Lübeck – „Königin der Hanse“; Denkmal Lübeck; Lübecks berühmte Skyline – Die Krone der Stadt; Lübeck – Die süße Stadt; Lübeck – Die musikalische Stadt; Lübeck – Die Stadt der Mann-Brüder, Günter Grass usw. Je länger man in Lübeck weilt, um so mehr gefällt die alte Hansestadt uns. Zu allen Jahreszeiten gibt es vieles zu entdecken.
Lübecks Cranach ist zurück
Für Lübeck lassen sich viele Synonyme finden. Alle stehen für etwas Einzigartiges, das diese mittelalterliche backsteinrote Stadt auszeichnet. Für uns kommt nach dem letzten Besuch ein weiteres dazu: Lübeck – Die Stadt der Museen. Und selbstverständlich reicht ein Wochenendaufenthalt nicht aus. Erst recht nicht, wenn eine so bedeutende Ausstellung wie „Cranach – Kemmer – Lübeck. Meistermaler zwischen Renaissance und Reformation“ eröffnet wird. Ein ausführlicher Katalog lässt uns die Ausstellung zwar auch nach unserem Aufenthalt nahe sein, doch wann hat man schon die Gelegenheit, 40 Ausstellungsobjekte von 32 Leihgebern so bedeutender Meistermaler wie Lucas Cranach dem Älteren (Lehrer) und Hans Kemmer, dem „Cranach von Lübeck“ (Schüler) vergleichend im Original in einem Museum zu sehen? Dazu gibt es während der Ausstellungszeit vom 24. Oktober 2021 bis 6. Februar 2022 ein umfangreiches Begleitprogramm, das uns u. a. die Zeit, in der die Maler wirkten; Hans Kemmers Lübeck in einem Stadtspaziergang oder Renaissance-Musik im Remter des St. Annen-Museums nahe bringt. Alle Sinne werden bedient und machen so eine Ausstellung in vielen Facetten sehr erlebbar.
Museumsquartier St. Annen
Das Museumsquartier St. Annen befindet sich in den Räumen des 1502 gegründeten und im Zuge der Reformation schon 1532 wieder aufgelösten Augustinerinnenklosters St. Annen. Später diente es als Armen- und als Zuchthaus, als Erziehungsanstalt und Kinderheim. Seit 1915 ist es Museum.

Das Museumsquartier St. Annen befindet sich in den Gebäuden des ehemaligen St.-Annen-Klosters in Lübeck.
Im Museumsquartier vereinigen sich moderne Kunst und mittelalterlicher Glanz. Wechselausstellungen zur Kunst nach 1945 präsentiert die Kunsthalle. Wir hatten noch die Gelegenheit, in der Kunsthalle die Ausstellung „Armin Mueller-Stahl. Nacht und Tag auf der Erde“ zu sehen. Der 90. Geburtstag des in Lübeck lebenden Weltstars war für die Kunsthalle St. Annen Anlass, das Schaffen Mueller-Stahls im Bereich der Schauspielerei, der Musik sowie der bildenden Kunst in den Blick zu nehmen. Wir hoffen, dass diese wunderbare Ausstellung auch einmal in Berlin zu sehen sein wird.
Das historische Museum zeigt in den Räumen des ehemaligen St. Annen Klosters auf fast 9000 Quadratmetern bedeutende Exponate aus dem Mittelalter. So sind zum Beispiel in der Paramentenkammer wertvolle alte Gewänder aus Danzig und Lübeck zu sehen, die Geistliche während des Gottesdienstes trugen. Oder in einem kleinen Innenhof des Klosters sind steinerne Statuen aus dem 18. Jahrhundert zu sehen, die mit durchsichtigen Hüllen vor Umweltschäden geschützt werden.
In einem virtuellen Gang durch sieben Jahrhunderte Kunst und Kultur vereinen sich im St. Annen Museumsquartier beeindruckende mittelalterliche und moderne Architektur. Hier lässt sich viel entdecken: von der Geschichte Lübecks bis zur Gegenwart, völkerkundliche und künstlerische Meisterwerke aus aller Welt. Prachtvolle Altäre – ob geschnitzt oder gemalt – ziehen unsere Blicke an. Eine einzigartige Sammlung – wie sie in diesem Umfang wohl in keinem anderen deutschen Museum zu finden ist. Mittelalterliche Schnitz- und Flügelaltäre sowie eine Reihe vollständig eingerichteter Wohn- und Festräume aus Lübecker Kaufmannshäusern machen den Reiz des historischen Museums aus.
Zu Hans Kemmers Kinder- und Jugendzeit (um 1495-1500 geboren) war das Leben noch ganz dem alten -Weltbild vor der Reformation verpflichtet. Jenseitsvorsorge war angesagt, in der Hoffnung, die Zeit im Fegefeuer verkürzen zu können. Deshalb investierten auch die Lübecker Bürger und Kaufleute in Kirchbauten und kostbare Kirchenausstattungen wie kostbare Altäre.
