Wer von Berlin nach Hannover mit dem ICE fährt, oder auch umgekehrt, der durchrast hinter Groß Behnitz im Havelland eine mehrere hundert Meter lange aufgeschüttete Böschung mit meterhohen Wällen. Kaum jemand weiß, welche Bedeutung diese hohen Wälle beiderseits der Bahnstrecke haben. Diese Mitte der 1990er Jahre angelegten sieben Meter hohen Erdwälle sind ein Schutz für die Großtrappen, die im Havelländischen Luch leben. Wegen der hohen Zusatzkosten für die mehrere Kilometer langen Wälle erhielten die streng geschützten Großtrappen den Beinamen „Teuerster Vogel Brandenburgs“. Aber die 12 Millionen Euro teure Investition hat sich gelohnt. Die Population der als schwerste flugfähige Vögel Europas geltenden Großtrappen hat sich erholt. Das Wissen um diese so seltenen Tiere ist gefragt. Deshalb hier einige Informationen:
Wissenswertes über die Großtrappen
- „Hochwild“
Früher galt die Großtrappe als Hochwild. Sie durfte nur vom Kaiser, König und Adel gejagt werden. 1900 verzeichneten die königlichen Hofjagdämter in Preußen 820 gejagte Trappen.
2. „Ackertrapp“ oder „Trappgans“
waren früher weitere Bezeichnungen für die Großtrappen. Im Oberwendischen wurde sie auch Dudak, im Niederwendischen Gropun genannt.
3. Heute unterliegt die Großtrappe ganzjährig der Jagdruhe.
4. Bei der Balz erhöht sich die Herzschlagrate der Hähne bis auf 900 Schläge je Minute.
5. Die erwachsenen Trappen fressen Kräuter, Blütenstände, Insekten und Kleinsäuger. Die Jungtiere werden anfangs ausschließlich mit Insekten gefüttert. In den ersten beiden Lebenswochen benötigten sie mehr als 10 000 Insekten, fast ein Kilogramm, um zu überleben.
6. Trotz ihres Gewichts sind Großtrappen kraftvolle und ausdauernde Flieger. In Mitteleuropa leben sie als Standvögel, in Russland als Zugvögel, die etwa 1000 Kilometer bis ins ukrainische Winterquartier ziehen.
7. Das Verbreitungsgebiet der Großtrappen liegt zwischen Spanien und der Mongolei. Allerdings ist es nur noch inselartig besiedelt.
8. Großtrappen sind näher mit den Kranichen als mit den Hühnern verwandt. Hätten wir so auch nicht gewußt.
9. Großtrappen ruhen beim Schlaf auf dem Bauch. Den Kopf ziehen sie dabei zwischen die Schultern.
10. Die Großtrappe kann nicht wie der Storch auf einem Bein stehen, da sie keine Hinterzehe hat.
11. Großtrappen können 20 bis 25 Jahre alt werden.
12. Großtrappen bald bei Terra X ?
Auch Tierfilmer Uwe Kieling ist Fan der Großtrappen. Nach seinem Besuch bei den Großtrappen am Neusiedler See in Österreich vor einiger Zeit, filmt er jetzt auch die Großtrappen in Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Unterstützt vom Förderverein Großtrappen wird es sicher wieder ein spannender Film , den wir uns hoffentlich bald auf Terra X anschauen können. Wie wir Andreas Kieling von vielen seiner faszinierenden Tierdokumentationen kennen, wird er dabei vielfältige Hintergründe über den „Märkischen Strauß“ darstellen und sicher auch mit Kritik nicht sparen. Denn noch ist viel zu tun, um die langsam wachsende Population der streng geschützte Vögel zu erhalten. Ich denke da nur an Windräder und ausufernde Hochspannungsleitungen, aber auch an Bindegarn auf den Feldern.
Quelle: Die Großtrappe – der märkische Strauß. Hrsg. v. Ministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz, Landamt für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz, fachliche Beratung: Torsten Langgemach, mit Unterstützung des Fördervereins Großtrappen e.V.
Hier der Bericht zu einer wichtigen Konferenz über Großtrappen in Europa.
Hier geht es zum Förderverein Grosstrappen
wo kann man Grosstrappen sehen bzw. wo gibt es Führungen zur Balz ?
Upgrade 2024
Mehr Großtrappen in Sachsen-Anhalt gezählt
Der seltene Vogel wird auch als „Märkischer Strauß“ bezeichnet. Um die Jahrtausendwende war er fast komplett aus Deutschland verschwunden. Das hat sich geändert.
Der Bestand der bedrohten Großtrappen hat sich in Sachsen-Anhalt weiter stabilisiert. Nach Angaben des Umweltministeriums in Magdeburg leben allein in Sachsen-Anhalt 132 der Tiere. Deutschlandweit seien es insgesamt rund 300 Vögel. Die größte Population in Sachsen-Anhalt befindet sich den Angaben zufolge im Fiener Bruch (Jerichower Land). Vor zwei Jahren wurde mit der Wiederansiedlung im Zerbster Land (Landkreis Anhalt-Bitterfeld) begonnen. Inzwischen sind nach Ministeriumsangaben 13 Tiere in der Region wieder ansässig. Um die Jahrtausendwende war die Großtrappe aus Sachsen-Anhalt fast verschwunden. Damals wurden im Fiener Bruch nur noch fünf Weibchen gezählt. Der auch als „Märkischer Strauß“ bekannte Vogel gehört mit bis zu 17 Kilogramm zu den schwersten flugfähigen Vögel der Welt. Er ist seit Jahrtausenden in Mitteleuropa heimisch, bis zur Industrialisierung lebten die Vögel verteilt über das gesamte Norddeutsche Tiefland. Unter anderem die intensive Landwirtschaft und die Zergliederung der Landschaft hatten die Tiere in Deutschland fast ausgerottet – 1997 gab es in ganz Deutschland nur noch 57 Exemplare.
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