Die fünf Kilometer lange Nürnberger Stadtmauer, deren Grundriss einem Parallelogramm ähnelt, gehörte zu den größten im spätmittelalterlichen Europa. Die jetzige Mauer wurde 1452 vollendet. Im Gegensatz zu vielen anderen Städten von Nürbergs Größenordnung blieb die Stadtumwallung bis heute fast vollständig erhalten, nur einige zhusätzliche Durchbrüche wurden vorgenommen, um das steigende Verkehrsaufkommen zu bewältigen.
Burgviertel
In dem unterhalb der Burg gegelegenen Viertel sind zahlreiche Kneipen und Gaststätten zu finden. Ein Rummel durch die engen Straßen und Gassen im nordwestlichen Teil der Stadtbefestigung vermittelt eine gute Vorstellung davon, wie Nürberg vor dem Krieg ausgesehen haben dürfte. Unterhalb des Burgviertels befinden sich die Felsengänge mit ihren historischen Wasserstollen: sie sind nur im Rahmen einer Führung begehbar. Die bis zu vier Etagenin den Sandstein geschlagenen unterirdischen Anlagen verfügen über ein ausgeklügeltes System zur selbstätigen Durchlüftung dieses weitläufigen Labyrinthes. Im Laufe der Jahrhunderte hatten die Keller und Gänge verschiedene Funktionen: Sie dienten der Wasserversorgung, als Bier- und Weinkeller, zur Lagerung von Lebensmitteln, und im Zweiten Weltkrieg wurde in den Felsengängen ein großer wurde in den Felsegängen ein großer Teil der Nürberger Kunstschätze untergebracht, wo sie die Kriegsereignisse unbeschadet überstanden haben.
Dürerhaus
Das aus dem frühen 15. Jahrhundert stammende Gebäude steht am Tiergärtnertorplatz. Albrecht Dürer hatte es 1509 erworben und bis zu seinem Tod im Jahre 1528bewohnt. Somit dürften viele seiner bekanntesten Bilder hier entstanden sein. Das Haus wurde später allerdings mehrfach veröndert: so stammt z. B. der 1898 hierher versetzte Giebelerker von einem anderen Gebäude (ursprünglich befand sich am Dürerhaus ein Aufzugserker). Das Haus wurde im frühen 19. Jahrhundert ein Wallfahrtsort für Romantiker und Künstler. 1828, zum 300. Geburtstag Dürers, kaufte es die Stadt Nürnbergs. Heute befindet sich hier ein Museum, das Nürnbergs berühmtesten Sohn vorbildlich in den Mittelpunkt der Dauerausstellung rückt. Ein Lob verdient das ansprechende museumsdidaktische Konzept, das Dürer dem Besucher multimedial näher bringt.
In einer rekonstruierten Werkstatt wird gezeigt, wie damals Leim und Farben hergestellt wurden und wie Holzschnitte, Kupferstiche und Tafelbilder entstehen. Seit dem Sommer 2012 werden in einem neu eingerichteten Saal hochwertige Kopien aus städtischem Besitz präsentiert. Da die Reichsstadt Nürnberg immer wieder Originalgemälde an Herrscher wie den bayerischen Kurfürsten Maximilian abgeben musste, entstand der Wunsch, Dürers Gemälde wenigstens in adäquaten Kopien zu besitzen. In der Dachgalerie kann man sich zudem das „Graphische Kabinett“ ansehen, das Wechselausstellungen aus den Beständen der Graphischen Sammlung der Stadt Nürnberg zeigt. In einer authentisch nachgebildeten Malerwerkstatt werden zudem künstlerische Techniken demonstriert. Touchscreens und interaktive Medienstationen erleichtern den Zugang zu Dürers Werk.
Dürerhaus
Albrecht-Dürer-Straße 39, 90403 Nürnberg
Tel. +911 231 2568
Öffnungszeiten: Di, Mi 10-17 Uhr, Do 10-20 Uhr, Fr 10-17 Uhr, Sa-So 10-18 Uhr, Mo geschlossen
albrecht-duerer-haus@stadt.nuernberg.de
www.museen.nuernberg.de
Sankt Johannis Friedhof
Der traditionsreiche Stadtteil im Westen der Altstadt verfügt mit seinen Hesperidengärten und dem Johannisfriedhof über zwei kulturelle Highlights. Der in seiner Anlage einzigartige Johannisfriedhof kann zu den künstlerisch und kulturgeschichtlich bedeutendsten Friedhöfen in Europa gezählt werden.
Und Dies nicht nur deshalb, weil hier die berühmtesten Söhne Nürbergs, darunter auch Albrecht Dürer, Veit Stoß, Willibald Pirckheimer und Wenzel Jamnitzer begraben liegen. Die Epitaphien, die die ansonsten schlichten und gleich ausgerichteten liegenden Sandsteingrabmäler zieren, sind ein wahres Bilderbuch der Sozialgeschichte. Die Inschriften und Wappen künden von der sozialen Stellung des Toten, erzählen von seinem Beruf (Bäcker, Steinmetz Brauer etc.), seinen Kindern oder ob er keine, eine oder fünf Ehefrauen überlebt hat.