Als einer der kostbarsten gilt der 1491 in der Hansestadt Brügge von Hans Memling geschaffenen Passionsaltar. Die Lübecker Kaufmannsfamilie Greverade besaß eine Familienkapelle im nördlichen Seitenschiff des Lübecker Domes, der sie den „Memling-Altar“ 1504 stiftete. Das berühmte Passionstryptichon von Hans Memling lässt sich zu drei Ansichten wandeln: die Alltags-, Sonntags- und Festtagsseite. Vollständig geschlossen zeigt das Retabel die Alltagsseite mit der Verkündigung der Geburt Christi an Maria durch den Engel Gabriel. Vollständig geöffnet zeigt die Feiertagsansicht alle bekannten Szenen der Passion und Auferstehung Christi einzeln neben- und untereinander in chronologischer Abfolge: Vom Gebet im Garten Gethsemane ganz oben links auf dem linken Flügel über das zentrale Motiv der Kreuzigung auf Golgatha auf der Mitteltafel bis zur Himmelfahrt ganz oben auf dem rechten Flügel. Frau Dr. Dagmar Täube, Kuratorin der Ausstellung „Cranach – Kemmer – Lübeck. Meistermaler zwischen Renaissance und Reformation“ gefallen „die Lebendigkeit der Figuren, die Brillanz der Farben und die illusionistische Stofflichkeit der Gewänder“. Während einer Führung im Vorfeld der Ausstellung betont sie, dass das Passionsretabel eine der letzten großen Arbeiten Memlings ist, der 1494 verstarb. „Als ein gemaltes Flügelretabel ganz ohne Skulpturen stellte der Memling-Altar in Lübeck zu Beginn des 16. Jahrhunderts noch eine Ausnahme dar.“
Aus dem Begleitprogramm
Cranach und Kemmer am Puls der Zeit
Die Führung mit Dr. Dagmar Täube, Kuratorin der Ausstellung, widmet sich den spannenden Themen und Werken an der Wende vom Mittelalter zur Renaissance und Reformation (31.10., 2.12.2021; 19.1., 6.2.2022, St. Annen Museum, Eintritt + 4 Euro)
Unser Tipp: Stadtspaziergang: Hans Kemmers Lübeck
Dass die historische Altstadt von Lübeck auch heute noch viel aus der Zeit der Reformation erzählen kann, wird bei dieser besonderen Führung erlebbar. Es werden Plätze, Straßen und historische Gebäude besucht, die in Hans Kemmers Leben und Werk eine Rolle spielten. So etwa sein Wohnhaus, seine Begräbnisstätte, die Häuser seiner Auftraggeber:innen, verschiedende Kirchen der Stadt und das Rathaus. Wenn auch viele Häuser der Auftraggeber von Kemmer heute nicht mehr stehen, vermittelt die Umgebung noch heute eine Vorstellung davon, dass die Auftraggeber in exponenter Lage nicht in ärmlichen Verhältnissen lebten und arbeiteten.
Unser Stadtspaziergang durch die Lübecker Altstadt stellt nur einige Orte vor, die mit dem Wirken des Lübecker Meistermalers Hans Kemmer und dem Beginn der Reformation in der Hansestadt in Verbindung stehen. Weitere Orte des Stadtspaziergangs (inkl. Stadtplan) finden Sie in dem Begleitprogrammheft zur Ausstellung „Cranach – Kemmer – Lübeck“ – Programm, www.st-annen-museum.de
Museumspädagogin Cornelia Nikolai begleitet den Stadtspaziergang (21.11., 19.12. 2021; 9.1., 23.1.2022, Treffpunkt St. Annen Museum, Eintritt + 4 Euro).
Dom
Mit dem Bau des Domes wurde schon 1378 im Stil der Romanik begonnen. Im 13. Jahrhundert setzte das Bürgertum gegenüber dem Klerus modernere Bauformen durch, die Formensprache der französischen Gotik wurde Vorbild. Romanisches Querhaus und gotischer Chorumgang veranschaulichen diesen Wandel. Eine Kernaussage des christlichen Glaubens ist im Dom allgegenwärtig: Christus triumphiert über den Tod. Das 17 Meter hohe Triumphkreuz in der Mitte des Doms zeigt Szenen aus der biblische Geschichte von der Schöpfung der Welt bis an das Ende aller Tage. Es wurde durch Lübecks bedeutendsten Bildschnitzer Bernt Notke zwischen 1471 und 1477 geschaffen. Zu den Auftraggebern Hans Kemmers gehörten Anhänger der Reformation, aber auch der katholischen Lehre. Das beweist das Porträt des Domherren Christoph Tiedemann, dessen Bruder eine der letzten altgläubigen Bischöfe von Lübeck war.
Museumskirche St. Katharinen
Nicht nur im Vorübergehen lohnt eine Besichtigung der Kirche des ehemaligen Franziskanerklosters. Die Klosterkirche (um 1300) im Weltkulturerbe ist die einzig erhaltene der vier Lübecker Klosterkirchen. Sie ist der Heiligen Katharina von Alexandrien geweiht. Sie wurde ohne Turm erbaut und war einst Zentrum der Franziskaner im Ostseeraum. In der Museumskirche rechts an der südlichen Stirnwand befindet sich das Meisterwerk „Erweckung des Lazarus“ des venezianischen Malers Jacopo Tintoretto (1576). Lübecker Kaufleute erwarben es einst in Venedig für ihre Stadt.
