Chemnitz wird zu Recht Kulturhauptstadt Europas. In den letzten Jahren waren wir desöfteren in der sächsischen Großstadt, die zu DDR-Zeiten Karl-Marx-Stadt hieß, zu Besuch. Und immer wieder kamen wir zurück und schwärmten von der Gastfreundschaft der Menschen und ihrer Innovationsfreude. Die Chemnitzer Bevölkerung  hat den gewaltigen Aderlass mit der Deindustrialisierung in der Zeit nach 1990 nicht leicht weggesteckt. Traditionsbewußtsein, wie die reiche Technikgeschichte,  halfen, um sich auf das zu besinnen, was Sachsen ausgemacht hat und heute noch vorantreibt: Zukunft zu sehen und Neues voranzubringen. Von ursprünglich acht Bewerberstädten waren zuletzt noch fünf im Rennen: Außer Chemnitz waren dies Hannover, Hildesheim, Magdeburg und Nürnberg. Zuvor waren im vergangenen Dezember die Mitbewerber Dresden, Gera und Zittau ausgeschieden.

Chemnitz Sachsen

Hauptgebäude der Kunstsammlungen Chemnitz

Warum Chemnitz den Titel verdient hat

Die Jury ließ sich vom Konzept der Stadt Chemnitz überzeugen. Die Welt schreibt heute u.a.: „Chemnitz will „all die Leute und Orte sichtbar machen, die man nicht sieht, und damit auch ein Chemnitz, das in Europa – noch – keiner auf dem Schirm hat“, so das Bewerbungsteam. Mit kulturellen Mitteln sollen Gräben überwunden werden. Chemnitz war vor zwei Jahren tagelang im Ausnahmezustand gewesen, nachdem Daniel H. am Rande des Stadtfests von einem Asylbewerber erstochen worden war. Es folgten Demonstrationen, bei denen auch der Hitlergruß gezeigt wurde. Die Ereignisse des Sommers 2018 wurden genau wie brachliegende Flächen und leer stehende Häuser zunächst als Schwäche in der Bewerbung der drittgrößten Stadt in Sachsen betrachtet. Doch es reichte trotzdem für den Sieg.“

Chemnitz Weihnachten Erzgebirge Chemnitz

Staatliches Museum für Archäologie im einstigen Kaufhaus Schocken

Hier lest ihr mehr zu Chemnitz – Stadt der Moderne

Chemnitz2025 will den den Blick auf Ungesehenes richten: Auf die Ungesehenen der „stillen Mitte“. Auf die ungesehene Stadt, die ungesehenen europäischen Nachbarn, die ungesehenen Orte und Biografien, die ungesehenen Talente in jedem Einzelnen. Das Programm bezieht darüber hinaus viele andere ungesehene Städte oder Regionen in Europa ein, die ein starkes Statement für ein demokratisches Miteinander beisteuern und besonders sollen die Menschen gesehen werden, die mithelfen, eine weltoffene Gemeinschaft über Ländergrenzen hinweg zu leben.

Chemnitz Sachsen

Das Karl-Marx-Denkmal, der „Nischel“,  steht auch für die Brüche in der Chemnitzer Geschichte

Das Karl-Marx-Monument ist eine 7 Meter hohe und  vierzig Tonnen schwere Plastik, die den Kopf von Karl Marx stilisiert darstellt. Sie wurde nach einem Entwurf des sowjetischen Künstlers Lew Kerbel realisiert und 1971 eingeweiht. Es ist das bekannteste Wahrzeichen der Stadt Chemnitz und wird bestimmt im Rahmen von Kulturhauptstadt 2025 eine besondere Rolle spielen. Chemnitz wird 2025 eine beeindruckende Gastgeberin sein, so verspricht die Stadtverwaltung in der heutigen Pressemitteilung. „Schon jetzt möchten wir besonders Macherinnen und Macher aus Hannover, Hildesheim, Magdeburg und Nürnberg einladen, dieses europäische Kulturhauptstadtjahr zu einem gemeinsamen zu machen.“

Möglichkeiten für kulturelles Leben

Barbara Klepsch, Sächsische Staatsministerin für Kultur und Tourismus: „Damit rückt eine starke Stadt mitten in Europa noch weiter in das Herz des Kontinents. Der Zuschlag ist eine Auszeichnung für die Kulturarbeit vor Ort und eröffnet neue Möglichkeiten für das kulturelle Leben. Hier ist es mir wichtig, dass wir auch die Umgebung von Chemnitz mitdenken. Als Schauplatz der Begegnung wird die Region zu einem zentralen Besuchermagneten im Freistaat Sachsen. Ich lade alle Kulturinteressierten aus Europa und darüber hinaus 2025 nach Chemnitz ein, um zu erleben, welche Reichtümer die Stadt zu bieten hat.“

Das Kaufhaus Schocken in Chemnitz von Erich Mendelsohn Foto: Weirauch

Das Kaufhaus Schocken in Chemnitz von Erich Mendelsohn Foto: Weirauch

DIE ERKERAUSSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DES KAUFHAUS SCHOCKEN

Auf allen drei Ebenen widmet das smac eigenständige Ausstellungsbereiche dem besonderen Gebäude und seiner Biografie: Dem Architekten Erich Mendelsohn, dem Schocken-Kaufhauskonzern sowie dem Konzernmitbegründer Salman Schocken.

