Matera in der süditalienischen Region Basilikata ist Europäische Kulturhauptstadt 2019 und das zu Recht! Die lukanische Stadt beeindruckt vor allem mit ihren jahrtausendealten Felsenkirchen und den Sassi, in den Felsen gehauene Höhlen. Diese waren bis hinein in die 1960er Jahre bewohnt. 1993 wurden die Sassi von Matera in die Weltkulturerbeliste der UNESCO aufgenommen. Damit stehen sie auf der gleichen Stufe wie die Schlösser und Gärten von Berlin und Potsdam (Schloss Sanssouci, der Kölner Dom, die Völklinger Hütte im Saarland oder das Bergwerk im schlesischen Tarnowitz.
Ein Spaziergang durch Matera ist wie eine Reise in eine vergessene Vergangenheit und die Stadt wird auch nicht zufällig das „zweite Bethlehem“ genannt. Matera war Schauplatz der Inszenierung der Filme „Die Passion Christi“ von Mel Gibson und „Das 1. Evangelium nach Matthäus“ von Pier Paolo Pasolini.
Was man in Matera erleben sollte
Wir waren unlängst in Matera. Die Stadt steht als Symbol einer Bevölkerung, die es schafft ihre Traditionen aufrechtzuerhalten. In den 50er Jahren wurde die Bevölkerung wegen der damals herrschenden unhaltbaren hygienischen Verhältnisse umgesiedelt. Später kamen vor allem junge Leute, Künstler und Architekten zurück.
Die schönsten Beispiele der in den Tuffstein gehauenen Denkmale sind die über Jahrhunderte entstandenen Kirchen, viele von ihnen mit kunstvollen Fresken ausgeschmückt. Einige der Kirchen sind in der Hochebene verteilt oder befinden sich im Innern des engen Straßennetzes von Matera.
Ein Spaziergang im historischen Zentrum von Matera ist eine Reise in das Dunkel der Vergangenheit. Dieses Gebiet war bereits im Paläolithikum bewohnt, als die ersten Höhlensiedlungen entstanden. Die Menschen schlossen einen unsichtbaren Pakt mit der Natur. Die Natur bestimmte das Leben. So erleben wir bei einer Stadtführung sowohl die unterirdischen Siedlungen, aber auch ausgeklügelte Steinbauten, die von einer effektiven Nutzung der natürlichen Ressourcen zeugen. Matera ist auch als Filmkulisse berühmt. Pier Paolo Pasolini drehte die Szene der Geburt Christi in seinem Matthäusevangelium (1964) in den Sassi von Matera. Mel Gibson drehte den Großteil der Außenszenen seines Filmes Die Passion Christi (2004) in den Sassi, in der Schlucht und auf dem Hügel auf der gegenüberliegenden Seite der Materaschlucht. Es gibt einen Filmpfad quer durch die Stadt.
Man sollte unbedingt den Parco Archeologico Storico Naturale della Murgia e delle Chiese Rupestri del Materano (Archäologisch-Historischer Naturpark der Murgia und der Felsenkirchen von Matera) besuchen. Das ist ein regelrechtes Freilichtmuseum, das sich über eine Fläche von 8.000 Hektar, zwischen den Gemeinden von Matera und Montescaglioso ausdehnt und auf den ersten Blick wie eine felsige Wüste, durchsetzt von tiefen Canyons, erscheint.
Weitere Infos:
www.matera-basilicata2019.it/en/
www.aptbasilicata.it
www.basilicataturistica.it
Blick in eine Höhlenwohnung, heute Teil der Thymius Residence, Foto: Weirauch
Was ist eine Kulturhauptstadt ?
Der Titel „Kulturhauptstadt Europas“ wird jährlich von mindestens einer europäischen Stadt geführt. Mit Beschluss des Rates der Europäischen Union am 13. Juni 1985 wurde der Vorschlag der damaligen griechischen Kulturministerin Melina Mercouri umgesetzt. Dieser Vorschlag sah vor, jährlich eine europäische Kultur(haupt)stadt zu benennen, mit dem Ziel die europäische Integration zu stärken. Seit 2010 darf auch eine Stadt außerhalb der EU den ehrenwerten Titel tragen. Für Vorbereitung und Durchführung des Programms steht den Städten ein Budget von insgesamt 65,5 Millionen Euro zur Verfügung. Leeuwarden (Niederlande) und Valletta (Malta) waren „Kulturhauptstadt 2018“. Die erste europäische Kulturhauptstadt war 1985 Athen. 2020 fiel die Wahl auf Galway (Irland) und Rijeka (Kroatien).
Das Team der Thymus Residenz in Matera, Foto: Weirauch
Hier ein weiterer Beitrag zu Matera – der Kulturhauptstadt 2019
Chemnitz ist 2025 Kulturhauptstadt Europas
https://goo.gl/maps/4qjP1bsm7WK2
Buchtipp: Annette Krus-Bonazza Kalabrien und Basilikata im Michael Müller Verlag
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