Beim gemütlichen Umherschlendern kann man auch leicht die eine oder andere kuriose bzw. humormistische Darstellung entdecken. Die Grabstätten wurden des Öfteren neu vergeben; so ruhen im Grab von Albrecht Dürer (Nr. 649) außer ihm und seiner Frau Agnes noch fünf Personen, die im Heilig-Geist-Spital gestorben waren, sowie drei Kupferstecher. Als man 1811 das Grab öffnete, um Dürers Genie an den Ausmaßen seines Schädels nachzuweisen, konnte man ihm schon keinen der gefundenen Schädel mehr zuordnen.
Das seit der Renaissance verstärkt ausgeprägte Bewusstsein für die Natur und der barocke Hang zur Repräsentation führten zur Anlage der Hesperidengärten in Johannis. Man pflanzte und züchtete in der Frühen Neuzeit hier bis zu 93 verschiedenen Arten von Zitrusfrüchten. Die für die damaligen Verhältnisse extrem teuren und seltenen Zitrus- und Pomeranzenfrüchte sorgten für ein exotisches Flair. In Johannis bildeten diese Gärten einen zusammenhängenden Komplex, der sich von der Johannisstraße bis hinunter zur Hallerwiese und dem Riesenschritt erstreckte. Der typische Grundriss eines Hesperidengartens (Hesperiden waren in der antiken Mythologie Nymphen, aus deren Garten Herakles drei goldene Äpfel entwendete) bestand aus einem hufeisenförmigen Vorderhaus, einem Aufzuchtbereich, dem eigentlichen Ziergarten – dem sich ein Obst- und Gemüsegarten mit einer freien, ungenutzten Fläche anschloss – und aus dem abschließenden Gartenhaus.
Sankt Johannis-Friedhof
Johannisstraße 47, 90419 Nürnberg
Tel. +911 330516
Öffnungszeiten: April bis Oktober täglich 8-20 Uhr
friedhof@st-johannis-nuernberg.de
www.st-johannisfriedhof-nuernberg.de
Was man in der Umgebung von Nürnberg unbedingt sehen sollte:
Schwabach
Die alte Markgrafenstadt Schwabach, der kleinsten kreisfreien Städte Deutschlands, schließt den Nürnberger Ballungsraum nach Süden hin ab. Für die erfolgreiche Sanierung des alten Stadtbildes wurde Schwabach 1979 als einzige deutsche Stadt mit der „Europa-Nostra-Medaille“ belohnt.
Eine lange Tradition hat das Handwerk des Goldschlagens und der Nadelherstellung. In über 40 Länder der Welt werden alljährlich fünf Milliarden Nadeln aus Schwabach exportiert. Das Hämmern der Goldschläger bestimmt seit Jahrhunderten den Rhythmus der Stadt, auch wenn heute nur noch fünf Betriebe gezählt werden, im Gegensatz zu den 127 Goldschlägereien von 1924. Sie beschäftigten rund 1000 Personen und verarbeiteten eine Tonne Rohgold.
Das Blattgold eignet sich übrigens nicht nur zum Verzieren von Kunstgegenständen und Verschließen von Operationswunden, man kann es auch trinken. Es schwimmt nämlich im Schwabacher Goldwasser, einem Gewürzlikör mit feinen Goldplättchen. Heute profitiert und leidet Schwabach gleichermaßen von seiner Nähe zu Nürnberg. Mode- und anderen Fachgeschäften fällt es schwer, sich gegen die scheinbar übermächtige Konkurrenz zu behaupten. Und auch eine ansprechende Kneipen- und Cafészene sucht man vergeblich. Viele Schwabacher trauern noch den Zeiten nach, als in den 1980er Jahren noch das New Wave und das Lichtspielhaus Publikum aus Nürnberg anlockte.
Roth ist voll auf Draht
Inmitten des Fränkischen Seenlandes und nur 7 Kilometer vom Rothsee entfernt, liegt die Kreisstadt Roth.
“roth voll auf Draht” lautet der Slogan. Meine Erwartungen waren recht groß. Denn vor einigen Jahren, als Borten im Potsdamer Schlos Sanssouci erneuert wurden, sagte eine Restauratorin: “Wir haben diese in einer Fabrik Roth in der Nähe von Nürnberg herstellen lassen. Dort kann man das noch erleben.” Von leonischer Industrie war die Rede. Leonisch, was ? Ich konnte mir wenig darunter vorstellen. Hier findet ihr mehr dazu.
Informationen zu Nürnberg gibt es bei Nürnberg Tourismus.
Buchtipp
Nürnberg im Verlag DOM Publishers
von Richard Woditschek
Nürnberg nimmt einen besonderen Platz in der deutschen Geschichte ein: Ort der Reichstage des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, bedeutendes Zentrum des deutschen Humanismus, aber auch »Stadt der Reichsparteitage« der NS-Zeit sowie Stätte der Kriegsverbrecherprozesse. Heute ist die Stadt das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum der Metropolregion Nürnberg sowie ein bedeutender Industrie- und Messestandort. Dieser Architekturführer, entstanden in Zusammenarbeit mit Studierenden der Fakultäten Architektur und Design der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm, ist eine umfassende Dokumentation der vielschichtigen Architektur Nürnbergs. In zehn Rundgängen, die vom Zentrum bis zur Peripherie führen, werden insgesamt 245 Bauten aus rund 800 Jahren Stadtgeschichte vorgestellt. Ergänzt wird diese Darstellung durch neun Essays, die die Hintergründe der baulichen Entwicklungen in dieser bedeutsamen deutschen Stadt beleuchten.
Hinterlasse einen Kommentar