Schon beim Anblick des Äußeren der 45 Meter hohen Breslauer Jahrhunderthalle (poln. Hala Stulecia) kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus. Das auch Hala Ludowa genannte Bauwerk ist eine Veranstaltungshalle aus Stahlbeton, die von 1911 bis 1913 nach einem Entwurf des Architekten und damaligen Breslauer Stadtbaurates Max Berg errichtet wurde. Gemeinsam mit der im Jahre 1948 vor dem Haupteingang der Halle aufgestellten Iglica, einer rund 100 Meter hohen stählernen „Nadel“, zählt die Jahrhunderthalle zu den Wahrzeichen der Stadt Breslau. Seit 2006 gehört die Jahrhunderthalle zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Breslau.Jahrhunderthalle.Polen

Mit der Tram 2 oder 10 kommt man direkt zum Zoo oder der gegenüberliegenden Jahrhunderthalle

Warum die Jahrhunderthalle eine Ikone ist

In der Begründung für die UNESCO-Auszeichnung wurde das Bauwerk als „Pionierarbeit der modernen Technik und Architektur“ bezeichnet. Die Jahrhunderthalle sei ein „kreatives und innovatives Beispiel für die Entwicklung der Bautechnik in großen Stahlbetonkonstruktionen.

Mich faszinierte beim jüngsten Besuch das Innere der Riesenhalle. Die Halle wird gegenwärtig für Messen, Sport- und kulturelle Veranstaltungen genutzt. Sie besitzt rund 6000 Sitzplätze, bei Verwendung von Stehplätzen fasst das Innere bis zu 20.000 Personen. Die Kuppel galt mit 65 Metern Durchmesser lange Zeit als das größte freitragende Bauwerk der Welt.

 

Beim Besuch des informativen Museums in der Jahrhunderthalle kann man auch solche Episoden erfahren: Angeblich hätten sich die Bauarbeiter geweigert, die korrosionsschützende Verschalung der Konstruktion zu entfernen. Sie hatten Angst, dass das Gebäude sofort kollabieren würde. Darum musste der Chefarchitekt Max Berg einen Passanten mit Hilfe einer Goldmark überreden, um die Verschalung entfernen zu können.

Panorama Breslau Jahrhunderthalle

Sehenswert ist die teilweise auch interaktive Ausstellung zur Geschichte des Bauwerkes Foto: Weirauch

Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Jahrhunderthalle zunächst in Volkshalle („Hala Ludowa“), umbenannt. Heute wird allerdings wieder der originale deutsche Name verwendet.

Die Jahrhunderthalle bildet das Zentrum des Breslauer Messegeländes, das zwischen 1911 und 1913 entstand

Die Jahrhunderthalle bildet das Zentrum des Breslauer Messegeländes

Pantheon in Rom war Vorbild

Vorbild für die Gesamtarchitektur einschließlich Rotunde war das antike, um 118 nach Christus fertiggestellte Pantheon in Rom. Auch auf dessen stufenförmige Kuppelkonstruktion wurde zurückgegriffen. Insgesamt 32 geschwungene Binder halten die 42 Meter hohe Kuppel der Jahrhunderthalle. Durch die terrassenförmig angeordneten Fensterreihen fällt das Licht in die Halle. Deren gesamter Durchmesser beträgt 130 Meter. Die Akustik wird von Experten gelobt.

 

Rund um die Halle führt ein breiter Gang, von dem zahlreiche Eingänge abzweigen. Die Außenfassade aus rohem Beton weckt Assoziationen an frühe babylonische oder altägyptische Monumentalbauten, aber auch an die Hagia Sophia. Rund drei Jahrzehnte nach ihrer Eröffnung hatte Max Berg die Jahrhunderthalle in ihrer Bedeutung mit dem gotischen Rathaus von Breslau verglichen. Bis heute gilt der Bau als technische Meisterleistung, als  eines der ersten und bedeutendsten Beispiele der modernen Stahlbetonbauten des 20. Jahrhunderts. Mit seinen klaren Formen markiert er den Abschied vom Historismus und die Wende zum funktionalen Bauen.

