Die friedliche Revolution und der Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989 läuteten das Ende der DDR und der innerdeutschen Teilung ein.

Das Grenzmuseum Schifflersgrund in Thüringen erinnert beispielhaft an die Teilung Deutschlands. Bis zum Herbst 1990 verlief hier, zwischen den Ortschaften Asbach-Sickenberg (Thüringen) und Bad Soden-Allendorf (Hessen), die innerdeutsche Grenze zwischen der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) und der Bundesrepublik Deutschland (BRD). 

Grenzmuseum Schifflersgrund mit Originalgrenzzaun

Was woanders erst wieder aufgebaut wurde, zum Beispiel im Fall des Mauermuseums an der Bornholmer Straße in Berlin, ist im Grenzmuseum Schifflersgrund im Originalzustand erhalten. Dazu gehören etwa zwei Kilometer Streckmetallzaun, ein Spurensicherungsstreifen sowie  ein Kolonnenweg. Die Relikte einer Kraftfahrzeugsperrvorrichtung vermitteln einen Eindruck der einstigen Grenze, die in Deutschland gegen das eigene Volk gerichtet war. Die furchtbare Wirkungsweise der Selbstschussanlagen wird ebenfalls dokumentiert.

Erinnerung an einen Fluchtversuch

Das Grenzmuseum Schifflersgrund war eines der ersten in der wiedervereinigten Bundesrepublik, dem es gelang, die Relikte der ehemaligen Grenze zu konservieren und der Nachwelt zugänglich zu machen. In mehreren Räumen und auf einem Freigelände werden die Besonderheiten dieses Abschnittes der innerdeutschen Grenze dargestellt. Gedacht wird unter anderem an die 1982 misslungene Flucht des Bauarbeiters H. J. Große, der im Kugelhagel der DDR-Grenzsoldaten umkam.

Wanfrieder Abkommen

Dokumentiert wird das Schicksal der Ameinden Asbach, Weidenbach, Henningerode, Vatterode und Sickenberg. Die Orte mit ihren Einwohnern wurden im September 1945 Opfer eines lokalen Gebietsaustausches zwischen Amerikanern und Sowjets. Als Grundlage dafür, so erläutert Wolfgang Ruske, der Chef des Grenzmuseums, diente das sogenannte „Wanfrieder Abkommen“. Die Veränderung der Grenzziehung zwischen den Besatzungszonen wurde erforderlich, weil die Bahnstrecke zwischen Bebra (Hessen) und Göttingen (Niedersachsen) vor dem Abkommen noch auf einem kurzen Abschnitt durch die Sowjetische Besatzungszone verlief. Das Abkommen erhielt seinen Namen nach dem Verhandlungsort Wanfried.

Auf dem Kalkhof in Wanfried trafen sich die Generäle der Sowjets und der Amerikaner. Da nach der Vertragsunterzeichnung je eine Flache Whisky und Wodka als Symbole der beteiligten Länder die Besitzer wechselten, nannte der Volksmund die Eisenbahnstrecke später „Whisky-Wodka-Linie“. Experten gewähren dem „Wanfrieder Abkommen“ den Status eines Vertrages zwischen den Siegermächten und stellt es dem im Potsdamer Schloss Cecilienhof unterzeichneten Potsdamer Abkommen gleich.

Nur einen Katzensprung von der Fachwerkperle Bad Sooden-Allendorf entfernt, lädt das dienstälteste Grenzmuseum Deutschlands dazu ein, in die Zeit der deutschen Teilung einzutauchen. Schon der Standort des Museums steht symbolisch für den schwierigen, mitunter tragischen Verlauf der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts: Jahrhundertelang zu Hessen gehörend, kam der Schifflersgrund, eine topographische Senke unweit des Tals der Werra, im Wanfrieder Abkommen 1945 zur damaligen Sowjetischen Besatzungszone und wurde anschließend Teil des unmittelbaren Grenzgebiets der DDR. Es folgten die Zwangsumsiedlung der Bewohner angrenzender Ortschaften und ein bewehrter Sperrzaun, der den Schifflersgrund für knapp 30 Jahre zum Niemandsland zwischen den beiden deutschen Staaten machte. Schon kurz nach der Wiedervereinigung wurde mit dem Grenzmuseum Schifflersgrund ein Gedenk-, Lern- und Begegnungsort geschaffen. In Gebäuden der ehemaligen DDR-Grenzanlagen wird mit einer interessanten Dauerausstellung und Führungen an die Zeit der Teilung und damit verbundene Schicksale erinnert.

Grenzmuseum zeigt Hubschrauber

Das thüringisch-hessische Grenzmuseum gehört zum thüringischen Landkreis Eichsfeld. „Historisch betrachtet gehört die Gegend aber weder zu Thüringen noch zur historischen Region Eichsfeld, sondern zu Hessen“, so ist es bei einer Führung zu erfahren. Träger des sehenswerten Museums, zu dem auch einige Hubschrauber und verschiedene Militärfahrzeuge gehören, ist der Arbeitskreis Grenzinformation e.V. mit Sitz in Bad Soden-Allendorf. Für Schulklassen gibt es originell gestaltete Museumsführer. Am Ende des Besuchs können mehrere Fragen eines Quiz’ beantwortet werden. Wie auch die Gedenkstätte Point Alpha gehört das Grenzmuseum Schifflersgrund zum Grünen Band und ist über verschiedene Rad- und Wanderwege erreichbar.

Informationen

Anfahrt: von Bad Soden-Allendorf die Landstraße bis Asbach-Sickenberg und dann den Ausschilderungen folgen

Grenzmuseum Schifflersgrund, Platz der Wiedervereinigung 1, 37318 Asbach-Sickenberg

www.grenzmuseum.de