernhard Sehring starb 1941. 1955 wurde das weiträumige Areal laut Wikipedia von der LPG ‚7. Oktober‘ Rieder übernommen, die den großen Obstgarten zur Hühnerzucht nebst Eierproduktion verwendete. Die Gebäude waren Ausbildungsstätte für Geflügelzüchter. Zwischen 1967 und 1984 verwaltete und restaurierte der Kulturbund der DDR (Gesellschaft für Denkmalpflege) Burg und Park. Mit dem Ende der DDR verwalteten die Steyler Missionare im Auftrag der Sehring-Erben das Schloss. 2005 wurde die Roseburg an einen Unternehmer verkauft und ist (als gemeinnützige GmbH) das ganze Jahr über zugänglich. Nach Jahren des Verfalls kümmern sich ein Verein sowie die Berlin stammende Eigentümerfamilie Illmer um das skurrile Areal, das Architekt Sehring auf den Grundmauern einer bereits 963 erstmals urkundlich erwähnten Burg ab 1905 am Rande des Harzes als Alterswohnsitz gestaltete. Die Roseburg war nicht nur sein Sommersitz, sondern auch ein Ausstellungsort der bei seinen unzähligen Italienreisen zusammengetragenen Kunstwerke. 2020 stand die Roseburg zum Verkauf. Hoffen wir, dass die dringend notwendigen Instandhaltungsarbeiten gut vorangehen werden.
Sehenswerter Garten – Gartenträume
Die Roseburg ist schon etwas Besonderes. Denn die höchst eindrucksvolle, aber weitgehend aus Beton errichtete Burganlage, hat keinerlei Vorbild in der Landschaft des sie umgebenden Harzes. Sehenswert ist auch der nach Prinzipien der englischen Parkarchitektur gestaltete Garten sowie der frühbarocke italienische Teil. 100 Meter lang ist die Wasserkaskade, die im Sommer zahlreiche Gäste zum Verweilen einlädt.
In einem Aussichtsturm befindet sich ein Mausoleum. Sehring selbst, dem später das Geld für die Komplettierung der Anlage fehlte, wurde dort aber nicht beigesetzt.
Spannend ist auch der mittelalterliche Wehrgang. Viele Besucher genießen einfach den Ausblick auf die weiten Wälder des Harzes oder einfach hinüber zum Schloss von Ballenstedt, wo Preußens Gartendirektor Peter Joseph Lenné einen bezaubernden Garten am Schlosshang gestaltete. Dieser wie auch der Park der Roseburg gehört zu 50 Parkanlagen in Sachsen-Anhalt, die sich den Besuchern im Netzwerk Gartenträume präsentieren. Ein kleines Restaurant auf der Roseburg lädt Wanderer zu beschaulicher Rast ein. Regelmäßig finden mittlerweile auch kulturelle Veranstaltungen statt. Der reizvolle Park vereinigt vielgestaltige Elemente der italienischen Renaissance, des Barock und englischer Landschaftsgärten. Neben einer imposanten Wasserachse und einem kleinen begehbaren Aussichtsturm gehören Brücken, Treppen, Balustraden, Plastiken und Mosaiken zur Ausstattung des außergewöhnlichen Parks. Die im Park der Roseburg vereinten Idealvorstellungen der Bau- und Gartenkunst verschiedener Jahrhunderte verleihen der Roseburg einen märchenhaften Charakter.
Hier finden Sie weitere Reisetipps für den Harz.
Informationen zur Roseburg
Hier geht es zur Seite der Gartenträume: www.roseburg-gartentraeume.de,
lohnenswert, weil sehr informativ, die Seite von Ballenstedt.
- Öffnungszeiten: Nov. – März 11.00 – 16.00 Uhr
April – Okt. 10.00 Uhr – 18.00 Uhr
Einlass bis 17.30 Uhr
Eintritt: Erwachsene 3 Euro
Hier geht es zu weiteren Parks der Gartenträume in Sachsen-Anhalt:
Dessau – Wörlitzer Gartenreich
Altjessnitz
Buchtipp: Anke Werner: Gartenträume, Historische Parks in Sachsen-Anhalt, Kulturreisen in Sachsen-Anhalt
Band 3, Fotografien von Janos Stekovics, Verlag Stekovics, 12,80 Euro
Und hier lernt ihr einen Teil von Aschersleben im Vorharz kennen, nur 25 Kilometer von der Roseburg entfernt.
Und hier wundervolle Bilder echtschönSachsenAnhalt
Moin Dieter Weihrauch, habe diese Burg auch Anfang des Jahres kurz besucht.
Da ich nicht gut zu Fuß war, ist mir viel entgangen an den Schönheiten. Dank deiner detaillierten Darstellung kenne ich jetzt auch den Rest. Danke dafür.
Ich hatte versucht, die Besitzerin in Berlin für ein INTERVIEW zu kontakten, hat aber nicht reagiert…
Günter grüßt ins Paradies
hallo günter, in der tat, die roseburg steht, wie ich im august erfuhr zum verkauf. der verein wird sicher gern auskunft geben. beste grüße dieter von einfachraus.eu