Erich Mendelsohn
Erich Mendelsohn (1887–1953) entwarf das Chemnitzer Kaufhaus 1927 für den Warenhauskonzern der Gebrüder Schocken. Schon Anfang der 1920er Jahre erlangte der Architekt Weltruhm als Pionier des »Neuen Bauens«. In der Ausstellung dokumentieren 17 Modelle seiner prominentesten Bauten Mendelsohns künstlerische Entwicklung und Handschrift vor dem Hintergrund seiner deutsch-jüdischen Biografie.

Kaufhaus Schocken
Der Aufstieg des Schocken-Konzerns zur viertgrößten Kaufhauskette Deutschlands begann im sächsischen Zwickau: Hier entwickelten die Gebrüder Simon und Salman Schocken ihr erfolgreiches Warenhaus-Konzept. Der Anspruch, gute Qualität zum kleinen Preis zu verkaufen, sprach die breiten Bevölkerungsmassen an und entwickelte sich zu einem Erfolgsmodell. Einkauf, Verkauf, Reklame und Personalleitung organisierte der streng zentralisierte Konzern von Zwickau aus.
Leihgaben und Schenkungen von ehemaligen Angestellten und Kunden illustrieren die Frühzeit der insgesamt siebzigjährigen Kaufhaustradition des Chemnitzer »Schocken«.

Salman Schocken
Salman Schocken (1877–1959) war nicht nur Kaufmann, sondern auch passionierter Sammler und Leser wertvoller Kunst und Bücher. Die Gestaltung dieses Ausstellungsbereichs verweist mit der Andeutung von Buchreihen auf Salman Schocken als Gründer einer herausragenden Bibliothek und eines Verlagshauses. Nach seiner Emigration nach Palästina 1934 ließ er seine noch heute existierende Schocken-Bibliothek in Jerusalem von Erich Mendelsohn entwerfen. Zu ihrem Fundus gehör(t)en so bedeutende Werke wie das Nürnberger Machsor, eine Gebetsammlung zu allen jüdischen Feiertagen aus dem 14. Jahrhundert, dessen Faksimile hier gezeigt wird.

Konjunkturprogramm für Chemnitz

Der Weg zum europäischen Kulturhauptstadt-Jahr und darüber hinaus wird für Chemnitz ein großes Konjunkturprogramm. Wir werden einen enormen Schub im Tourismus erleben, neue Jobs entstehen, Löhne können steigen. Projektleiter Ferenc Csák: „Hinter allen fünf deutschen Kandidatenstädten liegen intensive Monate, die aufgrund der Covid-19-Pandemie auch einige ungeahnte Herausforderungen bereithielten. Ich denke, da haben alle Bewerbungsteams großartiges geleistet. Deshalb wünsche ich allen, dass sie die begonnenen Prozesse weiterführen können. Aber natürlich bin ich unglaublich froh, dass wir nun tatsächlich den Titel nach Chemnitz geholt haben und in den nächsten Jahren diesen spannenden Weg gehen können.“

Die Kulturhauptstadt Europas ist in Chemnitz bereits sichtbar. In der Stadt und der Region werden öffentliche Plätze umgestaltet, Radwege gebaut und Parks angelegt. Am Kunst- und Skulpturenweg Purple Path wurden Werke von regionalen und internationalen Künstlern installiert. Er führt auf 200 Kilometern durch 38 Kommunen im Erzgebirge.

Hier geht es zur Homepage der Kulturhauptstadt 2025 Chemnitz

Preiswert und gut übernachten im Hotel Biendo Chemnitz

Chemnitz Hotel Sachsen

Blick aus dem Biendo Chemnitz

Unsere letzten Besuch in Chemnitz waren

zur Industrieausstellung boom.

Chemnitz Sachsen Sächsisches Industriemuseum

Sächsisches Industriemuseum

zum Bauhaus-Jahr 2019 – Chemnitz als Stadt der Moderne.

zu m Besuch im Wohnhaus von Marianne Brandt

Das Wohnhaus von Marianne Brandt in Chemnitz

Das Wohnhaus von Marianne Brandt in Chemnitz

und

zur Bergparade 2018

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Was ist eine Kulturhauptstadt ?

Der Titel „Kulturhauptstadt Europas“ wird jährlich von mindestens einer europäischen Stadt geführt. Mit Beschluss des Rates der Europäischen Union am 13. Juni 1985 wurde der Vorschlag der damaligen griechischen Kulturministerin Melina Mercouri umgesetzt. Dieser Vorschlag sah vor, jährlich eine europäische Kultur(haupt)stadt zu benennen, mit dem Ziel die europäische Integration zu stärken. Seit 2010 darf auch eine Stadt außerhalb der EU den ehrenwerten Titel tragen. Für Vorbereitung und Durchführung des Programms steht den Städten ein Budget von insgesamt 65,5 Millionen Euro zur Verfügung. Leeuwarden (Niederlande) und Valletta (Malta) waren „Kulturhauptstadt 2018“. Die erste europäische Kulturhauptstadt war 1985 Athen. 2020 fiel die Wahl auf Galway (Irland) und Rijeka (Kroatien).

einfachraus.eu hat in den letzten Jahren mehrere Kulturhauptstädte besucht:

Hier einige Beiträge zu

Matera- Kulturhauptstadt 2019

Leeuwarden (Niederlande) – Kulturhauptstadt 2018

Breslau/Wroclaw – Kulturhauptstadt 2016

Linz Kulturhauptstadt 2009

Kosice – Kulturhauptstadt 2013

Athen Kulturhauptstadt 1985