Mehr zur Geschichte gibt es hier: www.halastulecia.pl

Im Frühjahr, Sommer und Herbst lohnt ein Rundgang um die Halle. Dort überrascht die Wrocławska Fontanna (Breslauer Fontäne) als moderne Klang-Licht-Wasser-Installation. Bei den Wasserspielen tanzen die Fontänen aus 300 Düsen zum Klang der Musik. Die nächtlichen Vorführungen werden durch eine Lichtshow untermalt. Mehr Infos gibt es hier: www.wroclawskafontanna.pl

Die Breslauer Jahrhunderthalle im Szczytnicki Park steht auf der Weltkulturerbe der UNESCO und gehört zusammen mit der Iglica, einer 96 Meter hohen, nadelförmigen Konstruktion, zu den Wahrzeichen der Stadt Breslau

Die Breslauer Jahrhunderthalle im Szczytnicki Park  gehört zusammen mit der stählernen Iglica/Nadel, einer 96 Meter hohen, nadelförmigen Konstruktion (erbaut 1948), zu den Wahrzeichen der Stadt

Noch immer Messegelände

Die Jahrhunderthalle bildet das Zentrum des Breslauer Messegeländes, das zwischen 1911 und 1913 entstand. Zum Ensemble gehören u. a. der Vier-Kuppel-Pavillon “Pawilon Czterech Kopuł”  und die Pergola, die der Architekt Hans Poelzig entworfen hatte.

Breslau.Jahrhunderthalle.Polen

Breslau als Mekka der Moderne

Die Jahrhunderthalle ist eines von mehreren bedeutenden Bauwerken, die Wrocław zu einem Mekka der Moderne machen. In direkter Nachbarschaft waren 1929 anlässlich der Werkbund-Ausstellung „Wohnung und Werkraum“ (Wuwa) mehrere Wohngebäude im funktionalistischen Baustil erbaut worden. Dazu gehörte auch das Ledigenheim, ein Frühwerk des berühmten Architekten Hans Scharoun. Sein expressionistischer Baukörper erinnert an einen Schiffsrumpf.

Dazu gehörte auch das Ledigenheim, ein Frühwerk des berühmten Architekten Hans Scharoun

Das Ledigenheim, ein Frühwerk des berühmten Architekten Hans Scharoun

Das Gebäude wird heute als Seminarhotel genutzt. Zu den bedeutendsten Bauwerken dieser Zeit in der Innenstadt vom Breslau gehören die beiden Kaufhäuser von Erich Mendelsohn und Hermann Dernburg. Hier geht es zu den Spuren des Bauhauses in Wroclaw.

Mehr über Reiseziele in Polen beim Polnischen Fremdenverkehrsamt: www.polen.travel

Alle Fotos: Kärstin und Dieter Weirauch

Wie kommt man nach Breslau/Wroclaw ?

Breslau zu erreichen ist verglichen mit anderen polnischen Regionen sehr unkompliziert, da es ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt ist.

Mit dem Auto ist Breslau über folgende Landstraßen erreichbar: 5, 94, A8, E67, E261. Direkt an der Stadtgrenze befindet sich die Autobahn A4, E40 und die Wege Nr. 5,35,98, E261.

Mit dem Zug Eine sichere und staufreie Anreise ins Stadtzentrum ist von jeder polnischen Stadt mit dem Zug möglich, zum Beispiel mit dem Pendolino (EIP) aus Warschau. Vom Hbf zu Fuß gelangt man in 15-20 Minuten zum Marktplatz. Man kann auch mit dem Flugzeug nach Breslau reisen, der Flughafen liegt 10 km vom Stadtzentrum entfernt.

BreslauWroclaw.Polen Hauptbahnhof

Übernachtungstipps

Das Wyndham Wrocław Old Town befindet sich im Wratislavia-Center unweit des Marktplatzes am einstigen Standort des Sofitel-Hotels. Im Internet: www.wyndhamhotels.com

Hotel Herbal entstand im Gebäude eines ehemaligen Franziskanerklosters aus dem 17. Jahrhundert im Breslauer Toleranzviertel, Nähe des Nationalen Musikforums. Das Gebäude wurde seit 2019 saniert und bietet 66 Zimmer. Der große Garten im Innenhof nimmt Bezug auf die frühere barocke Gestaltung. Mehr im Internet unter: www.herbalhotel.pl