An der Westfassade lohnt ein Blick hinauf zu einer Figurengruppe, die in den Nischen steht. 1929 entwarf Ernst Barlach den Figurenzyklus „Gemeinschaft der Heiligen“, für den er selbst die drei Figuren (links) schuf. Sie wurden von den Nationalsozialisten als „Entartete Kunst“ eingestuft und durften nicht aufgestellt werden. Gerhard Marcks übernahm nach dem Zweiten Weltkrieg den an Barlach erteilten Auftrag und vollendete die Figurengruppe.

Die Katharinenkirche, einst Kirche des ehemaligen Franziskanerklosters, gehört zu den schönsten Backsteinkirchen Lübecks
Hans Kemmer hat in der Kirche seine letzte Ruhestätte gefunden, die allerdings bislang nicht genau lokalisiert werden konnte.
Die Katharinenkirche wurde von 2011 bis 2016 restauriert. Sie dient heute als Museumskirche mit wechselnden Ausstellungen.
Katharinenkirche, Königstraße, Ecke Glockengießerstraße, 23552 Lübeck, www.museumskirche.de
Rathaus von Lübeck
Als ein „Märchen aus Stein“ empfanden Reisende des 19. Jahrhunderts das Lübecker Rathaus. Es wurde häufig den jeweils aktuellen Bedürfnissen entsprechend im Stil der jeweiligen Zeit um- und ausgebaut. Vom Marktplatz aus wird ein Stilmix sichtbar: Einer gotischen, von drei schlanken Türmchen gekrönten Schauwand aus dunkelrotem Backstein (erbaut 1435) wurde 1570 ein niedriger Vorbau mit Rundbogen-Arkaden im Stil der Renaissance angefügt. Im rechten Winkel dazu schließt sich das wiederum höhere „Lange Haus“ an (erbaut 1298 bis 1308), ein Tanzsaal über einer offenen, zweischiffigen Arkadenhalle, in der bis 1868 die Goldschmiede der Stadt ihre Verkaufsbuden betrieben. Geht man hindurch, kommt man in die Breite Straße, wo dem Rathaus noch 1887 eine neugotische Eingangshalle mit großer Freitreppe hinzugefügt wurde. Das Rathausinnere kann man bei einer Führung kennenlernen.
Viele der Lübecker Ratsherren und Bürgermeister ließen sich von Hans Kemmer porträtieren oder gaben Andachtsbilder bei ihm in Auftrag. Bis heute beherbergt das Rathaus eine Galerie mit Bürgermeisterporträts, die bis heute fortgeführt wird.
St. Jakobi
Die mittelalterliche gotische Schifferkirche Lübecks wurde im Wohngebiet der Seeleute erbaut und 1227 als Seefahrerkirche geweiht. Sie hat den Zweiten Weltkrieg unversehrt überstanden. Ihre Widmung ist ein Hinweis darauf, dass Lübeck auch schon frühzeitig Touristen anlockte: skandinavische Pilger auf ihrem Weg zum Wallfahrtsort Santiago de Compostella im fernen Nordwestspaniens suchten hier den Schutz des heiligen Christophorus, der als Schutzheiliger der Reisenden gilt. Ein anderes Ausstellungsstück: Das geborgene Rettungsboot II des 1957 im Atlantik gesunkenen deutschen Großseglers Pamir, das heute an die Gefahren auf See erinnert. Seit 2007 wird die Jakobikirche als internationale Gedenkstätte der zivilen Schifffahrt genutzt und in Gedenkveranstaltungen der Opfer auf See gedacht. Die großartige Akustik des Kirchenraums macht sie zur Kirche der Musik, mit drei Orgeln, deren Ursprünge auf das Mittelalter zurückgehen, bietet sie wertvolle Instrumente von Weltruf. Von der Jacobikirche ging 1529 der sogenannte Singerkrieg aus, als mutige Lübecker Bürger ihre Stimme erhoben und während der katholischen Messe lutherische Lieder anstimmten. Mit dieser friedlichen Revolution trugen sie zur Einführung der Reformation in Lübeck bei.
St. Aegidien
In unmittelbarer Nähe des St. Anna Museums liegt die St. Aegidienkirche, in der 1530 der erste evangelische Abendmahlsgottesdienst in Lübeck gefeiert wurde.
Während der Ausstellung finden in der Kirche mit Pastor Thomas Baltrock folgende Begleitveranstaltungen statt:
- Die Klassiker der Klassiker – Lieblingslektüren der Humanisten (20.11.2021)
- Erasmus und Luther – Der Streit um die Freiheit (8.1.2022)
- Spuren einer Ausstellung: „Luther und die Folgen für die Kunst“, Hamburger Kunsthalle 1983/84
Hansestadt Lübeck
St. Annen-Museum, St. Annen-Straße 15, 23552 Lübeck
www.st-annen-museum.de
Weitere Informationen: www.luebeck-tourismus.de
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