Torgau, die besterhaltene Renaissancestadt Deutschlands, malerisch an der Elbe gelegen, ist an sich schon eine Reise wert. Doch das Sahnehäubchen bildet Schloss Hartenfels, einst Residenz der Kurfürsten, dann militärische Festung und jetzt Hauptsitz des Landratsamts Nordsachsen. Bei der Restaurierung des eindrucksvollen Bauwerks haben Landkreis und Förderer viel Liebe zum Detail bewiesen. Durch den Schlossgraben tapsen wieder drei Braunbären. Die Schlosskapelle, von Martin Luther 1544 als weltweit erster protestantischer Kirchenneubau geweiht, erstrahlt in alter Schönheit. Und der prächtige Wendelstein im Schlosshof zieht die Blicke der Besucher, die auch per Schiff oder auf dem Elberadweg anreisen, geradezu magisch auf sich.
Kurfürst erwacht zum Leben
„Nach der äußeren Sanierung bestand der große Wunsch, das Schloss auch von innen erlebbar zu machen“, – so der Landrat Kai Emanuel. „Das ist gelungen. Inzwischen können wir stets drei Ausstellungen unterschiedlichster Art anbieten.“ Auf Dauer angelegt ist Standfest. Bibelfest. Trinkfest. in den kurfürstlichen Gemächern.
Weil von deren Originaleinrichtung nichts geblieben ist, lassen Projektionen das einstige Ambiente nachempfinden. Aufwendig animiert erwachen der letzte Ernestiner Kurfürst Johann Friedrich der Großmütige und seine Gemahlin Sibylle zum Leben. Mit multimedialer Technik von heute erhält der Besucher einen Einblick in das höfische Leben von damals. Ein museal einzigartiges Erlebnis, geeignet für die ganze Familie.
In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts avancierte Torgau zum politischen Zentrum der Reformation. Kurfürst Johann Friedrich der Großmütige demonstrierte seine Stellung als führende weltliche und geistliche Autorität durch Architektur und Ornament an der Fassade des Schlosses. Prominentes Beispiel dieser Repräsentationsarchitektur ist der Große Wendelstein.
Die Schlosskapelle wurde von Martin Luther 1544 persönlich eingeweiht. Sie gilt als erster protestantischer Kirchenneubau und wurde beispielgebend für weitere Sakralbauten. Lucas Cranach und seine Werkstatt wirkten hier ebenso wie Johann Walther, der in Torgau die erste Kantorei und schließlich die sächsische Hofkappelle gründete. 1627 wurde hier mit „Daphne“ von Heinrich Schütz die erste deutschsprachige Oper uraufgeführt.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde das Schloss Teil der sächsisch-napoleonischen Festung und später preußische Kaserne. Am 25. April 1945 bot Schloss Hartenfels die Kulisse für die amerikanischen Soldaten, die den Kontakt zu den Sowjettruppen aufnahmen. Das nachgestellte Foto ihres Handschlages ging um die Welt und wurde zum Symbol für das Ende des 2. Weltkrieges.
Heute ist Schloss Hartenfels Sitz des Landratsamtes Nordsachsen und ein Denkmal von internationaler Bedeutung. Ständig wechselnde Ausstellungen verleihen dem Ort überregionale Strahlkraft. Die Kapelle wird als lebendiges Haus Gottes genutzt und zur freien Besichtigung sowie zu Gottesdiensten geöffnet.
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